2. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C
17. 01. 2010
Evangelium nach Johannes (2,1-12):
Am dritten Tag wurde in Kana in Galiläa eine Hochzeit gefeiert. Die Mutter von Jesus war dabei, und auch Jesus war mit seinen Jüngern dazu eingeladen. Als der Weinvorrat zu Ende war, sagte seine Mutter zu ihm: »Sie haben keinen Wein mehr!« Jesus erwiderte ihr: »Frau, das ist meine Sache, nicht deine! Meine Stunde ist noch nicht gekommen.« Da wandte sich seine Mutter an die Diener und sagte: »Tut alles, was er euch befiehlt!« Im Haus standen sechs Wasserkrüge aus Stein, von denen jeder etwa hundert Liter fasste. Man brauchte sie wegen der Reinigung, die das Gesetz vorschreibt. Jesus sagte zu den Dienern: »Füllt diese Krüge mit Wasser!« Sie füllten sie bis an den Rand. Dann befahl er ihnen: »Jetzt nehmt eine Probe davon und bringt sie dem Mann, der für das Festessen verantwortlich ist.« Sie brachten ihm eine Probe, und er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher dieser Wein kam; nur die Diener, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Er rief den Bräutigam zu sich und sagte: »Jeder bringt doch zuerst den guten Wein auf den Tisch, und wenn die Gäste schon reichlich getrunken haben, folgt der schlechtere. Aber du hast den guten Wein bis zuletzt aufgehoben!«
So vollbrachte Jesus in Kana in Galiläa sein erstes Zeichen und offen-barte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger kamen zum Glauben an ihn. Danach ging er mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern nach Kafarnaum hinunter und blieb einige Tage dort.
Gedanken zum Evangelium
Ich glaube, es gibt keinen Pfarrer, der nicht schon öfter gefragt wurde, ob er das nicht auch bewirken kann: Wasser in Wein verwandeln. Das wäre ja praktisch! Das weist darauf hin, dass diese Erzählung überbekannt ist, aber, dass man sich eigentlich fragt: Was sollen wir damit anfangen? Warum sorgt Jesus dafür, dass da auf einmal wieder 600 Liter Wein vorhanden sind, obwohl man doch schon mehr als genug getrunken hat! Diese komische und irgendwie unrealistische Geschichte hat aber auch eine Botschaft für unser Leben. Versuchen wir zu entdecken, was sie uns sagen will.
Johannes erwähnt, es ist das „erste Zeichen“ von Jesus: Direkt am Anfang seines Evangeliums, nämlich dort, wo bei den anderen Evangelien die erste Predigt von Jesus stattfindet, mit dem Inhalt: „Gottes Reich ist nahe“. Gott tritt in das Leben der Menschen ein und zwar durch Jesus. Seine Handlungen, seine Taten sind „Zeichen“, „Signale“ dafür. Für Johannes ist die Hochzeit zu Kana eine Veranschaulichung und Konkretisierung dessen, was die anderen Evangelien als „Reich Gottes“ ankündigen. Viele kleine Details machen das deutlich.
So wird z.B. gesagt, die Feier findet „am dritten Tage“ statt. Diese Formulierung „am dritten Tag“ kommt oft in der Bibel vor und zwar meistens dort, wo Gott aktiv wird, sich spürbar macht und heilsam eingreift. „Am dritten Tag“ ist Jesus auch von Gott auferweckt worden!
Die zitierte Weinregel „zuerst den guten Wein ... und erst, wenn die Gäste zuviel getrunken haben, den weniger guten“, gilt im Orient natürlich genau so wenig wie bei uns; der Evangelist will nur betonen, wie gut und wertvoll das ist, was Jesus anzubieten hat.
Wein galt damals wie heute als Festgetränk; eine Hochzeit ohne Wein wäre für die Gäste eine bittere Enttäuschung.
Schließlich ist Hochzeit in der Bibel ein beliebtes Bild für die endzeitliche Freude. Für die Endzeit wurde Wein in Fülle erwartet. Ist diese Zeit jetzt, mit Jesus, gekommen? Ist das jetzt „die Stunde“? Im Johannesevangelium bezeichnet Jesus sich selbst als den „wahren Weinstock“!
Der Evangelist Johannes zeichnet also in seiner symbolreichen Sprache Jesus als den, der Wein in Fülle, d.h. „Leben in Fülle“ bietet. Er schenkt den Menschen, die leben wollen und sich frustriert fühlen (wie Hochzeitsgäste ohne Wein), das, was sie zu einem wahren und erfüllten Leben befähigt. Jesus zeigt durch dieses Zeichen, dass er von einem anderen her handelt, von Gott, von seinem Vater selbst. Und es wird hinzugefügt: Den Jüngern gehen die Augen auf angesichts des Zeichens Jesu. Sie erkennen seine enge Verbindung zu Gott und sie glauben.
Welche Botschaft für uns steckt in dem Ganzen?
Tief in unseren Erfahrungen spüren wir oft: „Wir haben keinen Wein mehr“. Keinen Wein keine Freude. Alles ist nur noch wässrig, verwässert. Keine Freude am Leben, am Beruf, an der Familie, in der Ehe; nur noch schal, desillusioniert. Die Krüge unseres Lebens sind leer. Burnout-Syndrom, ausgepowert, erschöpft. Es gibt zwar unzählige Anweisungen, wie das Leben angeblich glücken und wieder festlich werden kann: von Wellness über Fitness zu Psycho-Trainingsangeboten und Büchern. Aber all das greift zu kurz. Auch der Trick vom „positiven Denken“ hat sich inzwischen überholt. Und wohin der letzte, verzweifelte Versuch führt, sich ein gutes „Feeling“ und Happyness zu verschaffen (Alkohol, Drogen, Glückspiele), wissen wir; der Absturz in die Realität ist dann umso grausamer. Wer also rettet unser Fest? Das Fest unseres Lebens? Das heutige Evangelium gibt eine Antwort.
Gott will mit uns ein Fest feiern. Und Jesus will, dass dieses Fest gelingt. Er will, dass wir unser Leben als eine Zeit erfahren, die kostbar ist; kostbar im Sinn von schmackhafter Kost und erlesenem Wein. Er will, dass unser Leben gefüllt ist bis zum Rand, bis oben hin. Er weiß, dass unsere Kräfte und Pläne nicht reichen, und er ist da, um in unserem Leben immer wieder das Wunder der Wandlung zu vollbringen!
Wir müssen nur eines tun: Es gilt zu beherzigen, was Maria den Dienern gesagt hat: „Was er euch sagt, das tut!“ Dann können wir die wahre Lebensfreude kosten, wie guter Wein. Glauben wir das, so wie es die Jünger geglaubt haben?
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