12. So im Jahreskreis- Lesejahr A

Dreifaltigkeitssonntag

19.06.2011

Evangelium nach Johannes (3,16-18)

Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben. Gott sandte den Sohn nicht in die Welt, um die Menschen zu verurteilen, sondern um sie zu retten. Wer sich an den Sohn Gottes hält, wird nicht verurteilt. Wer sich aber nicht an ihn hält, ist schon verurteilt, weil er Gottes einzigen Sohn nicht angenommen hat.

Gedanken zum Evangelium

An was für einen Gott glauben wir eigentlich? Wie steht Gott zu uns? Was erwartet er von uns? Und wenn er etwas von uns erwartet, dann können wir doch nicht so leben, als ob es ihn nicht gibt. Dann muss unser Leben doch klar auf ihn hin gerichtet sein. Dann müssen wir doch anders leben, als diejenigen, die nicht an Gott glauben. Wer ist Gott für uns? Welche Bedeutung hat er für unser Leben?

„Im Namen des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes“ – so beginnen wir alle unsere Gebete und Gottesdienste und wir sind auch getauft auf den Namen des Vaters, des Sohnes, des Hl. Geistes. Wir werden dabei an den dreifaltigen Gott erinnert.

Nun meint „Dreifaltigkeit“ das, was frühere Generationen von Christen, die vor uns geglaubt, gebetet, gezweifelt haben, mit Hilfe der Bibel versucht haben, für ihre Zeit in Worte zu fassen. Mit dieser Formulierung „Dreifaltigkeit“ haben sie – schon im 4. Jh. - versucht zusammenzufassen, wie sie Gott sehen und wie sie Gott erfahren haben.

Natürlich ist das eine zeitgebundene Formulierung. Sie haben dabei Worte verwendet, wie „Personen“: Ein Gott in drei Personen. Aber für sie bedeutete das Wort „Person“ etwas anderes als für uns. Es stammt aus der alt-griechischen Theaterwelt: „Persona“ war die große Maske, die die Theaterspieler verwendeten und ihre Stimme lauter klingen zu lassen und um eine bestimmte Rolle darzustellen. Für uns bedeutet „Person“ aber ein eigenes, selbständiges Wesen. Wenn wir also „Person“ in unserem Sinne verstehen, dann hätten Judentum und Islam Recht, die uns vorwerfen, dass wir drei Götter anbeten.

Der größte katholische Theologe des 20. Jh., Karl Rahner, meinte: wenn das Dogma über die Dreifaltigkeit aus dem christlichen Glauben verschwinden würde, würde das im Leben der Christen nichts ändern! Er prangert das falsche Verständnis an. Wir müssen das, was man damals mit „Dreifaltigkeit“ gemeint hat, neu, in unserer heutigen Sprache formulieren.

Wer ist Gott für uns? Wie haben wir ihn durch Jesus und durch die Bibel kennengelernt?

Zunächst ist Gott unser Schöpfer. Die ganze Schöpfung ist die Sprache Gottes, in der ganzen Schöpfung drückt Gott sich selber aus. Er spricht zu uns durch die Schöpfung. Durch sie bekommen wir ein Ahnung von ihm. Und seit die Naturwissenschaft entdeckt hat, dass die Schöpfung unendlich viel mehr ist als unsere Erde, dass das Universum so unvorstellbar groß ist und sich immer noch ausdehnt, so dass wir erschrecken über die Weite und Fülle der kosmischen Wirklichkeit, da können wir nur immer mehr staunen über die Größe und über das Geheimnis Gottes. Und noch erstaunlicher wird dann, dass dieser Gott – in der Vorstellung von Jesus - uns gegenüber väterliche Gefühle hat. Er liebt uns bedingungslos – d.h. er stellt keine Bedingungen, wir müssen uns seine Liebe nicht verdienen, z.B. durch ein gutes moralisches Leben. Er liebt uns so, wie wir sind.

Die Liebe des Vaters zur Welt und zu uns war der Grund, dass er sich im Menschensohn, Jesus, gezeigt hat. In Jesus erfahren wir Gott neu, anders, konkreter, als in seiner Schöpfung. Weil er uns so liebt ist er – in Jesus – auf uns zugekommen und lädt er uns – durch Jesus – zum Mitlieben mit ihm ein.

Aber Jesus hat nur eine kurze Zeit gelebt. Und Gott will weiterhin bei uns sein, durch seine wirksame Lebenskraft in uns, durch seinen Geist, der in unserem Herzen und in unserem Gewissen wirkt. Gott will mit dem Geist Jesu auch unseren Geist und unser Herz erfüllen. Gott als Hl. Geist.

Gott ist also vielfaltig/bzw. dreifaltig in unserem Leben anwesend und erkennbar, erfahrbar. Unsere Beziehung zu Gott ist dreifaltig. Diesem Gott verdanken wir unser Leben jetzt, aber auch unsere Zukunft. An diesen Gott glauben wir. Ein Gott, der uns unbedingt angeht!

Zurück zum Archiv