13. So im Jahreskreis- Lesejahr A

26.06.2011

Evangelium nach Matthäus (10,37-42

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir auf meinem Weg folgt, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Wer sein Leben festhalten will, wird es verlieren. Wer es aber um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.«

»Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist, wird auch wie ein Prophet belohnt. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil er ein Gerechter ist, wird auch wie ein Gerechter belohnt. Und wer einem ganz unbedeutenden Menschen auch nur einen Schluck kaltes Wasser zu trinken gibt – einfach weil er mein Jünger ist –, ich versichere euch, wer das tut, wird ganz gewiss nicht leer ausgehen.«

Gedanken zum Evangelium

Jesus bereitet seine Jünger auf ihre künftige Sendung vor. Sie sollen sein Werk fortsetzen. Sie sollen ihr Leben in den Dienst des Reiches Gottes stellen und Menschen dazu einladen, das Gleiche zu tun. Jesus traut seinen Jüngern Großes zu. Er macht aber auch deutlich, welchen Ernst, welche Entschiedenheit der Einsatz für Gottes Reich verlangt.

Konflikte sind dabei keineswegs ausgeschlossen. Im Gegenteil: Sie müssen mit Widerstand rechnen, mit Ablehnung, Spott, Aggression, bis hinein in die eigenen Familien. Dieses Kreuz müssen sie auf sich nehmen, indem sie trotzdem zu ihrer Glaubensüberzeugung stehen, trotzdem ihre Aufgabe erfüllen, wenn nötig gegen den Widerstand von Menschen, mit denen sie eng verbunden sind. Der Einsatz für das Reich Gottes relativiert bisherige Bindungen. Seine Jünger dürfen nichts oder niemanden über Gott stellen. Im Konfliktfall hat er immer Vorrang.

All dies sagt Jesus seinen Jüngern, denn sonst können sie ihren Auftrag nicht erfüllen, können sie nicht in seinem Dienst stehen und zu seiner Bewegung gehören.

Gilt das auch für uns, heute? Jesus will uns hier etwas Grundlegendes klar machen: Das Ziel, die letzte Erfüllung deines Lebens findest du nicht in dieser Welt. Nichts oder niemand kann deinem Leben einen letzten Sinn geben. Den findest du nur bei Gott. Und deswegen muss er in deinem Leben immer Vorrang haben, an erster Stelle stehen.

„Wenn du dein Leben verlierst um meinetwillen, wirst du es gewinnen.“ Jesus meint: Wenn du dein Leben nicht nur für dich, nur nach deinen eigenen Interessen lebst - wenn du dagegen meine Werte lebst und verwirklichst, wirst du das wahre Leben finden.

Viele Menschen versuchen das Leben zu gewinnen, zu ergreifen, indem sie nur Geld und Besitz, Karriere, äußere Schönheit, persönlichen Ruhm, Ansehen und Prestige, überschwängliche Sexualität, Vergnügungen der Welt, Luxus und Machtpositionen suchen. Sie sind in den Augen der Welt die Gewinner und werden beneidet, oft als Idole angehimmelt und verehrt. Auf lange Sicht aber sind sie die Verlierer. Sie erwarten ihre Lebenserfüllung von vergänglichen Dingen. Sie werden das echte Leben verpassen, verlieren, denn am Ende stehen oft nur innere Leere, Unzufriedenheit und Verdrossenheit. Deswegen gibt es ja so viele unzufriedene Menschen. Die irdischen Güter und Freuden und Vergnügungen haben zwar einen Wert, wir dürfen sie auch nicht verteufeln, aber wir dürfen sie nicht an die Stelle Gottes setzen.

Heutzutage wird viel von „Selbstverwirklichung“ geredet, deren Einübung durch Kurse und Beratungen angeboten werden. Schlussendlich kreist man dadurch aber immer nur um sich selbst. Das Konzept von Jesus ist ein anderes: Wir verwirklichen uns selbst, wenn wir uns für andere einsetzen. Erst wo es uns gelingt für das Wohl anderer etwas zu tun – und so verwirklichen wir Gottes Reich! - erst dann wird klar, wie bedeutend wir selbst sind und wer wir sind. Ich gewinne das Leben, wenn ich mich mit all meinen Kräften für andere einsetze, also nicht auf mich selbst abziele.

Es genügt also nicht, wenn ich als Christ die Wahrheiten des christlichen Glaubens gut kenne und wortgewandt bekenne. Ich muss vor allem die Lebensweise Jesu in einem Leben für andere nachvollziehen. Dann folge ich ihm nach.

Wie wichtig das für Jesus ist, wie stark Jesus das schätzt, drückt er in diesem einen Satz aus: „Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist - amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.“ So wertvoll ist in den Augen Jesu jeder einzelne, entschiedene und konsequent lebende Christ!

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