2. Fastensonntag - Lesejahr C

28. 02. 2010

Evangelium nach Lukas (4,1-13):

Etwa acht Tage nach diesen Reden nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und plötzlich redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija; sie erschienen in strahlendem Licht und sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. Als die beiden sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte. Während er noch redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Sie gerieten in die Wolke hinein und bekamen Angst.Da rief eine Stimme aus der Wolke: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Als aber die Stimme erklang, war Jesus wieder allein. Die Jünger schwiegen jedoch über das, was sie gesehen hatten, und erzählten in jenen Tagen niemand davon.

Geanken zum Evangelium

Gott ist wie ein Licht, das für uns zu stark ist, um direkt hineinzuschauen. Eine direkte Begegnung mit Gott, würde uns blenden. Darum scheint Gott durch Jesus Christus hin-durch, er durchstrahlt ihn. Darum geht von Jesus so eine strahlende Kraft aus, die unser Leben – bis in unsere dunkelsten Ecken, bis in unsere tiefsten Leiden - beleuchten und Wärme geben kann. Und wo wir – durch Jesus – Gottes Licht spüren, wo wir Gott be-gegnen und erfahren, werden wir so überwältigt, dass wir in dieser Situation bleiben möchten, weil diese Erfahrung so beglückend ist.

Der Evangelist Lukas beschreibt diese Erfahrung auf eine sehr malerische und plasti-sche Art. Jesus nimmt drei seiner intimsten Freunde mit auf einen Berg. Berg bedeutet in der Bibel Ort der Gotteserfahrung und der Gottesbegegnung. Dort betet er. Lukas stellt Jesus immer wieder, als der große Beter dar. Mit Gott reden und auf Gott hören ist für Jesus eine intensive Form der Gottbegegnung – und kann es auch für uns sein. „Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes": Gott begegnen verändert Herz und Seele eines Menschen. Diese Veränderung wird in seinem Ge-sichtsausdruck äußerlich sichtbar. Sogar seine Kleider werden strahlend weiß. Es ist Gottes Licht, Gottes Glanz. Jesus hat etwas ausgestrahlt. Das kann man durch die Jahrhunderte hindurch heute noch an Menschen merken, die von Jesus begeistert sind. Jesus hat nicht nur etwas ausgestrahlt, auf seinem Gesicht strahlt "göttlicher Glanz" wi-der. Er hat Gott ausgestrahlt,

Neben Jesus in seinem strahlenden Glanz erscheinen die alttestamentlichen Gestalten Mose und Elija; auch sie in strahlendem Licht: Ein Hinweis darauf, dass sie aus der himmlischen Sphäre kommen. Mose repräsentiert das Gesetz (Tora, Weisung Gottes); Elija steht für die Propheten. Beide sind die Zusammenfassung des Alten Bundes, des Alten Testamentes. Sie sprechen mit Jesus über die bevorstehenden Ereignisse in Je-rusalem, Leiden, Tod und Auferstehung. Was sich in Jerusalem ereignen wird, ist also kein Unfall, bei dem die Menschen allein Regie führen, sondern es steht im Einklang mit der Heiligen Schrift des Alten Bundes. Die Verklärung ist also eine Vorwegnahme, ein Vorausleuchten der Verherrlichung des Christus von Ostern. Die drei Jünger dürfen also einen Blick voraus tun.

Über den Hauptpersonen Jesus, Mose und Elija erscheint die Wolke. In der Heiligen Schrift ist sie ein weiteres Symbol für die verborgene Gegenwart Gottes. Gott selbst be-schirmt alle Drei: Jesus, Mose und Elija. Dies wird angedeutet durch den Schatten, den die Wolke auf sie wirft.

Dieselbe Stimme, die Jesus bei seiner Taufe im Jordan hörte, hören jetzt seine Freunde: „Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören”.

Der Ausdruck „Sohn Gottes“ oder „Gottessohn“ ist ein Titel, der in einigen Religionen des Altertums verwendet wird. Im Judentum bezeichnet er das auserwählte Volk Gottes selbst oder einzelne religiöse Israeliten oder von Jahwe erwählte Könige Israels und manchmal den erwarteten Messias. Die Christen haben diesen Titel ausschließlich auf Jesus von Nazareth bezogen, um damit sein einzigartiges Verhältnis zu Gott auszudrücken.

Deswegen sollen wir auf ihn hören. In seinen Worten, in seiner Person können wir Gott finden.

"Sie gerieten in die Wolke hinein und bekamen Angst": Gotteserfahrungen werden in der Bibel als „mysterium fascinosum et tremendum“ dargestellt (d.h. ein faszinierendes und gleichzeitig erschreckendes, Furcht auslösendes Geheimnis; ein Geschehen, das zugleich Entzücken und Erschaudern auslöst).

Das war für die drei so überwältigend, dass sie darüber nicht reden konnten. Denn was sie sahen, lässt sich mit menschlichen Worten nicht mehr beschreiben. Sie haben Un-aussprechliches gesehen.

Das Geschehen am Berg, ist eine Begegnung mit Gott, eine Erfahrung, die man nicht mehr beschreiben kann und die Lukas deswegen so bildreich darstellt. Jesus, der ge-liebte Sohn Gottes, macht das möglich. Auch heute noch, und zwar dort, wo wir wirklich auf ihn hören.

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