Fronleichnam - Lesejahr C
3. 06. 2010
Evangelium nach Lukas (9,11b-17):
Die Leute folgten Jesus und er sprach zu ihnen über das Kommen der Herrschaft Gottes und heilte alle, die Hilfe brauchten. Darüber wurde es Abend, und die Zwölf kamen und sagten zu ihm: »Schick doch die Leu-te weg! Sie sollen in die Dörfer und Höfe ringsum gehen, damit sie dort übernachten können und etwas zu essen bekommen. Hier sind wir ja in einer ganz einsamen Gegend.« Aber Jesus sagte zu ihnen: »Gebt doch ihr ihnen zu essen!« Sie antworteten: »Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische; wir müssten erst losgehen und für dieses ganze Volk zu essen kaufen!« Es waren nämlich an die fünftausend Männer versammelt. Jesus sagte zu seinen Jüngern: »Sorgt dafür, dass die Leute sich hinsetzen, in Tischgemein- schaften von je etwa fünfzig.« Die Jünger taten es, und alle setzten sich. Dann nahm Jesus die fünf Brote und die zwei Fische, sah zum Himmel auf und sprach das Segensgebet darüber. Er brach die Brote in Stücke, zerteilte auch die Fische und gab al-les den Jüngern, damit sie es an die Menge austeilten. Und die Leute aßen und wurden alle satt. Was sie an Brotstücken übrig ließen, wurde eingesammelt: Es waren zwölf volle Körbe.
Gedanken zum Evangelium
Fronleichnam ein seltsames Wort aus dem Mittelalter.
„Fron“ war damals eine ganz neutrale Bezeichnung für den „Herrn“, den Feudalherrn, den Landesherrn. „Frondienste“ wa-ren Dienste, die man für seinen Herrn gern getan hat.
&Leichnam“. Vor 800 Jahren sagte man „Leichnam“ zum leben-digen Leib aus Fleisch und Blut. Heute verwenden wir den Aus-druck nur noch für den toten Leib.
&Fronleichnam“ heißt also in unserem heutigen Deutsch: „Der Leib des Herrn“ Christus also.
Warum feiern wir dieses Fest? Was wollen wir damit sagen und ausdrücken?
Jesus nahm Brot und sagte zu seinen Freunden: „Das ist mein Leib“ das bin ich. Er vergleicht sich selbst mit Brot, das für unser Leben notwendig ist. "Ich bin das Brot des Lebens." „Wer zu mir kommt, wird niemals hungern…"
Als Christen sagen wir deswegen: Jesus ist für unser christliches Leben genauso notwendig, wie das Brot für unser physisches Leben. Ohne Brot können wir nicht leben. Ohne Jesus können wir nicht Christ sein.
Sind das nur schöne Worte? Oder trifft das für mich, für mein Leben wirklich zu? Kann ich aus tiefer Überzeugung sagen: Je-sus ist für mich lebenswichtig? Ohne ihn käme ich mir verloren vor? Ohne ihn verliert mein Leben Richtung, Ziel und Sinn?
Viele getaufte Christen empfinden das überhaupt nicht so. Jesus spielt nur teilweise, gelegentlich oder überhaupt keine Rolle in ihrem Leben.
Ist das nicht unser Grundproblem, hier in Europa? Ist Jesus Christus nicht ein Randphänomen im Leben vieler getauften Christen? Ist er nicht der große Unbekannte für sie?
Ist das nicht der Grund, warum das Christentum immer bedeutungsloser wird und an den Rand der Gesellschaft und des öf-fentlichen Lebens geschoben wird? Ist das nicht der Grund, wa-rum das Christentum nicht mehr die schöpferische Kraft ist, die hier in Europa Jahrhunderte lang Leben und Kultur geprägt hat? Ist das nicht der Grund warum es uns als Gemeinde, als Kirche nicht gelingt, das Christentum so „schmackhaft“ zu machen, dass viele sich für Jesus interessieren? Ist es nicht eher so, dass die Mehrheit unserer Mitmenschen ja sogar unsere eigenen Kinder - das Gefühl haben, dass der christliche Glaube keine Bedeutung für ihr Leben hat und deswegen „uninteressant“ ist?
Jesus: unser Lebensbrot?
Das Fest Fronleichnam ruft uns noch ein Zweites in Erinnerung. Jesus sagt im heutigen Evangelium: „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Vorher haben sie festgestellt, dass nur ein paar Brote da sind. Sie bekommen also von Jesus eine unmögliche Aufgabe. Aber auch hier geht es nicht um physisches Brot, auch hier geht es um „rot des Lebens“, also um Jesus selbst. Als Christen sollen wir dieses Lebensbrot, das Jesus ist, unter die Menschen bringen, damit sie es essen können, damit sie Jesus in ihr Leben aufneh-men, damit sie von dem, was er zu bieten hat, leben können.
Als Christen, stehen wir im Dienst von Jesus Christus, haben wir eine Aufgabe zu erfüllen. Christ ist man nicht für sich selbst. Aber diese Aufgabe können wir nur erfüllen, wenn Jesus wirk-lich für uns persönlich Lebensbrot ist. Dann erst sind wir fähig es mit anderen zu teilen.
Fronleichnam ein Fest mit Konsequenzen!
|
|