25 . SONNTAG IM JAHRESKREIS

23. September 2012 - Erntedank

Evangelium nach Markus (9,33-37)

Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer (von ihnen) der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.

Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

Gedanken zum Evangelium

Sie sind wirklich nur Menschen, diese Apostel, denen Jesus die volle Verantwortung für sein Lebenswerk übertragen hat. Einerseits sind sie begeistert, andererseits verstehen sie Jesus nicht. Es sind wirklich nur Menschen, so wie wir.

Am vergangen Sonntag war es Petrus, der Jesus nicht verstand und von ihm zurechtgewiesen wird, weil er allzu menschlich denkt. Im heutigen Evangelium sind es alle. Sie sind mit Jesus unterwegs und während er über seine Zukunft redet, über sein tragisches Ende, diskutieren die Jünger darüber, wer von ihnen der Wichtigste ist.

Dieses Verlangen nach Ehre und Macht steckt tief im Menschen, weil er immer Angst hat, zu kurz zu kommen, unbeachtet beiseite- geschoben zu werden und sich unbedeutend vorzukommen. So wird sein Selbstbewusstsein angekratzt. Es entstehen rücksichtslose Ehrgeiz, verbunden mit krankhafter Eifersucht, von denen Jakobus in der ersten Lesung spricht. Sie sind die Wurzel von vielen bösen Taten, meint er. Das sehen und erfahren wir im Großen und im Kleinen: Kampf um Macht, sowohl in der Politik als auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Es heißt zwar im Volksmund: „Der Klügere gibt nach“, aber in Wirklichkeit scheint es in unserer Gesellschaft so zu sein, dass der Klügere, der nachgibt, am Ende oft der Dumme ist. Er ist der Letzte von allen. Und mancher nennt das: „Der Depp vom Dienst“.

„Woher kommen die Kriege bei euch, woher die Streitigkeiten? Doch nur vom Kampf der Leidenschaften in eurem Inneren.“ Diese Sucht nach Macht, Geld, Besitz von denen man sich erhofft, Ehre und Anerkennung zu bekommen, jemand zu sein, macht den anderen zum Konkurrenten, zu einer Bedrohung, die man ausschalten muss. Das ist die „Weisheit“ dieser Welt, der Ungeist gegen den Jesus ankämpft. Die wahre Weisheit aber, die Weisheit im Sinne Gottes, liegt in Friedlichkeit, Freundlichkeit, Erbarmen, in der Güte zueinander. Sie ist in dieser Welt so unbedeutend und verletzbar wie ein Kind, das Jesus in die Mitte stellt.

Den Mut, in dieser Welt so verletzbar und unbedeutend zu scheinen wie ein Kind, bekommen wir nur dadurch, dass wir uns ganz persönlich von Gott bedingungslos geliebt und anerkannt wissen. Ich brauche mich nicht zu beweisen, mich selbst zu bestätigen: Ich bin wer, weil Gott mich als wertvoll betrachtet. Dafür kann ich dankbar sein. Diese Dankbarkeit ist eine Kraft, die zur Freude und Freundlichkeit, zum Erbarmen und Frieden fähig macht.

Deswegen ist das heutige Fest so wichtig: Ernte-dank-fest. Es ist wichtig sich immer wieder bewusst zu machen, dass wir allen Grund haben, dankbar zu sein. Das Meiste und das Wichtigste von allem, was wir sind und haben, verdanken wir anderen, verdanken wir Gott: Unser Leben, unsere Fähigkeiten, unsere Lebensbedingungen, bis zu unserem täglichen Brot. Wir sind Beschenkte, selbst dort, wo wir glauben durch eigene Leistung etwas zustande zu bringen, denn die persönliche Fähigkeit dazu haben wir mit Hilfe anderer entwickelt. Andere haben die Möglichkeit und die Bedingungen geschaffen, damit ich meine Fähigkeiten entwickeln kann. Nur wer dankbar, ist schätzt sein Leben und sich selbst richtig ein.

Das ist dann auch der Sinn eines Erntedankfestes: Wir danken Gott und einander. Und dieser Geist der Dankbarkeit macht uns zu Menschen, die zum Frieden, zur Freude, zum Erbarmen und zur Güte zueinander fähig sind.

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