24. Sonntag im JahreskreisERNTEDANKEvangelium nach Mt (21,33-44)Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land. Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen. Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, einen dritten steinigten sie. Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es genauso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um. Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun? Sie sagten zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist. Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder? Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen der Stein aber fällt, den wird er zermalmen. Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt. Als die Hohenpriester und die Pharisäer seine Gleichnisse hörten, merkten sie, dass er von ihnen sprach. Sie hätten ihn gern verhaften lassen; aber sie fürchteten sich vor den Leuten, weil alle ihn für einen Propheten hielten. Gedanken zum ErntedankfestAussäen, pflegen, ernten, aufbereiten, verarbeiten alles das, was mit den Gaben der Erde täglich geschieht, ist für viele Menschen besonders in der Stadt - in ziemlich weite Ferne gerückt. Wir nehmen ganz selbstverständlich hin, dass die Regale in den Supermärkten immer gut gefüllt sind. Viele Früchte gibt es das ganze Jahr über, denn wenn sie hier bei uns gerade nicht reif sind, dann werden sie eben vom anderen Ende der Welt geschickt. Warum sollen wir Gott also für etwas danken, das wir einfach im Supermarkt um die Ecke kaufen können? Für das Selbstverständliche dankt man ja nicht. Haben wir so das Bewusstsein verloren, dass wir im Grunde alles Gott verdanken? Sogar unser Leben! Haben wir nicht schon großteils das Gefühl der Dankbarkeit Gott gegenüber verloren? Wir leben heutzutage oft so, als ob wir alles uns selbst, unserem eigenen Können verdanken und deswegen auch vollkommen über alles selbst verfügen können. Vergessen wir nicht, dass wir nur Pächter sind, dass wir im Auftrag Gottes - alles verwalten sollen und nicht radikal darüber verfügen können? Das ist das Bild, das sowohl Jesus als auch der Prophet Jesaja verwendet: Das Bild vom Weinberg. Verhalten wir uns nicht oft wie diese Pächter im Weinberg, die nur ihren eigenen Vorteil suchen und vergessen, dass sie Früchte für das Reich Gottes, für Gottes neue Welt liefern sollen? Mit seinen Gleichnissen hält Jesus uns einen Spiegel vor. Denn eigentlich erzählt er von Gott, der die Menschen mit allem ausgestattet hat, was sie zum Leben brauchen und sogar noch mehr. Diesen Menschen, seinem Volk, hat Gott alles zur Nutzung überlassen. Das Einzige, was er erwartet, ist, dass seine Liebe Früchte trägt. Diese Früchte sollen einfach Gerechtigkeit und Frieden sein, einander in Achtung und Fürsorge begegnen. Diese gute Früchte sollen wir bringen und sie Gott anbieten. Manchmal aber ist das, was wir an Früchten bringen, absolut ungenießbar, saure Beeren statt süße Trauben: Unzufriedenheit, Lieblosigkeit, Neid, und Egoismus kommen leider auch in unserem Weinberg vor. Und manchmal werden die, die uns mahnend an die Ernte erinnern, nicht ernst genommen, als naiv und weltfremd verschrieen und zum Schweigen verdonnert. Bringen wir nicht oft Jesus selbst zum Schweigen, weil wir nicht hinhören, seine Mahnungen überhören? Weil wir es nicht wahrhaben wollen, dass wir nur Pächter sind, Arbeiter im Weinberg Gottes, sondern alles selbst bestimmen wollen und tun, als ob alles in unserem Leben uns gehört, unser Eigentum ist, das wir nur uns selbst verdanken? Gott will etwas von uns! Er erwartet, dass wir für ihn arbeiten, uns für sein Reich hier und jetzt einsetzen und nicht bloß für uns selbst. Er möchte bei uns Früchte ernten. Das sind wir Gott schuldig. Wir verdanken ihm zu viel. Dieses Bewusstsein und dieses Lebensgefühl will das Erntedankfest in uns erneuern, lebendig machen. Denn nur als dankbare Menschen können wir für Gott arbeiten, unsere Früchte bringen. Früchte, die unsere Welt um uns herum, unsere Beziehungen zueinander, unser Leben miteinander ein Stückchen schöner machen. Ein bisschen Freude, ein wenig Güte, Freundschaft und Liebe .. das sind oft die kleinen Früchte, die wir bringen können und die oft unsere Welt ein bisschen verändern, mehr zu einer Welt Gottes, zu einer schönen Welt machen. |
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