6. Sonntag der Osterzeit - Lesejahr C
9. 05. 2010
Evangelium nach Johannes (14,23-29):
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen. Wer mich nicht liebt, hält an meinem Wort nicht fest. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat.
Das habe ich euch gesagt, während ich noch bei euch war. Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wir euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.
Gedanken zum Evangelium
Und wieder - so wie im Evangelium vom vorigen Sonntag - redet Jesus vom „Lieben“. Aber es ist doch wieder anders. Zunächst einmal ist es etwas Einmaliges, dass ein „Religionsgründer“, der Jesus doch irgendwie war, zu seinen Anhängern sagt, sie sollen ihn lieben. Alle anderen Religionsgründer verlangen, dass ihre Anhänger auf ihre Botschaft hören, ihre Lehre annehmen ... aber sie selbst lieben? Das verlangt weder Buddha, noch Mohammed, noch ein anderer. Das verlangt nur Jesus. Das ist ja einzigartig! Was meint Jesus damit? Vielleicht kann ein Beispiel aus unserer menschlichen Welt uns da weiterhelfen.
Ein Vater ist verstorben der Sohn übernimmt seine Firma. Und das ist nicht immer einfach: Es tauchen immer wieder Fragen und Probleme auf. Aber dann fragt sich der Sohn: Wie würde mein Vater jetzt entscheiden und handeln? Er versucht also immer im Sinne, im Geiste seines Vaters zu handeln und führt so das Lebenswerk seines Vaters weiter.
Natürlich gibt es da Situationen, über die sein Vater nie direkt geredet hat, ja die sogar zur Zeit seines Vaters nicht vorgekommen sind. Aber auch hier versucht der Sohn im Geiste seines Vaters zu handeln. Der Sohn hat die Lebenseinstellung und die -werte seines Vaters übernommen, sie sich angeeignet, verinnerlicht, zu den seinen gemacht.
Ist es nicht das, was Jesus meint? Ist es nicht das, was Christen immer wieder versuchen sollen? Ist es nicht das, was unser Christsein ausmacht? „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten“, sagt Jesus. Glauben ist festhalten, ist Treue, Glauben heißt lieben. Glauben ist persönliche Beziehung zu Jesus, nicht zu einer Satzwahrheit. Es geht um eine enge Freundschaft mit ihm. Es geht um Verbundenheit und Innigkeit. Ich stehe zu seinem Wort...
Aber, das setzt voraus, dass ich ihn kenne, ihn immer besser kennen lerne, immer mehr und besser verstehe, worauf es ihm ankommt. Mein Leben lang muss ich immer wieder versuchen, mit Jesus vertraut zu werden, mit seiner Lebenseinstellung, mit seinen Werten und mich immer wieder fragen: Was würde Jesus in dieser Situation tun? Wie kann ich in seinem Sinne, in seinem Geist, entscheiden, handeln, leben? Wie kann auch ich, mit meinen bescheidenen Möglichkeiten, das Lebenswerk von Jesus weiterführen? Und sein Lebenswerk, das worum es ihm gegangen ist, hat er immer das „Reich Gottes“ genannt, d.h. die Welt Gottes, mitten in dieser Welt, in der Menschen „Ja“ sagen zu Gott, zueinander und zu sich selbst.
„Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten…“ Der beste Beweis für so eine Liebesbeziehung zu ihm ist, dass wir uns in unserem Leben an das halten, was er uns sagt, d.h. dass wir leben, was er sagt. Dann haben wir auch einen festen Halt: Wir wissen wofür wir leben, worauf es im Leben ankommt, und wo dieses Leben hinführt.
Und das hat Konsequenzen: „ …mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“ Durch unsere persönliche, innere Verbundenheit mit Jesus die sich nur entwickeln kann, wenn wir immer in seinem Sinne entscheiden und handeln kommt Gott selbst immer spürbarer in unser Leben. Ein uns liebender Gott, der bei uns ist, in uns ist, in uns wohnt, mit dem wir immer mehr eins werden. Gott selbst ist die lebensbejahende Kraft in uns, die ansteckende Lebensfreude. Gott, die tiefste Sehnsucht des Menschen! Zu ihm finden wir, wenn wir uns an Jesus halten. Er ist uns dann nahe, in unserem Leben anwesend, er „wohnt“ bei uns, ja in uns. Dann spüren wir einen tiefen, inneren Frieden einen Frieden, den diese Welt nicht geben kann!
Es gibt da in der Bibel ein Gebet, einen Psalm, der das meisterhaft ausdrückt: „Gott! Du bist mein Gott, dich suche ich! Ich sehne mich nach dir mit Leib und Seele; ich dürste nach dir wie ausgedörrtes, wasserloses Land… Dieser Lebensdurst kann gelöscht werden, wenn wir uns an Jesus halten.
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