ALLERHEILIGEN

2012

Evangelium nach Mt (5,1-12a):

Als Jesus die Menschenmenge sah, stieg er auf einen Berg und setzte sich. Seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie, was Gott jetzt von seinem Volk verlangt. Er sagte:

»Glücklich sind alle, die nur noch von Gott etwas erwarten - mit Gott werden sie leben in seiner neuen Welt.

Glücklich sind alle, die unter dieser heillosen Welt leiden -

Gott wird ihrem Leid für immer ein Ende machen.

Glücklich sind alle, die auf Gewalt verzichten - Gott wird ihnen die Erde zum Besitz geben.

Glücklich sind alle, die danach hungern und dürsten, dass sich auf der Erde Gottes gerechter Wille durchsetzt - Gott wird ihren Hunger stillen.

Glücklich sind alle, die barmherzig sind - Gott wird auch mit ihnen barmherzig sein.

Glücklich sind alle, die im Herzen rein sind - sie werden Gott sehen.

Glücklich sind alle, die Frieden stiften - Gott wird sie als seine Söhne und Töchter annehmen.

Glücklich sind alle, die verfolgt werden, weil sie tun, was Gott will - mit Gott werden sie leben in seiner neuen Welt.

Glücklich seid ihr, wenn sie euch beschimpfen und verfolgen und verleumden, weil ihr zu mir gehört.

Freut euch und jubelt, denn Gott wird euch reich belohnen.«

Gedanken zum Fest

„Ich bin kein Heiliger“. Im heutigen Denken hat das Wort „Heiliger“ einen negativen Klang bekommen, sofort mit „scheinheilig“ verbunden. Oder es wird verstanden als „makellos“, „vollkommen“, hoch erhoben über dem normalen Leben und dem normalen Menschen. Deswegen: „Ich bin kein Heiliger – und ich möchte auch keiner sein!“ Was fangen wir dann mit dem Fest Allerheiligen an?

Wir müssen zurück zu der ursprünglichen Bedeutung des Wortes „heilig“ – oder „sakral“. Sakral ist der Gegenpol von „profan“ (weltlich, rein innerweltlich). Sakral (heilig) ist, was zum Bereich Gottes, zur Welt Gottes gehört. Ein Gebäude, das Gott gewidmet ist, ist ein sakrales Gebäude. Und so auch: Ein Mensch der „zu Gott gehört“, in Verbindung mit Gott lebt und handelt, ist ein heiliger Mensch. So verstehen wir dann auch, dass Paulus zu den Christen in Korinth sagt: „Ihr Heiligen“, obwohl er in seinem Brief mit ihnen schimpft, weil es in ihrer Gemeinde so viele Missstände gibt und sie sich so daneben benehmen, ja unmoralisch sind.

Jeden Sonntag bekennen wir im Glaubensbekenntnis: „Ich glaube an die heilige, katholische Kirche“. Die Kirche ist bei Gott nicht fehlerlos und vollkommen, aber die Menschen, die zu dieser Glaubensgemeinschaft gehören, gehören zu Gott, fühlen sich von ihm angesprochen, werden also durch ihn „geheiligt“. Und da diese Glaubensgemeinschaft auch nicht durch den Tod aufhört und wir verbunden bleiben mit allen Menschen, die vor uns als überzeugende Christen gelebt haben, sagen wir auch, dass wir an die „Gemeinschaft aller Heiligen“ glauben.

Heilige sind also ganz normale Menschen, die ihre Schattenseiten haben – und alle uns bekannten, großen Heiligen hatten sie. Aber sie lebten in einer so starken Beziehung zu Gott, dass in ihrer Lebensweise etwas von Gott „aufleuchtet“. Und auf diese Weise machen sie uns Mut, denn durch sie können auch wir den Weg entdecken, der uns zu einem Leben-mit-Gott führt. Indem wir versuchen konsequent christlich zu leben, gehören auch wir zu der Gemeinschaft der Heiligen, von der wir im Glaubensbekenntnis reden.

  • In seinen „Seligpreisungen“ sagt Jesus dann auch (ohne das Wort „Heilige“ zu verwenden): Selig, glücklich seid ihr, ich gratuliere euch, wenn ihr
  • im Bewusstein lebt, vor Gott arm zu sein (wie reich und erfolgreich ihr in diesem Leben auch sein möget)
  • wenn ihr keine Gewalt gebraucht
  • wenn ihr euch für gerechte Verhältnisse in eurer Zeit einsetzt und für Frieden untereinande
  • wenn ihr im Umgang miteinander barmherzig seid
  • wenn ihr mit einem ehrlichen, wahrhaftigen Herzen leb
  • wenn ihr trotz Schwierigkeiten, welcher Art auch immer, an mir und an Gott festhaltet.

Solche – zu Jesus und zu Gott gehörende – Christen sind Heilige, die uns durch ihre konkrete Lebensweise ein Vorbild sind.

Das Fest Allerheiligen. Es ist sehr sinnvoll, es auch heute zu feiern. Dankbar denken wir so an all die wahren Christen, die für unseren Glauben eine Stütze sind und zu denen auch wir gehören möchten: Die Gemeinschaft der Heiligen.

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