19. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C

8. 08. 2010

Evangelium nach Lukas (12,35-40):

Jesus sagte zu seinen Jüngern: »Haltet euch bereit und lasst eure Lampen nicht verlöschen! Seid wie Diener und Dienerinnen, die auf ihren Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist. Wenn er dann spät zurück-kommt und an die Tür klopft, können sie ihm sofort aufmachen. Sie dürfen sich freuen, wenn der Herr sie bei seiner Ankunft wach und dienstbereit findet. Ich versichere euch: Er wird sich die Schürze umbinden, sie zu Tisch bitten und sie selber bedienen. Vielleicht kommt er erst um Mitternacht oder sogar noch später. Freude ohne Ende ist ihnen gewiss, wenn er sie dann wachend antrifft!

Macht euch das eine klar: Wenn ein Hausherr im Voraus wüsste, zu welcher Stunde der Dieb kommt, würde er den Einbruch verhindern. So müsst auch ihr jederzeit bereit sein; denn der Menschensohn wird zu einer Stunde kommen, wenn ihr es nicht erwartet.«

Gedanken zum Evangelium

Wann bin ich ein wachsamer Mensch? Wachsam sein heißt wissen, was geschieht, und bereit sein für das, was kommt. Wachsam sein heißt: Ernst nehmen, dass etwas geschehen kann, wird. Etwas nicht aus dem Auge verlieren, immer im Blick haben, immer auf etwas achten. Dafür hellhörig sein, mich darauf kon-zentrieren. Wir sollen wachsam sein, sagt Jesus.

Wachsam sein - wofür?
Gott will in mein Leben eintreten, immer wieder neu. Wie ernst nehme ich das? Bin ich durch diese Botschaft von Jesus hellhörig geworden? Konzentriere ich mich immer wieder darauf? Rechne ich wirklich damit, dass Gott auf mich zu kommt, mich anspricht? Welchen Einfluss hat das auf mein Leben?

Wenn ich nicht wachsam bin, wenn ich nicht aufpasse, wird die Verbindung zu Gott, meine Beziehung zu ihm, immer lockerer, schwächer. Gott gerät in den Hintergrund. Sein Einfluss bestimmt weniger mein Leben. Ermüdungserscheinungen machen sich breit. Oder Gleichgültigkeit. Ich nehme es mit meinem Christsein, mit meinem Beten, mit meinem Teilnehmen an der Eucharistiefeier, nicht mehr so genau. Ich finde immer öfter und immer leichter eine Entschuldigung. Ich werde immer weniger wachsam. Der Alltag hält uns in Atem. Wir sind mit uns beschäftigt, haben für Gott keine Zeit.

Wachsam sein heißt aber auch immer für Jesus offen sein. Ich bin bereit von ihm zu lernen, bei ihm in die Schule zu gehen. Er ist ja der Weg zu Gott, er sagt uns ja die Wahrheit über Gott. Wie vertraut ist mir Jesus schon geworden? Verstehe ich ihn? Setze ich mich bewusst mit ihm auseinander? Mit seinen Worten, mit seinen Taten? Lese ich also genügend oft in der Bibel, allein oder zusammen mit anderen? Wann habe ich das letzte Mal mit anderen über Jesus und über meinen Glauben gespro-chen? Und mit wem? Was tue ich, um meinen Glauben zu vertiefen, zu entwickeln und reifen zu lassen?

Es ist wichtig, wachsam zu bleiben und das Feuer nicht ausgehen zu lassen. Gott will zu uns kommen, in unser Leben eintreten, besonders durch Jesus. Rechne ich damit, auch in den dunklen Zeiten meines Lebens? Mache ich ihm bewusst die Tür auf?

Wenn wir in unserem Leben dauernd wachsam sind, dann sind wir auch vorbereitet für die Stunde, die wir – vielleicht zum Glück! – nicht kennen. Für die Stunde, in der wir Gott „von An-gesicht zu Angesicht“ schauen dürfen. Der Zeitpunkt ist ungewiss: heute, morgen, übermorgen…? Nächstes Jahr? Wenn ich aber immer wachsam gelebt habe, macht mir diese Stunde keine Angst. Ich habe Vertrauen, weil Gott und weil Jesus mir vertraut geworden sind. Ich gehe keinen Unbekannten entgegen.

Und Jesus sagt: Unsere Wachsamkeit lohnt sich. Denn wir werden von Gott „an den Tisch gebeten“. Er wird uns am Tisch bedienen. Das ist etwas völlig Unübliches. Statt dass die Knechte den Herrn bedienen müssen, dient er ihnen. Die Rollen werden vertauscht. Wie Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hat, so wird Gott uns an seinen Tisch bitten und uns bedienen! Das ist seine Einstellung zu uns. Das begründet unsere Hoffnung, unsere Freude, unser Vertrauen. Seid also wachsam, jetzt und hier, in diesem Leben.

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