OSTERNACHT 2012

Was feiern wir?

An einem Samstagabend sind wir hier zusammengekommen und wir wollen feiern. Was feiern wir? Ostern! Ist Ostern ein Grund zum Feiern? Was gibt es da zu feiern?

Wir sind unterschiedliche Menschen: unterschiedlichen Alters, jeder mit seiner eigenen Lebensgeschichte, mit seinen Sorgen und Ängsten, mit seinen Erwartungen und Hoffnungen. Wir haben aber alle dieselben Grundfragen, denen wir zwar zeitweise ausweichen können, die aber immer wieder auftauchen: Wofür lohnt es sich zu leben? Alles ist so vergänglich, zerbrechlich. Wir hängen unser Herz an Dinge, die großartig erscheinen, aber morgen nicht mehr da sind. Was ist das Leben, was ist Menschsein, wenn der Tod alles zunichte- macht? Wird am Ende alles nur ein flüchtiges Spiel gewesen sein? Bleibt etwas – oder versinkt alles im Abgrund des Nichts? Ostern feiern hat mit diesen Grundfragen zu tun. Wir sind alle zwar sehr unterschiedlich, wir haben aber die gleichen Grundfragen.

Aber nicht nur diese Fragen verbinden uns. Uns verbindet auch der Glaube an einen Gott, der die Antwort auf diese Lebensfragen ist. Von ihm haben wir in dieser Feier schon einiges gehört: Er ist derjenige, der alles ins Leben gerufen hat und ruft. Er ist der Ursprung aller Dinge und allen Lebens. Ihm verdanken wir unser Dasein, sagt die biblische Schöpfungserzählung.

Nicht nur das: Dieser Gott will, dass es uns gut geht. Unser Gott steht auf der Seite derer, denen das Leben zur Hölle gemacht wurde und die an den Rand der Gesellschaft abgedrängt worden sind. Gott befreit sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten, befreit es zu einem neuen Leben. Gott will, dass wir als freie Menschen leben, sagt die Erzählung im Buch Exodus.

Aber nicht nur das. In und durch Jesus von Nazareth hat Gott etwas getan, das alles andere in den Schatten stellt: Er hat sich gezeigt als der Herr über Leben und Tod. Er, nicht der Tod hat das letzte Wort. Er möchte, dass wir leben, endgültig, ewig. Unser Leben ist nicht ein flüchtiges Spiel. Es hat eine endgültige Zukunft, weil er, Gott, es will.

Unser christlicher Glaube steht und fällt mit der Wahrheit des Zeugnisses, dass Gott Jesus vom Tod auferweckt hat. Menschlich gesehen war Jesus gescheitert. Man hat ihn physisch und psychisch fertig gemacht, ihn zerstört – wie man mit einem Fuß Ungeziefer am Boden zerquetscht. Nicht nur ihn, sondern alles, was er gelehrt hat über Gott, den barmherzigen Vater, über das Reich Gottes, die neue Welt Gottes. All dies wollte man zerstören.

Aber Gott hat es nicht zugelassen. Er hat sich auf die Seite von Jesus gestellt, ihm eine neue Existenz gegeben – nicht so, dass Jesus in das irdische Leben zurückgekehrt und dann später irgendwann gestorben wäre, wie Lazarus. Nein, Gott hat Jesus neu geschaffen, ihm eine Existenzweise gegeben, die seiner eigenen Existenzweise gleich ist. Jesus lebt, unzerstörbar, ewig. Und dieser Jesus hat gesagt: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt...“ Wir werden leben, wir werden teilhaben an der Lebensweise Gottes, unzerstörbar, ewig. Jesus lebt, und auch wir werden leben! Ostern ist das große Fest des Lebens. Das Fest der Feste.

Wir Menschen brauchen diese Ostererzählungen; in einer Welt, in der wir Tag für Tag mit Katastrophen und Todesmeldungen konfrontiert werden, sind sie die Gegenbotschaft: die Botschaft des Lebens, der Rettung.

Es gibt da eine Anekdote aus dem Leben des französischen Philosophen, Voltaire (18. Jh). Eine Dame, hatte ihn gefragt, wie es möglich sei, dass es überhaupt Menschen gäbe, die an die Auferstehung glauben. Und Voltaire, bekannt als ein scharfzüngiger Spötter des Christentums, gab folgende überraschende Antwort: "Madame, die Auferstehung ist die einfachste Sache von der Welt. Der, der den Menschen einmal geschaffen hat, kann ihn auch zum zweiten Male schaffen."

Ostern lässt uns die Wirklichkeit, das Leben, unsere Mitmenschen, uns selbst, mit anderen Augen betrachten. Wenn ich an die Auferstehung glaube, hat das Konsequenzen für mein konkretes, alltägliches Leben. Ein Dichter hat es so formuliert:

Steh auf
Wenn dich jemand erniedrigt hat
Wenn dich jemand geschlagen hat
Wenn du dich verraten fühlst - Auch das ist Auferstehung.

Steh auf
Wenn du meinst, es geht nicht mehr weiter
Wenn du niedergeschlagen bist
Wenn du aufs Kreuz gelegt worden bist - Auch das ist Auferstehung.

Steh auf
Wenn dich die Probleme rundherum niederdrücken
Wenn du dich am Boden zerstört fühlst - Auch das ist Auferstehung.

ER ist auferstanden, nachdem sie ihn verlassen, verraten, verkauft haben, gefoltert, gekreuzigt und getötet.

Ein Leben mit und bei Gott ist ein Leben ohne Ende. Feiern wir also, feiern wir Ostern, das Fest des Lebens.

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