7. SONNTAG DER OSTERZEIT

20. Mai 2012

Evangelium nach Johannes (17,11b-19):

Jesus betete: Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir. Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllt. Aber jetzt gehe ich zu dir. Doch dies rede ich noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.

Gedanken zum Evangelium:

Wenn wir verstehen wollen, was es bedeutet, Christ zu sein, müssen wir immer wieder auf das hören, was Jesus über diejenigen sagt, die zu ihm gehören (wollen). Besonders in dieser Zeit ist das ganz wichtig.

Wir reden darüber, wie wir unsere Pfarrgemeinschaft erhalten, wie wir sie für eine unbekannte Zukunft gestalten sollen. Wir reden darüber, wie wir unsere Gebäude und Kirchen erhalten sollen, welche Form unsere Gremien haben und wie oft sie tagen sollen, wie wir ehrenamtliche Helfer und neue Geldquellen erschließen können. Das hat alles seinen Sinn, aber wenn wir uns nicht bewusst an Jesus orientieren, ist das nicht zielführend.

Im heutigen Evangelium hören und lesen wir, wie Jesus zu seinem Vater betet, und zwar für uns. Er bittet mit warmen Worten für uns und wir hören ein ganz vertrauliches, intimes Gebet. Dieses Gebet bringt den Kern der Botschaft Jesu und den Sinn seines Lebens ins Wort. Was wünscht er für uns, was ist seiner Meinung nach unheimlich wichtig für uns?

„Sie sollen meine Freude in Fülle in sich haben, so wie ich, Vater, Freude an meiner Beziehung mit dir habe.“ Freude am Glauben, Freude durch unsere Beziehung zu Gott. Fragen wir uns einmal ganz ehrlich: Haben wir Freude an unserem Glauben und an unserem Christsein? Eine Freude, die sich äußert in Herzlichkeit einander gegenüber?

Dann wird auch möglich, was Jesus bittet: Ich möchte, dass sie eins sind untereinander, in herzlicher Verbundenheit miteinander leben – so wie ich, Vater, mit dir verbunden bin.

Diese Freude und Verbundenheit gründen auf der Aussage von Jesus: „Ich habe ihnen dein Wort gegeben.“ Gott hat uns sein Wort gegeben! Er hat uns versprochen, dass er zu uns steht und uns nicht fallen lässt. Diese Zusage wirkt beruhigend, bewirkt in uns einen inneren Frieden, den die Welt nicht geben kann. Gott hat uns ins Herz geschlossen und er lebt in uns, wenn wir ihn „ins Herz schließen“.

Aber Jesus bleibt Realist. Diese Verbundenheit mit Gott und miteinander wird immer wieder gefährdet. Wir haben immer wieder die Neigung uns von Gott zu entfernen, auf ihn zu vergessen, nicht mehr mit ihm zu rechnen. Deswegen soll Gott uns vor diesem Bösen bewahren.

Wir leben zwar in dieser Welt, aber als Christen sind wir nicht von dieser Welt, d.h. wir leben nach anderen Maßstäben. Wir heißen nicht alles gut, was man in dieser Welt gut nennt. Es gibt viel Egoismus, einen gnadenlosen Kampf um Haben und Sein, die Gier nach immer mehr. Wir lassen uns nicht mitreißen mit der Masse, auch nicht mit einer „demokratischen Mehrheit“, sondern richten uns nach dem, was im Sinne Jesu gut und richtig ist.

Deswegen müssen wir als Christen auch immer mit Konflikten rechnen: „Die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von dieser Welt sind, wie auch ich nicht von dieser Welt bin.“

„So habe auch ich sie in die Welt gesandt, wie du, Vater, mich in die Welt gesandt hast.“ Wenn ich mich zu Jesus Christus bekenne, also Christ bin, bin ich automatisch ein Beauftragter. Ich habe die Aufgabe, mitten in dieser Welt und in diesem Leben, das zu vertreten – in Wort und Tat – was Jesus vertreten hat.

„Wer sich zu Jesus als dem Sohn Gottes bekennt, in dem lebt Gott, und er lebt in Gott“, fasst der Evangelist Johannes zusammen.

Jesus betet für uns, aus der Tiefe seines Herzens. Erfüllen wir seine Erwartungen? Versuchen wir es wenigstens?

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