4. Sonntag der Osterzeit - Lesejahr C
25. 04. 2010
Evangelium nach Johannes (10, 27-30):
Jesus sagte: Meine Schafe hören auf mich. Ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden niemals umkommen. Niemand kann sie mir aus den Händen reißen, weil niemand sie aus den Händen meines Vaters reißen kann. Er schützt die, die er mir gegeben hat; denn er ist mächtiger als alle. Der Vater und ich sind untrennbar eins.«
Gedanken zum Evangelium
Der heutige Ausschnitt aus dem Evangelium von Johannes ist ganz kurz. Aber jedes Wort hat hier seine Bedeutung.
Jesus redet über seine Beziehung zu denen, die sich zu ihm bekennen, also zu uns, Christen. „Meine Schafe hören auf meine Stimme und folgen mir.“ Hören wir wirklich auf seine Stimme? Schon Paulus hat gesagt: „Der Glaube kommt vom Hören.“ Hören wir wirklich die Stimme Jesu, z.B. wenn er durch die Worte des Evangeliums zu uns spricht? Fühlen wir uns angesprochen?
Vielleicht lassen wir uns doch zu stark verunsichern durch die Vielfalt der Stimmen, Lockrufe und Angebote, die wir hören? Deswegen meinen viele, dass in der Erziehung wieder mehr Werte vermittelt werden; anscheinend wissen viele, die erziehen, nicht mehr, wonach wir unser Verhalten richten sollen. Traditionen, die einst festlegten, wie man z.B. mit der älteren Generation umgeht oder eine Ehe und Familie gründet, sind großteils aufgelöst, so dass es ins Belieben des Einzelnen gestellt ist, wie er sein Leben einrichtet und welchen Lebensstil er wählt. In der modernen Gesellschaft haben wir immer mehr Möglichkeiten und immer weniger Gewissheiten: Wir können in unzähligen Fernsehprogrammen herumzappen, wir haben fast uneingeschränkte Möglichkeiten (Optionen) Erlebnisse zu steigern, gleich in welcher Richtung. Ob jemand nur sein Einkommen vermehren oder auch anderen Gutes tun will, ob jemand und in welchem Maß als Christ, Muslim und Buddhist leben oder als Skeptiker dies alles offen lassen möchte, muss jeder selbst entscheiden. Wir leben in einer Art Supermarkt der Wahlmöglichkeiten. Wir haben eine früher nicht gekannte Freiheit. Aber ist es nicht so, dass diese Freiheit anstrengend ist, dass sie uns oft überfordert, dass sie droht uns heimatlos und ziellos zu machen, weil am Ende viele nicht mehr wissen, was sie sollen, und nur noch in der Angst leben, etwas zu verpassen?
Zwei Extreme, zwei Gefahren drohen uns. Einerseits die Gefahr, dass wir allen festen Grundsätzen und Zielen ausweichen, besonders wenn es schwierig wird und Mühe kostet. Wir pflegen oft nur einen Wohlfühl-Glauben, der nur gilt, solange er uns gut tut. Hauptsache, wir fühlen uns wohl.
Andere aber flüchten in ein anderes Extrem: Sie fliehen in einen antimodernen, verbissen-fundamentalistischen Glauben, um dort Halt und Sicherheit zu finden. Hier ist eindeutig und klar vorgeschrieben, was wir zu tun haben.
Die meisten von uns, besonders aus der jüngeren Generation, haben wohl eher die erste Schwierigkeit: einen Glauben und Lebensstil mit festen Grundsätzen und Zielen zu finden. Die lockere Art, die uns manche vorleben, erscheint zunächst verlockend, klug und frei.
- Soll man sich für alle Zeiten an einen Partner in der Ehe binden, wo man doch überall sieht, wie dieser Versuch scheitert?
- Soll man sich ein Kind zutrauen oder in einer Hilfsaktion engagieren, auf die Gefahr hin, dass man später enttäuscht wird?
- Soll man sich für alle Zeiten auf den christlichen Glauben festlegen, wo es doch auch andere religiöse oder sogar esoterische Vorstellungen und Bräuche gibt? Ist es nicht besser, sich überall die Rosinen herauszuholen? Ein Glaube nach eigenem Maß. Ich glaube nur, was mir passt?
Die entscheidende Frage ist: Hören wir auf die Stimme von Jesus, oder nur auf die eigene? Wer sich nie richtig an Jesus bindet, kann aus dieser Beziehung auch keine Kraft schöpfen. Er hat kein festes Fundament mehr. Der Glaube an Jesus macht stark. Aus ihm wächst eine Kraft, die mir für mein Leben die Orientierung gibt, auch in schwierigen Zeiten nie aufzugeben.
„Denen, die auf mich hören und so zu mir gehören, gebe ich das ewige Leben“, sagt Jesus: Gelungenes Leben, das nicht ausgelöscht werden kann, nicht einmal vom Tod.
Wie kann Jesus so etwas sagen? Mit welchem Recht? Seine Begründung lautet: „Ich und der Vater sind eins.“ Seine einmalige Beziehung zu Gott, dem Vater, erlaubt ihm so zu reden. Wegen dieser Beziehung glaube ich an ihn, höre ich auf das, was er mir zu sagen hat, baue ich auf ihn, bin ich ein Christ.
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