20. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C

MARIÄ HIMMELFAHRT

15. 08. 2010

Evangelium nach Lukas (12,35-40):

Elisabeth sagte zu Maria: Du darfst dich freuen, denn du hast geglaubt, dass sich erfüllen wird, was der Herr dir ankündigen ließ.« Maria aber sprach:

»Mein Herz preist den Herrn, alles in mir jubelt vor Freude über Gott, meinen Retter! Ich bin nur seine geringste Dienerin, und doch hat er sich mir zugewandt. Jetzt werden die Menschen mich glücklich preisen in allen kommenden Generationen; denn Gott hat Großes an mir getan, er, der mächtig und heilig ist. Sein Erbarmen hört niemals auf; er schenkt es allen, die ihn ehren, von einer Generation zur andern. Jetzt hebt er seinen gewaltigen Arm und fegt die Stolzen weg samt ihren Plänen. Jetzt stürzt er die Mächtigen vom Thron und richtet die Unterdrückten auf. Den Hungernden gibt er reichlich zu essen und schickt die Reichen mit leeren Händen fort. Er hat an seinen Diener Israel gedacht und sich über sein Volk erbarmt. Wie er es unsern Vorfahren versprochen hatte, Abraham und seinen Nachkommen für alle Zeiten.«

Gedanken zum Evangelium

Wer war Maria? Welch ein Mensch war sie? Solche Fragen pflegen wir zu beantwor-ten, indem wir nach (eher abstrakten) Eigenschaftswörtern suchen. Der Evangelist Lukas hat es anders gemacht. Er hat Maria ein Gebet, ein Loblied – das Magnifikat - in den Mund gelegt, aus dem unheimliche Tiefe und Vertrauen sprechen.

„Es jubelt mein Geist über Gott, meinen Retter“! Jubel, Freude über Gott, die aus der Tiefe des Herzens kommen. „Ich will tanzen vor Freude.“ Maria fühlt sich berührt, gepackt von Gott. Sie ist überwältigt, weil Gott sie in seinen Dienst genom-men hat. Sie soll für Gott einen ganz besonderen Auftrag erfüllen: Ein Kind gebären und großziehen, ein Kind, das die Welt verändern wird.

Womit habe ich das verdient? Wer bin ich schon? Ein junges, bedeutungsloses Mäd-chen, das durch Gott Bedeutung für die Welt bekommt?

Aus der ganzen Tiefe ihrer Gottverbundenheit, überschwänglich, beginnt Maria Gott zu loben und zu danken. „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter!“

In diesem Gebet drückt Maria dann aus, warum Gott in ihren Augen groß ist. Sie bringt also ihre Vorstellungen von Gott zur Sprache.

„Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.“ Hier hören wir politisch-soziale Töne. Maria legt dieses Bekenntnis in einem Land ab, das vom großen, mächtigen Römischen Reich besetzt und mit eiserner Faust beherrscht wird. Für Maria ist Gott einer, der auf der Seite der Armen, Wehrlosen und Unbedeu-tenden steht. Die Mächtigen und Reichen sind vor Gott nur scheinbar groß. Sie bauen auf ihre eigene Macht und kommen sich groß, erhaben und unsterblich vor. Stolz und überheblich setzen sie ihr eigenes Ich an Gottes Stelle. In dieser Haltung leben sie, überzeugt, ohne Gott auszukommen und nicht zu brauchen, was Gott gibt. Der politisch-soziale Zustand der Welt ist in Unordnung, ist genau das Gegenteil von dem, was Gott sich gedacht hat. Gott kehrt diesen Zustand um. Er erhöht die Niedrigen.

Und Maria sagt weiter: Dieser große Gott steht zu meinem Volk. Er hält sein Ver-sprechen, das er Abraham und seinen Nachkommen gegeben hat. Er bleibt seinem Volk treu, zeigt immer wieder sein Erbarmen, obwohl dieses Volk ihm immer wieder untreu wird. Maria, die Jüdin, die sich als Teil ihres Volkes fühlt, das von Gott ge-wählt wurde, seinen Namen in dieser Welt bekannt zu machen. Maria, eine tiefgläubi-ge, große Frau wurde zum Vorbild, zur Mutter des Glaubens.

So ist es dann auch verständlich, dass Gott mit ihr das Gleiche getan hat wie mit Jesus: Er hat Maria zu sich aufgenommen. Maria wurde aufgenommen in den Himmel. Damit wird klar gesagt, dass Maria etwas geschehen ist, dass an ihr gehandelt wurde. Nicht sie selber, sondern Gott war der Handelnde.

„Mit Leib und Seele“ meint: ganz, die ganze Persönlichkeit, der ganze Mensch. So, wie wir die Redewende kennen: Jemand hat sich „mit Leib und Seele“ für eine Sache eingesetzt, also ganz, mit all seinen Kräften. Der Prozess der Auferstehung, der mit Jesus angefangen hat, geht mit Maria weiter. Nach “Christi Himmelfahrt“ kommt „Mariä Himmelfahrt“. Maria ist „im Himmel“, also bei Gott, mit Gott vereint. Auch sie ist auferstan-den und lebt. Diese Glaubensüberzeugung wurde dann von Papst Pius XII. 1950 in den Rang eines eigentlichen Dogmas er-hoben.

Zurück zum Archiv