GEMEINDESONNTAG

29.01.2012

EVANGELIUM: Lk.6,47-49

Wer zu mir kommt und meine Worte hört und sich nach ihnen richtet - ich werde euch zeigen, wem er gleicht: Er gleicht einem Menschen, der ein Haus baute und dabei tief grub und die Fundamente auf Felsgrund legte. Als das Hochwasser kam, prallten die Fluten gegen das Haus, aber es blieb stehen, weil es so fest gebaut war. Wer dagegen meine Worte hört und sich nicht nach ihnen richtet, ist wie ein Mensch, der sein Haus einfach auf das Erdreich stellte, ohne ein Fundament. Als die Fluten dagegen prallten, fiel es sofort in sich zusammen, und alles lag in Trümmern.«

Gedanken zum Gemeindesonntag

Was ist eine „Pfarre“, „Gemeinde“, „Pfarrgemeinde“? Ein Wohnbereich mit geografischen Grenzen, in dem Katholiken wohnen? Oder ein Gebäudekomplex mit Kirche und Räumlichkeiten? Oder eine Gruppe von Menschen, die regelmäßig zusammenkommen, um ihren Glauben zu feiern? Es ist typisch für unsere Zeit, dass viele Dinge nicht mehr selbstverständlich sind. Das ist auch der Fall für diese Jahrhunderte alte Institution Pfarre. Die Menschen, die sich ihr zugehörig fühlen, werden immer weniger. Die meisten von ihnen sind schon älter. Für viele junge Menschen ist die Pfarre kein Anliegen, unwichtig für ihr Leben.

Wenn wir einen Gemeindesonntag feiern, dann wollen wir damit gerade das Gegenteil betonen: Die Pfarre ist uns ein Anliegen, sie ist wichtig für unser Leben. Ist das aber wirklich unsere Überzeugung? Können wir das voll bejahen? Die Antwort auf diese Fragen ist bestimmend für die weitere Zukunft unserer Pfarrgemeinde.

Das wird uns ganz bewusst durch die letzten Entwicklungen in der Erzdiözese Wien. Die meisten von Ihnen werden schon gehört oder gelesen haben (es steht auch in unserer neuen Pfarrzeitung), wie die Pfarren im 10. Bezirk – nach einer Vorbereitungszeit von mehr als 5 Jahren – beschlossen haben, sich neu zu organisieren: Pfarren zusammenlegen, weniger Kirchen, mehr gemeinsame Aktivitäten usw. Die Zahl der Katholiken ist zu gering geworden, dass die 15 Pfarren so weiter existieren können, wie bis jetzt. Wird das nicht in Zukunft auch im 21. Bezirk der Fall sein? Wird unsere Pfarre Hl. Kreuz weiter existieren können? Das wird von unserer Lebendigkeit abhängen, davon, wie viele sich wirklich zu unserer Pfarre zugehörig fühlen, für wie viele sie ein wirkliches Anliegen ist und wie stark wir uns für unser Pfarrleben mitverantwortlich fühlen und uns engagieren.

Ganz wichtig bei diesem Ganzen ist: Es geht hier um mehr als um Gebäude, Finanzen und einzelne Gruppen oder Aktivitäten. Es geht hier um einen Lebensraum, in dem wir unseren christlichen Glauben und unser Christsein leben, vertiefen, entwickeln können. Es ist also nicht nur eine Organisationsfrage, sondern zutiefst eine Glaubensfrage: Wie können wir als Christen hier in der Großfeldsiedlung in Zukunft (über)leben?

Beschäftigen uns diese Fragen, gehen sie uns persönlich an? Sorgen wir uns um die Zukunft unserer Pfarre? Ist sie mir persönlich ein Anliegen? Darum geht es an diesem Gemeindesonntag! Und deswegen sollen wir daran teilnehmen, mitdenken und mitreden.

In diesem Zusammenhang sehe ich dann auch die uns bevorstehende Pfarrgemeinderatswahl. Hier wird sich konkret herausstellen, wie sehr die Pfarre und das Pfarrleben uns ein Anliegen ist. Das können wir dann an der Zahl der Personen ablesen, die tatsächlich ihre Stimme abgeben, an der Wahl teilnehmen. Aber vorher stellt sich das schon heraus in der Tatsache, dass es uns gelingt, 12 Pfarrmitglieder zu finden, die bereit sind zu kandidieren, sich so für die Pfarre zur Verfügung zu stellen und zu sagen: sie ist mir ein Anliegen, ich will für sie etwas tun – und zwar aus meiner Glaubensüberzeugung heraus.

Aus Glaubensüberzeugung: Das ist ganz wichtig. Denn das ist die einzig tragfähige Motivation für einen Einsatz für die Pfarrgemeinde. Ich kann mich mit den besten Absichten und mit der größten Begeisterung für etwas einsetzen. Nur schaut die Realität immer anders aus. Meine Kräfte reichen nicht immer. Es gibt Rückschläge. Das, was ich möchte, gelingt nicht. Oft klappt es auch nicht mit den zwischenmenschlichen Beziehungen unter den MitarbeiterInnen. Es „menschelt“, so wie überall. Das sind Realitäten, die es immer - auch in einer Pfarrgemeinde - gibt. Sie besteht ja aus konkreten Menschen. Und dann braucht man eine feste Basis, ein Fundament, das nicht aus Sand sein darf, wie Jesus es formuliert. Ich brauche eine Glaubensfestigkeit und Glaubenstiefe – besonders, wenn Stürme kommen - und im menschlichen Leben ist das immer der Fall. Dann ist mein christlicher Glaube, mein Glaube an Jesus Christus, der einzig wirkliche Halt.

Feiern wir also miteinander Gemeindesonntag. Machen wir die Erfahrung, dass wir als Christen zueinander gehören. Dieses Gefühl wird in Zukunft eine immer größere und eine entscheidende Rolle spielen!

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