Neujahr

2010. 01. 01

EVANGELIUM nach Lk (2,16-21):

Die Hirten liefen hin, kamen zum Stall und fanden Maria und Josef und bei ihnen das Kind in der Futterkrippe. Als sie es sahen, berichteten sie, was ihnen der Engel von diesem Kind gesagt hatte. Und alle, die dabei waren, staunten über das, was ihnen die Hirten erzählten. Maria aber bewahrte all das Gehörte in ihrem Herzen und dachte immer wieder darüber nach.

Die Hirten kehrten zu ihren Herden zurück und priesen Gott und dankten ihm für das, was sie gehört und gesehen hatten. Es war alles genauso gewesen, wie der Engel es ihnen verkündet hatte.

Nach acht Tagen war es Zeit, das Kind beschneiden zu lassen. Es bekam den Namen Jesus - so wie es der Engel des Herrn angeordnet hatte, noch ehe Maria das Kind empfing.

Worte haben oft eine tiefere Bedeutung!

„Einen guten Rutsch“

„Einen guten Rutsch“ wünschen wir einander. Was soll das heißen? In der jüdischen Sprache heißt der 1. Tag des Neuen Jahres „Rosch-ha-schannah“, wörtlich übersetzt „Kopf des Jahres“. So wünschen Juden einander ein gutes Neues Jahr. Diese Worte wurden vielfach nicht mehr verstanden, so wurde daraus der „Rutsch“.

Aaronitischer Segen

In der 1. Lesung haben wir den Segen über Aaron gehört. Dieser sogenannte Aaronitische Segen hat für Juden bis heute eine große Bedeutung, und er hatte sie in der Geschichte Israels und des Judentums. So haben Archäologen vor einigen Jahren am Rande des Hinnomtales bei Jerusalem zwei silberne Röllchen gefunden, in die der Aaronitische Segen eingraviert war. Diese Röllchen waren Verstorbenen im Grab aufgelegt worden. So wurde die Weisung der Schrift wortwörtlich erfüllt, die lautet: „So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen“. Die zum Gottesvolk gehören, sollen also über den Tod hinaus im Segen Gottes geborgen bleiben. – Doch was ist das eigentlich, ein „Segen“?

„Gut sprechen“ - „Schlecht sprechen“

In der lateinischen Sprache heißt segnen „benedicere“, wörtlich: „gut sprechen“, direkt zu jemandem oder über jemanden; also „gut sprechen“ im Sinne von loben. Da wird zu Maria gesagt: „Du bist gebenedeit unter den Frauen.“ Das wird übersetzt mit „Du bist gesegnet unter den Frauen“ oder mit „Du bist gepriesen unter den Frauen.“

Wie wir zu jemandem oder über jemanden sprechen, ist nicht bedeutungslos. Böse Worte vergiften die Atmosphäre; sie entmutigen, verhärten und lähmen den Menschen zu dem sie gesprochen wurden. – Dies gilt auch für den umgekehrten Fall: Wenn wir zu einem anderen Menschen oder über ihn gut sprechen, dann schafft das eine gute Atmosphäre; es ermutigt ihn, baut ihn auf, setzt in ihm Kräfte frei für neue Begegnungen, für Vertrauen und Liebe.

Gutes zu-sprechen

Das Wort „benedicere“ bedeutet aber nicht nur gut zu oder über jemanden sprechen, ihn loben. Es bedeutet auch, jemandem Gutes, Heilvolles zu-sprechen; Gutes, Heilvolles auf ihn herabrufen, also im eigentlichen Sinn „segnen“.
So wird uns in den Worten der heutigen Lesung von Gott her Gutes, Heilvolles, Leben Förderndes zugesprochen; es wird buchstäblich auf uns herabgerufen. Diese Worte, in denen wir Gottes Liebe und Wohlwollen erkennen können, schaffen zwischen uns und ihm eine gute, vertrauensvolle Atmosphäre. Sie wollen uns ermutigen, die Chancen des Neuen Jahres wahrzunehmen. In diesem Segen ist Gott selbst, der uns aufbaut zum Guten; uns hilft im Kampf gegen das Böse und im Einsatz für das Gute; der in uns Kräfte freisetzt, damit unser Leben gelingen kann, und der uns öffnet für sein Wort, für Glaube, Hoffnung und Liebe. – Was wird uns in diesem Segen im Einzelnen von Gott her zugesprochen?

Gott behütet

Als Erstes: Gott möge uns behüten. Es wird uns zugesprochen, dass Gott uns als unser Hirt behütet, dass dieses Jahr 2010 und unser Leben heilvoll gelingen.

Leuchtendes Angesicht

In diesem Behüten und über uns Wachen steckt bereits die nächste Zusage: dass Gott uns sein Angesicht zuwendet und es über uns leuchten lässt. Was bedeutet das? Sich einem Menschen zuwenden, ihm zulächeln, ihn geradezu anstrahlen, das sagt ohne Worte: Ich bin dir gut! Ich mag dich! Ich mag dich gern! So wendet Gott uns am Beginn dieses Jahres sein leuchtendes Angesicht zu. Es ist seine Liebeserklärung an uns Menschen, an jede und jeden Einzelnen von uns.

„Schalom“

Das Wort „schalom“ spricht uns von Gott her Glück, Frieden und umfassendes Heil zu. Mögest du im Reinen sein mit deiner Umwelt und deinen Mitmenschen; mögest du im Reinen sein mit dir selbst, mit deiner Vergangenheit, deiner Gegenwart und deiner Zukunft; und vor allem: mögest du im Reinen sein mit Gott.

Gottes Segen möge auf uns herabkommen!

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