7. Sonntag der Osterzeit - Lesejahr C
16. 05. 2010
Evangelium nach Johannes (17,20-26):
Jesus betete zu Gott: Ich bete nicht nur für sie, sondern auch für al-le, die durch ihr Wort von mir hören und zum Glauben an mich kommen werden. Ich bete darum, dass sie alle eins seien, so wie du in mir bist, Vater, und ich in dir. So wie wir sollen auch sie in uns eins sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ih-nen die gleiche Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, so wie du und ich.
Ich lebe in ihnen, und du lebst in mir; so sollen auch sie vollkommen eins sein, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und dass du sie, die zu mir gehören, ebenso liebst wie mich.
Vater, du hast sie mir gegeben, und ich will, dass sie mit mir dort sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir ge-geben hast, weil du mich schon liebtest, bevor die Welt geschaffen wurde.
Vater, du bist gerecht. Die Welt hat dich nicht erkannt; aber ich ken-ne dich, und diese hier haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen gezeigt, wer du bist, und werde es weiter tun. So wird die Liebe, die du zu mir hast, auch sie erfüllen, und ich werde in ih-nen leben.«
Gedanken zum Evangelium
Jesus betet, für Sie, für mich, für uns alle. Er drückt sein tiefstes Verlangen, seine tiefste Sehnsucht, seinen Herzenswunsch Gott gegenüber aus. Jesus betet, leidenschaftlich, mit seinem ganzen Wesen. Er sagt: Ich bete nicht nur für sie, sondern auch für alle, die durch ihr Wort von mir hören und zum Glauben an mich kommen werden.
Jesus betet nicht nur für seine Jünger, sondern für alle Menschen, die durch das Wort Jünger werden, das heißt durch Glaubensverkündigung, zum Glauben an Jesus finden. Das sind all die Generationen von Christen vor uns, das sind wir und alle Christen nach uns.
Und was möchte Jesus von uns, was erwartet er, was mutet er uns sogar zu? Sie mögen alle eins sein, so wie du in mir bist, Vater, und ich in dir.
Menschen, die an Jesus glauben, sollen miteinander in Einheit und Verbundenheit leben. Es geht Jesus nicht um eine oberflächliche, rein äußerliche Einheit, sondern um eine tiefe, innere geistige Beziehung, so wie seine eigene Beziehung zu Gott ist: „So wie du in mir bist und ich in dir!“ Jesus legt die Latte hoch! Denn, was heißt das: „in mir sein“, „in dir sein“? Das ist dort der Fall, wo Menschen sich gegenseitig „ins Herz geschlossen haben“. So weit soll die Verbundenheit von Christen untereinander gehen.
Und warum möchte Jesus das?… damit die Welt glaubt, dass du (Vater) mich gesandt hast. Nur diese geistige Beziehung von Christen untereinander kann andere Menschen zum Glauben an Jesus führen. Nicht unsere Worte, sondern unsere Lebensweise.
So eine geistige Beziehung zueinander, so eine Einheit und Verbundenheit untereinander ist aber nur möglich, wenn das für jeden und jede von uns zutrifft, was Jesus hinzufügt: Ich lebe in ihnen… Lebt Jesus in mir, in Ihnen? Ist das der Fall und wann? Denken Sie zurück an die Phase(n) in Ihrem Leben, wo Sie verliebt waren: War dann der/die andere nicht „in“ Ihnen, in Ihrem Kopf, im Herzen, im Bauch dauernd anwesend? Natürlich hinkt jeder Vergleich, weil es bei Verliebtheit innerlich zu stürmisch zugeht. Aber wenn diese Verliebtheit dann ruhige, ausgeglichene Liebe geworden ist, ist dann der/die andere nicht in Ihnen? Nur wenn Jesus so in uns ist, können wir diese Verbundenheit miteinander auch glaubwürdig leben.
Durch diese Verbundenheit mit Jesus finden wir auch zu dieser Liebesbeziehung mit Gott: Ich habe ihnen gezeigt, wer du, Gott, bist, und dass du sie, die zu mir gehören, ebenso liebst wie mich. - sagt Jesus.
Durch unseren Glauben an Jesus, das Eins-Sein mit Gott und untereinander - das ist das Ziel, das wir anstreben sollen. Das ist das Herzensanliegen von Jesus. Wir sind Christen, wenn wir in einer tiefen, inneren, geistigen Beziehung, Verbundenheit mit Gott und miteinander leben indem wir Jesus zu unserer Lebensmitte machen.
Die Mönche eines Klosters fragten einmal ihren Abt, wie sie trotz verschiedener Herkunft, Anlagen und Neigungen eine Gemeinschaft bilden könnten. Der Abt antwortete: „Stellt euch ein Rad vor; es besteht aus einer Felge, aus Nabe und Speichen. Zwei gegenüberliegende Punkte auf der Felge können zusammenkommen, wenn sie sich über die Speichen auf die Nabe zu bewegen. Je mehr wir alle auf Christus, der die Mitte ist, zugehen, umso mehr nähern wir uns einander. Wir werden eine wirkliche Gemeinschaft.“
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