Osternacht - Lesejahr C

03. 04. 2010

Evangelium nach Lk (24,1-12):

Jesus ging zum Ölberg. Am nächsten Morgen kehrte er sehr früh zum Tempel zurück. Alle Leute dort versammelten sich um ihn. Er setzte sich und sprach zu ihnen über den Willen Gottes. Da führten die Geset-zeslehrer und Pharisäer eine Frau herbei, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu Jesus: »Lehrer, diese Frau wurde ertappt, als sie gerade Ehebruch beging. Im Gesetz schreibt Mose uns vor, dass eine solche Frau gesteinigt werden muss. Was sagst du dazu? « Mit dieser Frage wollten sie ihm eine Falle stellen, um ihn anklagen zu können. Aber Jesus bückte sich nur und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie nicht aufhörten zu fragen, richtete er sich auf und sagte zu ih-nen: »Wer von euch noch nie eine Sünde begangen hat, soll den ersten Stein auf sie werfen!« Dann bückte er sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie das hörten, zog sich einer nach dem andern zurück; die Älteren gingen zuerst. Zuletzt war Jesus allein mit der Frau, die immer noch dort stand. Er richtete sich wieder auf und fragte sie: »Frau, wo sind sie geblieben? Ist keiner mehr da, um dich zu verurteilen?« »Keiner, Herr«, antwortete sie. Da sagte Jesus: »Ich verurteile dich auch nicht. Du kannst gehen; aber tu diese Sünde nicht mehr!«

Gedanken zum Evangelium

Können wir unser menschliches Leben verstehen, ohne uns mit unserem Tod auseinanderzusetzen? Wenn der Tod das absolute Ende ist, wenn dann nichts mehr kommt, was ist dann das Leben? Viel Lärm um nichts? Eine sinnlose Sehnsucht? Ein vorprogrammiertes Scheitern? Eine Laune der Natur und der Evolution? Ein Produkt des Zufalls?

Wenn das Ende im Ungewissen verschwindet, wird man vielleicht auf Nummer sicher gehen und sich vom Leben nehmen, was immer man kriegen kann.... Oder man sagt sich: „Ist doch alles egal. Gut leben, möglichst lange, dann plötzlich tot umfallen, Schluss - aus - weg! Nach mir die Sintflut.”... Spüren wir, wie der Sinn für das Leben verflacht, wenn der Tod nicht mehr wahrgenommen wird?

In der ganzen Menschheitsgeschichte, in allen Kulturen, haben Menschen immer daran geglaubt, dass das Grab nicht das Ende eines Lebens ist, sondern das Ende einer Lebensphase und zugleich Anfang einer neuen Lebensphase.

Unser christlicher Glaube an eine Auferstehung schließt an diesen Urglauben an, begründet ihn und zwar durch den Glauben an den Gott, von dem Jesus von Nazareth immer gesprochen hat. Gott, der Schöpfer von Himmel und Erde, der zu uns steht wie ein gütiger Vater, lässt uns nicht fallen. Er will, dass wir leben. Das hat er an Jesus selbst demonstriert, indem er ihn auferweckt, aus dem Tod zum neuen Leben geführt hat. So hat Gott all das bestätigt, was Jesus immer über ihn gesagt hat. Der Glaube an diesen Gott, ist die letzte Begründung dafür, dass es vernünftig ist an unsere eigene Auferstehung, an unsere eigene Auferweckung durch Gott und an ein ewiges, unzerstörbares Leben zu glauben. Ich habe dieses Vertrauen zu Gott, ich mute ihm zu, dass er das kann und will.

Welche Konsequenzen hat das aber für unser Leben?

Durch den Osterglauben wandelt sich unser Leben hier und jetzt, weil wir eine andere Lebenseinstellung bekommen. Unser Leben hier und jetzt bekommt eine neue Qualität.

In einer nach Vergnügen und Fun gierigen Spaßgesellschaft heißt es: „Carpe diem!“, „Koste den Tag aus!“ „Was du heute versäumst, ist für immer verloren!“. Es gilt, die wenigen Jahre wie eine Zitrone auszupressen, auf dass nur ja kein Tropfen des Glücks verloren geht.

Im Unterschied zum ‚Weltmenschen‘ kann ein Christ aber gelassen leben. Was ihm hier versagt bleibt, hat Gott für ihn in der Ewigkeit aufgehoben. Gott wird nicht zulassen, dass alle Behinderten, Leidenden, in der Welt Bedeutungslosen, als große Verlierer dastehen.

Dank der Auferstehung Jesu hat für den an Jesus Glaubenden der Tod viel von seinem Schrecken verloren. Die Auferstehungshoffnung befreit unser Leben von lähmender Todesangst. Wir werden nicht vernichtet, sondern verwandelt. „Wer Ostern kennt, kann nie mehr verzweifeln“, sagte z.B. Dietrich Bonhoeffer, kurz bevor er von den Nazis hingerichtet wurde.

Im Licht der Auferstehungshoffnung gewinnt unser Leben an Tiefe. Ich kann mich mit mehr Vertrauen und Zuversicht auf die Aufgaben meines jetzigen Lebens konzentrieren. Was auch geschieht: Ich lebe im dankbaren Bewusstsein, dass ich eine Zukunft habe, dass mein Leben Sinn hat, dass es erfüllt wird. „Wer ein Ziel hat‚ nimmt auch schlechte Straßen und Wege in Kauf.“ Ein ‚Ziel‘ ist für uns unverzichtbar! Wer kein Ziel hat, versinkt leicht und schnell im ‚Sumpf‘ des Alltags, in Gleichgültigkeit und Sinnlosigkeit. Unser Ziel ist ein endgültiges Leben mit Gott, bei Gott und dadurch letzte Lebenserfüllung. Das ist möglich, das will Gott und er hat es gezeigt, indem er Jesus aus dem Tod auferweckt hat.

Dieser Osterglaube ist Fundament meines Lebens als Christ. Das feiern wir zu Ostern. Deswegen ist Ostern das wichtigste und größte Fest in unserem christlichen Leben. Fest der Hoffnung und der Zuversicht.

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