33. SONNTAG IM JAHRESKREIS

18.11.2012

Evangelium nach Markus (13,24-32)

»Aber dann wird sich die Sonne verfinstern und der Mond wird nicht mehr scheinen, die Sterne werden vom Himmel fallen und die Ordnung des Himmels wird zusammenbrechen. Dann kommt der Menschensohn auf den Wolken mit göttlicher Macht und Herrlichkeit, und alle werden ihn sehen. Er wird die Engel in alle Himmelsrichtungen aus schicken, um von überall her die Menschen zusammenzubringen, die er erwählt hat.« - »Lasst euch vom Feigenbaum eine Lehre geben: Wenn der Saft in die Zweige schießt und der Baum Blätter treibt, dann wisst ihr, dass der Sommer bald da ist. So ist es auch, wenn ihr dies alles geschehen seht: Dann wisst ihr, dass das Ende unmittelbar bevorsteht. Ich versichere euch: Diese Generation wird das alles noch erleben. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht; sie bleiben gültig für immer und ewig.« »Doch den Tag oder die Stunde, wann das Ende da ist, kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel – nicht einmal der Sohn. Nur der Vater kennt sie. Seht zu, dass ihr wach bleibt! Denn ihr wisst nicht, wann der Zeitpunkt da ist.

Gedanken zum Evangelium

Nach den Berechnungen einiger Archäologen läuft der Kalender der Maya in Mittelamerika am 21. Dezember 2012 aus. Esoterische Kreise datieren den Weltuntergang auf diesen Tag. Also, wir haben nicht mehr viel Zeit. Aber auch die Zeugen Jehovas haben schon einige Male den Weltuntergang vorausgesagt. Und im Laufe der Geschichte hat es mehrere Ankündigungen gegeben. Sie haben sich alle als falsch erwiesen.

Natürlich: eine Klimakatastrophe, Erdbeben, Tsunamis, Kriege, Verbrechen, Terroranschläge rufen immer wieder oft beängstigende Fragen auf: Wie wird es weitergehen mit unserem Planeten? Gehen wir unserem Untergang entgegen? Was geschieht am Ende der Zeit? Was passiert mit uns Menschen nach unserem Tod? Das alles sind Fragen, die so alt sind wie die Menschheit. Auch die heutigen Lesungen rufen diese Fragen auf. Was wollen sie uns aber wirklich sagen?

Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, auch zur Zeit Jesu, waren viele Menschen überzeugt, dass die Welt nicht mehr lange steht. Es gab damals unzählige so genannte apokalyptische Schriften über den bevorstehenden Weltuntergang, deren Schreckensbilder die Menschen in ihren Bann zogen. Diese Literatur hat auch ihre Spuren in Evangelien hinterlassen, wie wir heute feststellen können.

Es wäre nun falsch, diese Texte wortwörtlich zu verstehen, so wie es falsch ist, die Texte der Schöpfungserzählung wortwörtlich zu verstehen, als ob die Welt von Gott in sieben Tagen erschaffen wurde, genau so, wie es dort beschrieben ist. Die Schöpfungserzählung ist ein Gedicht, ein Loblied auf den Schöpfer und nicht die Beschreibung, wie alles entstanden ist. Das ist die Aufgabe der Naturwissenschaften. Die Bibel will etwas anderes sagen.

So ist es auch mit den apokalyptischen Texten im heutigen Evangelium: Die Sonne, die sich verfinstert, der Mond, der nicht mehr scheint, Sterne, die vom Himmel fallen. Das sind Bilder, die etwas anderes sagen wollen. Unsere Erde ist nur ein Staubkörnchen im Sonnensystem, in der Galaxie, die wir Milchstraße nennen, mit Milliarden Sternen. Aber es gibt noch weitere Milliarden Galaxien, und das ganze Weltall dehnt sich immer weiter aus, und das schon seit fast 14 Milliarden Jahren seit seinem Entstehen. Die Sterne können also nicht herunterfallen und Sonnen- und Mondfinsternis sind ganz normale natürliche Erscheinungen, die leicht zu erklären sind. Sogar wenn unsere Erde durch Atombomben zerstört würde, wäre das nicht der Untergang der Welt. Unsere Erde ist ja nur ein winziges Teilchen des Weltalls. Aber für uns persönlich würde das den Weltuntergang bedeuten. So wie unsere (persönliche) Welt zusammenstürzt, wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, oder wenn eine unheilbare Krankheit uns befällt: dann entstehen auch Weltuntergangsgefühle.

Was will uns also das heutige Evangelium, mit seinen apokalyptischen Bildern sagen? Es will uns nicht Angst machen, sondern uns mit beiden Füssen auf den Boden bringen: Unser Leben, unsere Zeit, unser Menschsein hier ist vergänglich und begrenzt. Und Jesus sagt uns zwei wichtige Dinge: 1. Wir sollen nicht versuchen zu bestimmen, wann das Ende der Welt kommt. Den Tag oder die Stunde, wann das Ende da ist, kennt niemand, außer Gott, dem Vater, sagt Jesus. 2. Im Bewusstsein unserer Endlichkeit und trotz aller Lebensbedrohungen gilt, was Jesus an einer anderen Stelle im Lukasevangelium sagt: „Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen“ (Lk 21,18f.) Wer sich zu Jesus Christus bekennt und nach seinem Wort lebt, braucht das Ende nicht zu fürchten. Gott ist größer als unser Herz und seine Zusage gilt: Er lässt uns nicht allein. Er hat uns nicht abgeschrieben. Gott behält das letzte Wort. Darauf dürfen wir vertrauen, das dürfen wir hoffen. Das ist die Zuversicht aus dem Glauben, die allen Schwarzsehern und Unheilspropheten wiedersteht. Es geht hier nicht um eine Drohbotschaft, sondern um eine Frohbotschaft. Der Blick auf Jesus ist das Gegenmittel gegen unsere Lebensängste.

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