26. SONNTAG IM JAHRESKREIS

30. September 2012

Evangelium nach Markus (9,38-48)

Johannes sagte zu Jesus: »Lehrer, wir haben da einen Mann gesehen, der hat deinen Namen dazu benutzt, böse Geister auszutreiben. Wir haben versucht, ihn daran zu hindern, weil er nicht zu uns gehört. « »Lass ihn doch!«, sagte Jesus. »Wer meinen Namen gebraucht, um Wunder zu tun, kann nicht im nächsten Augenblick schlecht von mir reden. Wer nicht gegen uns ist, ist für uns! Wer euch nur einen Schluck Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört – ich versichere euch, ein solcher Mensch wird ganz gewiss seinen Lohn erhalten!« »Wer einen dieser kleinen, unbedeutenden Menschen, die mir vertrauen, an mir irrewerden lässt, der käme noch gut weg, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde. Wenn deine Hand dich zum Bösen verführt, dann hau sie ab! Es ist besser für dich, mit nur einer Hand ewig bei Gott zu leben, als mit beiden Händen in die Hölle zu kommen, in das Feuer, das nie ausgeht. Und wenn dein Fuß dich zum Bösen verführt, dann hau ihn ab! Es ist besser für dich, mit nur einem Fuß ewig bei Gott zu leben, als mit beiden Füßen in die Hölle geworfen zu werden. Und wenn dein Auge dich zum Bösen verführt, dann reiß es aus! Es ist besser für dich, mit nur einem Auge in die neue Welt Gottes zu kommen, als mit beiden Augen in die Hölle geworfen zu werden, wo die Qual nicht aufhört und das Feuer nicht ausgeht.«

Gedanken zum Evangelium

„Euch muss es zuerst um Gottes Reich und seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben“ ,(Mt 6,33).

Das „Reich Gottes“ – Immer wieder redet Jesus darüber. Im Grunde genommen geht es ihm nur um dieses Reich Gottes. Was meint Jesus damit? Er meint damit Gottes Reich, Gottes Herrschaft in dieser Welt. Das Reich Gottes ist dort, wo Gott unter uns Menschen Raum gewinnt, wo Gott das Denken und die Herzen von Menschen bestimmt, wo Menschen in ihrer Lebensweise widerspiegeln, wie Gott ist. Wenn Gott Güte, Erbarmen, Liebe ist, dann ist das Reich Gottes dort angebrochen und spürbar, wo Menschen beginnen, selber Güte, Erbarmen, Liebe zu leben.

Gott, das Reich Gottes, – das hat für Jesus absoluten Vorrang. Er meint damit sicherlich nicht, dass alles andere im Leben unwichtig ist, wenn ich Gott an die erste Stelle setze. Jesus will wohl sagen: Erst wenn Gott zuerst im Blick ist, erst dann kommt alles andere ins rechte Lot und gewinnt es sein eigentliches Gewicht.

Im Bezug auf dieses Reich Gottes sagt Jesus nun drei ganz wichtige Dinge.

Erstens: Das Reich Gottes ist nicht nur in der Kirche oder in der Gemeinde zu finden. Güte, Menschlichkeit, Nächstenliebe, ja Gottesliebe, kommen auch woanders vor, auch bei Nicht-Christen. „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns“, sagt Jesus zu seinen Jüngern, als diese losziehen wollen gegen Menschen, die im Namen Jesu andere heilen, Gutes tun. Wenn Gutes geschieht, dann ist für Jesus immer Gott mit im Spiel, dann kommt das Reich Gottes zum Vorschein. Wo Gutes geschieht, ist Konkurrenzdenken fehl am Platz. Im Gegenteil: Wir sollen uns darüber freuen. Solche Menschen sind unsere Verbündeten. „Wer einem Mitglied der Jüngergemeinde das geringste Werk an Gastfreundschaft („einen Becher Wasser“) zukommen lässt, wird belohnt werden“, sagt Jesus.

Zweitens: Wer aber ein Mitglied der Jüngergemeinde, sprich einen einfachen Christen, „zum Bösen verführt“, d.h. „vom Glauben abbringt“, zum Glaubensabfall verführt, von Gott und seinem Reich wegführt, so dass er die Glaubensgemeinschaft verlässt ...- und jetzt verwendet Jesus eine ganz provozierende, radikale Sprache - „für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde.“

Und im selben scharfen Ton gibt Jesus noch ein drittes Beispiel (Jesus will wachrütteln, es muss unmissverständlich klar sein): „Wenn du an dir selber etwas findest, was dich von Gott abbringt, sei’s Hand, Fuß oder Auge, - also etwas, was dir sehr nahe ist, das zu dir selber gehört - dann lass das hinter dir, tu das weg. Wer sich auf Gott einlässt, kann so manches lassen, muss sich von einigem befreien – auch wenn es ihm wichtig und liebgeworden ist. Gott ist wichtiger.

Hier stoßen wir auf einen Jesus, der alles andere als eine süße, liebe, romantische Figur ist. Wenn es um das Reich Gottes geht, um die Herrschaft Gottes in unserer Welt und in unserem Leben, dann hört's für Jesus auf mit der Gemütlichkeit. Dann wird der so tolerante Jesus kompromisslos. Gott hat Vorrang, Gott kommt vor allem anderen im Leben. Nicht, dass alles andere im Leben unwichtig wäre. Im Gegenteil: Es gewinnt erst so sein eigentliches Gewicht. „Euch muss es zuerst um Gottes Reich und seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben“. Das ist die Lebenseinstellung von Jesus, also die „christliche“ Lebenseinstellung. Ist das auch unsere, als Pfarrgemeinde, ist das auch meine persönliche „christliche“ Lebenseinstellung? Praktiziere ich diese?

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