Evangelium nach Lukas (1,39-45)
Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.
Gedanken zum Evangelium
Zwei schwangere Frauen begegnen sich. Die eine ist aus einer vornehmen Familie, denn ihr Mann ist ein angesehener Jerusalemer Tempelpriester. Beide sind schon älter. Die andere ist ein junges Mädchen, 12 höchstens 14 Jahre alt. Ihr Mann ist ein einfacher Bauarbeiter, ein Zimmermann. Die beiden Frauen sind miteinander verwandt. Das Besondere an diesen beiden Frauen ist: Ihre Kinder werden die Geschichte der Menschheit verändern. Mit ihnen beginnt Gott ein neues Kapitel in seiner Geschichte mit den Menschen.
Das eine Kind wird später in die Wüste ziehen und von Gott reden, so dass viele sich ihm anschließen, sich von ihm taufen lassen und so ihre Bereitschaft aussprechen, ihr Leben zu ändern. Das andere Kind wird sich als erwachsener Mann ihm anschließen und dann trotzdem seinen eigenen Weg gehen. Er wird anders von Gott reden, ja Gott durch seine Worte und Taten spürbar, erfahrbar, sozusagen „hautnah“ erleben lassen. Dieses Kind ist also ein Segen!
Die Mütter, die da jubeln über ihre Kinder, werden aber auch deren brutale Ermordung erleben müssen. Ihre Kinder werden Zeichen des Widerspruchs werden. Diese idyllische Szene von zwei begeisterten, werdenden Müttern wird eine dramatische Wende nehmen. Das eine Kind, das aus der vornehmeren Familie, wird den Weg für das Kind aus der ärmeren Familie frei machen, Menschen auf ihn aufmerksam machen und sagen: Er ist für euch der Retter! Es wird aber eine Zeit dauern bis die Menschen das wirklich verstehen.
All dies hat der Evangelist in diese kleine, rührende Szene mit den schwangeren Frauen hineingepresst.
Warum ist das alles jetzt noch, 2000 Jahre später, erwähnenswert? Was geht dieses Kind, dieser Mann aus Nazareth, dieser Jesus mich an? Es geht eine Kraft von ihm aus. Er lässt mich nicht kalt. Er stellt auch mein Leben auf den Kopf. Er fordert mich, wie keiner sonst. Aber dadurch gibt er meinem Leben Tiefe und Sinn. Auf ihn möchte ich nicht verzichten, denn ich wäre in meinem Leben orientierungslos, verloren. Er rettet mich aus meiner Verlorenheit. Wahrscheinlich wäre ich total verzweifelt wenn ich mir anschaue, was sich auf der Weltbühne alles abspielt. Ist das das wahre Leben? Jesus ist mir deshalb wichtig und darum möchte ich in einigen Tagen seinen Geburtstag feiern. Ich möchte an ihn glauben, wie seine Mutter es tat.
Was sagt da ihre Cousine im heutigen Evangelium zu ihr? „Selig ist die, die geglaubt hat…“ Ich preise dich glücklich, ich gratuliere dir, weil du so glaubst. Maria verstand auch nicht alles von Gott und der Welt, und die Entwicklung ihres Sohnes, muss für sie sehr undurchschaubar gewesen sein. Aber: „Sie bewahrte alles sorgfältig in ihrem Herzen.“ Das ist eine wichtige Voraussetzung zum Glauben, ein wesentlicher Schritt, zum Vertrauen auf Gott zu finden: Gottes Wort sorgfältig im Gedächtnis bewahren, es im Herzen zusammensetzen, überdenken, erwägen, prüfen - und es dann als richtig und wahr erkennen, es immer besser verstehen und Gott immer mehr vertrauen.
Gott spricht nicht nur in den Schriften der Bibel zu mir, sondern auch durch Mitmenschen, in den Ereignissen meines Lebens, in allem, was in der Welt geschieht.
Wenn ich so, wie Maria, diese Ereignisse genau beobachte und gründlich darüber nachdenke, d.h., sie hinterher durchdenke, in meinem Herzen betrachte und prüfe, werde ich Gottes Spuren, Gottes wunderbares Wirken, Gottes Nähe entdecken.
Weihnachten ist eine gute Gelegenheit in meinem Herzen zu überlegen, was dieser Jesus für mein Leben bedeutet.
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