DREIFALTIGKEITSFEST
3. Juni 2012
Evangelium nach Matthäus 28,16-20.
Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, zu dem Jesus sie bestellt hatte. Als sie ihn sahen, warfen sie sich vor ihm nieder, doch einige hatten auch Zweifel. Jesus trat auf sie zu und sagte: »Gott hat mir unbeschränkte Vollmacht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht nun zu allen Völkern der Welt und macht die Menschen zu meinen Jüngern und Jüngerinnen! Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe. Und das sollt ihr wissen: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.«
Gedanken zum Fest
Wer ist dieser Gott, an den wir glauben? Was bedeutet er uns? Welche Rolle spielt er in unserem Leben? Welche Erfahrungen haben wir schon mit ihm gemacht? Können wir ihn lieben, so wie es im Hauptgebot von Jesus Christus eißt?
Die Frage nach Gott ist uralt. Es gibt sie in allen Kulturen der Menschheit. Für ihn wurden (und werden) Kriege geführt. Auf ihn hoff(t)en Millionen, ja Milliarden Menschen. Wer ist er? Wer ist der Gott, von dem Jesus Christus geredet hat? Wer ist der Gott des Christentums?
Jesus hat nie eine Definition von Gott gegeben. Wir finden sie auch nicht in der Bibel. Eine Definition versucht ja zu sagen, was das Wesen von etwas oder von wem ist. Aber wäre es nicht eine Überheblichkeit, eine maßlose Überschätzung der menschlichen Vernunft zu glauben, sagen zu können, wer Gott ist? Sein Wesen beschreiben zu können?
Das haben christliche Theologen aus dem 4. und 5. Jh. versucht. Mit Begriffen aus der griechischen Philosophie von damals haben sie sich nach vielen Auseinandersetzungen, die sehr oft nicht sehr schön und nicht sehr christlich waren mit Hilfe von Begriffen wie „Personen“, „Naturen“, auf eine Formel geeinigt, die sie „Dreifaltigkeit“ nannten. Aber, was fängt der gläubige Christ von heute mit diesem Begriff noch an? Kann er ihn überhaupt verstehen? Der größte katholische Theologe des 20. Jh., Karl Rahner, meinte: „Wenn das Dogma über die Dreifaltigkeit aus dem christlichen Glauben verschwinden würde, würde das im Leben der Christen nichts ändern!“ Abgesehen davon, dass andere Religionen (Judentum und Islam) uns vorwerfen, dass wir mit diesem Begriff den Glauben an den einen Gott in Gefahr bringen, ja dass wir sogar an drei Götter glauben! Ist es nicht der falsche Weg, zu versuchen zu sagen, was das „Wesen“ Gottes ist?
Eigentlich sagt die Bibel und auch Jesus nicht, wer Gott ist, was sein Wesen ausmacht. Das ist ja unmöglich, sonst wäre er nicht mehr Gott. Wir können sogar nicht mit Worten und Begriffen sagen, was das Wesen eines Menschen ausmacht. Auch der Mensch bleibt ein Geheimnis, ist mehr als unsere Vernunft fassen kann.
In der Bibel finden wir aber sehr wohl Erzählungen von Erfahrungen, die Menschen mit Gott gemacht haben, wie sie Gott erfahren haben. Und das können wir zusammenfassen in drei Grunderfahrungen.
Zunächst können wir Gott durch die Natur erfahren. Die ganze Schöpfung weist auf Gott als den Ursprung aller Dinge hin. Durch sie bekommen wir eine Ahnung von der Größe Gottes. Und seit die Naturwissenschaft entdeckt hat, dass die Schöpfung unendlich viel mehr ist als unsere Erde, dass das Universum so unvorstellbar groß ist und sich immer noch ausdehnt, so dass wir erschrecken über die Weite und Fülle der kosmischen Wirklichkeit,... da können wir nur immer mehr staunen über die Größe und über das Geheimnis Gottes.
Und noch erstaunlicher ist es dann, dass dieser große Gott in einem Menschen, Jesus von Nazareth, auf uns zugekommen ist und gesprochen, deutlich gemacht hat, dass er uns gegenüber väterliche Gefühle hat. Er liebt uns bedingungslos d.h. er stellt keine Bedingungen, wir müssen uns seine Liebe nicht verdienen. Er liebt uns so, wie wir sind. Und wir dürfen ihn Vater nennen. Wir stehen zu ihm in einer Beziehung von Söhnen und Töchtern. So wie die Beziehung von Jesus zum Vater die eines Sohnes ist. „Mein und euer Vater“ hat Jesus Gott genannt.
So ist Gott sowohl der Gott-über-uns als auch der Gott-mit-uns. Aber es gibt noch eine andere Erfahrung mit Gott, wie wir am letzten Sonntag, zu Pfingsten gefeiert haben: Gott ist auch der Gott-in-uns: Wie eine wirksame Lebenskraft, wie ein Lebensatem. Seine Kraft, sein Geist, wirkt in unserem Herzen und in unserem Gewissen. Gott -in-uns.
Gott ist also grundsätzlich vielfaltig/bzw. dreifaltig in unserem Leben anwesend und erkennbar, erfahrbar. Diesem Gott verdanken wir unser Leben jetzt, aber auch unsere Zukunft. An diesen Gott glauben wir. Ein Gott, der uns unbedingt angeht!
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