24. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C
ERNTEDANK

12. 09. 2010

Evangelium nach Lukas (17,11-19)

Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa. Als er in ein Dorf ging, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in gehörigem Abstand stehen und riefen laut: »Jesus! Herr! Hab Erbarmen mit uns!« Jesus sah sie und befahl ihnen: »Geht zu den Priestern und lasst euch eure Heilung bestätigen!« Und als sie unterwegs waren, wurden sie tatsächlich gesund.

Einer aus der Gruppe kam zurück, als er es merkte. Laut pries er Gott, warf sich vor Jesus nieder, das Gesicht zur Erde, und dankte ihm. Und das war ein Samariter. Jesus sagte: »Sind nicht alle zehn gesund ge-worden? Wo sind dann die anderen neun? Ist keiner zurückgekommen, um Gott die Ehre zu erweisen, nur dieser Fremde hier?« Dann sagte er zu dem Mann: »Steh auf und geh nach Hause, dein Vertrauen hat dich gerettet.«

Gedanken zum Evangelium

Heutzutage haben wir ungeahnte Möglichkeiten. Unser technisches Können ist un-glaublich. Wir können fast alles. Wie lange wird es noch dauern, bis der Mensch in einem Labor selbst Leben schafft?

Was ist das Faszinierende der Elektronik und der elektronischen Spiele (nicht nur) unserer Kinder? Sie versetzen uns in den Wahn, dass wir ungeheuer stark und mächtig sind: Nur ein Knopfdruck und am Bildschirm geschieht, was ich will. Ich habe das Gefühl Macht auszuüben. Viele vergessen, dass sie sich nur in einer künstlichen, „virtuellen“ Welt befinden und leiden dann an Wirklichkeitsverlust.

Wir sind versucht zu meinen, wir wären gar nicht abhängig, wir können alles selbst, wir brauchen niemanden. Deswegen gibt es auch so wenig Dankbarkeit unter den Menschen. Deswegen wird es auch immer schwieriger Dankbarkeit zu zeigen. Denn: Danken? Wofür?

Ein Mensch, der glaubt alles selbst bestimmen zu können, total unabhängig zu sein, kann nicht mehr dankbar sein. Denn dankbar sein heißt: Sich dessen bewusst sein, dass man (fast alles) anderen verdankt. Was man ist und was man hat. Ja sogar das eigene Leben.
Ein Dichter hat es so formuliert:
So reich waren wir noch nie wie heute – so habgierig aber waren wir auch nie wie heute.
So satt waren wir noch nie wie heute – so unersättlich waren wir aber auch nie wie heute.
So versichert waren wir nie wie heute – so unsicher aber waren wir noch nie wie heute.
So viel Zeit hatten wir noch nie wie heute – so gelangweilt aber waren wir noch nie wie heute.

Wir sagen zwar oft, ohne viel nachzudenken: „Gott sei Dank“. Vielleicht müssen wir diesen Spruch einmal umdrehen und sagen "Dank sei Gott", um stärker an eine Grundwahrheit erinnert zu werden: Unser ganzes Leben ist im Grunde ein verdanktes Leben – Geschenk von Gott und Auftrag an uns, dafür Sorge zu tragen. Ich bin beschenkt - unverdientes Geschenk.

Das Erntedankfest will uns daran erinnern, uns in die Wirklichkeit, uns auf den Boden der Realität zurückführen. Wir sind nicht die Wesen, die – vollkommen autonom, un-abhängig – sich selbst verwirklichen können. Ja, was wir sind und haben verdanken wir großteils anderen und schlussendlich Gott!

Erntedank ist traditionell der Dank für die Gaben der Schöpfung; für eine gute Ernte - für Obst, Wein, Feldfrüchte und vieles mehr. Der Dank geht aber viel weiter: Für den Ertrag der übrigen Arbeit, sei es händische, sei es geistige Arbeit - auch da gibt es Früchte, für die wir danken können: Für das, was uns gelungen ist, für Ideen und alles, was wir mit Gottes Hilfe schaffen konnten.

Jesus sagte einmal: „Es ist so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht.“ Wir müssen zwar unseren Beitrag leisten, etwas tun. Aber das Wesentliche haben wir nicht in der Hand.

Das sagt schon das Wort selbst: „Erntedank“: Ernten ist unsere Aktivität, unsere Leistung. Aber, dass wir das können, verdanken wir Gott. Wir gedenken, dass wir Grund zur Dankbarkeit haben. Danken kommt aus dem Denken.

Das Erntedankfest lebt vom Wissen: Wir sind beschenkt.
Das Erntedankfest lebt von der Zuversicht: Gott meint es gut mit uns.
Das Erntedankfest stärkt unser Vertrauen zu Gott.

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