PFINGSTSONNTAGLesejahr A12. Juni 2011 |
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Evangelium nach Johannes 20,19-23:
Es war Abend geworden an jenem Sonntag. Die Jünger waren beisammen und hatten aus Angst vor den führenden Juden die Türen abgeschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: »Frieden sei mit euch!« Dann zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Als die Jünger den Herrn sahen, kam große Freude über sie. Noch einmal sagte Jesus zu ihnen: »Frieden sei mit euch! Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich nun euch.« Dann hauchte er sie an und sagte: »Empfangt den Heiligen Geist! Wenn ihr jemand die Vergebung seiner Schuld zusprecht, ist die Schuld auch von Gott vergeben. Wenn ihr die Vergebung verweigert, bleibt die Schuld bestehen.« Gedanken zum Evangelium Wann waren Sie das letzte Mal einmal wirklich begeistert? Was ist da passiert, wie haben Sie sich dann gefühlt? Was ist da in Sie gefahren? Fühlten Sie sich da wie verändert? Begeisterung ist ein Geschehen, dass sich in und mit mir abspielt. Eine alte alleinstehende Frau war zu einem Fotografen gegangen, um sich ein Foto machen zu lassen. Sie setzte sich zurecht. Der Fotograf lud sie ein: »Bitte etwas freundlicher!« Die alte Frau versuchte es. Doch es gelang ihr nicht. »Sie müssen freundlicher dreinschauen«, wiederholte der Fotograf. »Aber wie macht man das?«, wollte die alte Frau wissen. »Das kommt von innen!«, erwiderte er. »Sie müssen von innen her freundlich dreinschauen!« Die Frau gab sich Mühe. »So«, sagte der Fotograf, »jetzt sehen Sie schon zwanzig Jahre jünger drein.« Begeisterung als inneres Geschehen, darum geht es zu Pfingsten. Um das Unfassbare zu fassen, Unverständliches verständlich und Unsagbares aussprechbar zu machen, brauchen wir Bilder, Zeichen, Symbole. Auch Johannes in seinem Evangelium und Lukas in der Apostelgeschichte. Bei Johannes findet die Begeisterung der Jünger am Abend des Ostersonntags statt, bei Lukas 50 Tage nach Ostern. Und beide beschreiben dieses Geschehen auf andere Weise. Der Evangelist Johannes beschreibt ihren Gemütszustand mit den Worten: »Aus Angst hatten die Jünger die Türen verschlossen«. Verschlossen waren nicht nur die Haustüren; verschlossen waren vor allem ihre Herzenstüren. Liegt hier nicht eine starke Parallele zur Situation unserer Zeit, zur Situation der Kirche in Europa? Verschreckt von der wie ein Virus um sich greifenden Säkularisierung (Verweltlichung), eingeschüchtert vom Missbrauchsskandal, ernüchtert von der hohen Zahl jener, die aus der Kirche austreten und von der geringen Zahl an Taufen und Trauungen hat die Kirche Europas die Angst gepackt. Und so schottet man sich ab, bleibt lieber unter sich, sperrt Kirchen im wahrsten Sinne des Wortes zu und wartet ängstlich, was sich denn nun tun wird. Wir brauchen ein neues Pfingsten. Wir brauchen eine neue Begeisterung, einen neuen Geist, eine neue Kraft Gottes Kraft die in uns fährt, uns innerlich wieder aufbaut. Diese Kraft Gottes ist wie ein Lebensatem, der uns eingeblasen wird ähnlich wie in der Erzählung der Erschaffung des Menschen: Indem Gott ihm Lebensatem einhaucht, schafft Gott neue Menschen, denen Furcht und Angst fremd sind. Im Gegenteil: getrieben durch eine innere Kraft verkündigen sie die Botschaft von Jesus, gelegen oder ungelegen. Diese innere Kraft wirkt wie ein Sturm, wie Feuer und springt auf andere über, findet die richtige Sprache um ihre Herzen zu erreichen. Die Verhältnisse in der Familie sind so festgefahren, dass es keine Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft mehr gibt. Meine persönlichen Sorgen lähmen mich derart, dass ich denke: „Das ist doch kein Leben mehr.“ Überall da, wo Erstarrung aufbricht, da wo Lähmung geheilt wird, da erfahren wir die Kraft Gottes, den Hl. Geist. Da, wo ich mich aufraffe und die Kraft zu Neuem verspüre, da wirkt der Geist. Da, wo jemand durch das richtige Wort, eine Situation rettet, eine Türe öffnet, sodass die Dinge wieder in Fluss kommen, da spüren wir, was der Geist Gottes vollbringt. So ist dann die Kirche entstanden. Pfingstfest als Geburtsfest der Kirche. Da, wo wir Kirche als lebendig erfahren, da ist Gottes Geist am Werk. Da, wo die Sache Jesu Begeisterte findet, da geschieht Pfingsten. Öffnen wir in diesem Gottesdienst unser Herz für Gott, damit er in uns wirken kann. |
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