4. Advent - Lesejahr A

19. 12. 2010

Evangelium nach Mt (1,18-24)

Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, die junge Frau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Er erkannte sie aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus.

Gedanken zum Evangelium

Es waren keine schönen, ruhigen Zeiten, damals im Land Israel. Eine fremde Macht, Rom, beherrschte das Land und zwar mit eiserner Faust. Überall waren die verhass-ten römischen Soldaten anwesend. Sie hatten sogar das Recht willkürlich jeden, den sie auf der Straße antroffen, zu zwingen ihre Bagage zu tragen.

Zwischen 47 v. Chr. Und 67 n. Chr. gab es immer wieder Unruhen und Versuche mit Gewalt gegen die Fremdherrschaft der Römer anzukämpfen. Die Anführer nannten sich „Messias“. Galiläa, die Provinz wo Jesus lebte, war seit der Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr. das unruhigste der jüdischen Gebiete. Hier nahmen die revolutionären Strömungen mit denen die Römer in Kampf gerieten, ihren Anfang.

Die Bevölkerung wurde stets ärmer durch Steuern und dadurch, dass einige wenige Reiche die Grundstücke aufkauften, so dass die Bauern ihr Existenzminimum verloren und als Tagelöhner und sogar als Sklaven arbeiten mussten. Es gab eine große Wirtschaftskrise.

Das Volk klammerte sich an eine Hoffnung: In ihrer Bibel (das AT) hat ein Prophet angekündigt, dass einer aus dem Geschlecht Davids kommen und sie aus ihrem Elend befreien wird. Ein Messias also. Diese Hoffnung, diese Erwartung, lebte tief in ihrem Herzen. Aber die politisch-militärischen Messiasse haben das Land in den Untergang geführt: Im Jahr 70 n. Chr. wurde die Hauptstadt Jerusalem mit seinem Tempel, und somit das religiöse Zentrum des Volkes, von den Römern dem Boden gleich gemacht.

Die ersten Christen, die Juden waren und das alles miterlebt haben, haben dann gesagt: Der echte Messias war Jesus. Er ist unser Retter. Nicht ein politischer Retter, sondern einer, der von Gott selbst kommt und uns zu Gott hinführt.

Besonders der Evangelist Mathäus, der sein Evangelium für Juden-Christen (also für Juden, die Christen geworden sind) geschrieben hat, betont dies sehr stark, z.B. mit seiner Erzählung über Josef.

Maria ist mit Josef aus dem Haus Davids „verlobt“ (d. h. nach damaligem Recht: verheiratet), wohnt aber noch nicht mit ihm zusammen (dies geschah meist ein Jahr nach der rechtlichen Trauung). Da Maria in dieser Zwischenzeit ein Kind erwartet, das nicht von Josef stammt, muss dieser einen Ehebruch vermuten; deswegen könnte er sie verstoßen und der Todesstrafe ausliefern. Um Maria vor dieser Schande zu bewahren, überlegt er, die eheliche Bindung, jüdischem Recht entsprechend, zu lösen.

Ein Bote Gottes belehrt ihn jedoch über die Herkunft des Kindes und beauftragt ihn, Maria als seine Frau aufzunehmen und ihrem Sohn den Namen Jesus zu geben. Durch die Namensgebung wird Josef gesetzmäßig Vater und Jesus ist auch in seinen Stammbaum aufgenommen. Jesus ist also „Sohn Davids“. Der Name „Jesus“ (= Gott hilft) verdeutlicht außerdem, wer dieses Kind ist. Die göttliche Würde des Kindes spricht nach Matthäus auch der Name „Immanuel“ (Gott-mit-uns) aus.

Mit dieser Erzählung drückt Mathäus also den Glauben an die übernatürliche Herkunft Jesu aus. Jesus ist nicht einfach ein Mensch wie alle andere. Hier hat Gott auf besondere Weise seine Hand im Spiel. Der Name „Jesus“ ist ein Programm: „Gott hilft“ und Immanuel „Gott-mit-uns“.

Die alte Sehnsucht nach Gottes Hilfe ist also keine Täuschung. Die Menschheit ist nicht sich selbst überlassen und dem Verderben preisgegeben. Wer sich glaubend dieser frohen Botschaft öffnet, vermag heute noch darüber zu staunen und der Einladung vieler Weihnachtslieder zu folgen: „Kommt, lasset uns anbeten!“ Wir sind nicht verloren, denn sogar in unserer tiefsten Verlorenheit ist Gott mit uns und lässt uns nicht fallen. Das hat Jesus durch seine Worte und Taten, durch sein Leben deutlich gemacht. Deswegen ist er unser Retter.

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