PFINGSTEN

27. Mai 2012

Evangelium nach Johannes (20,19-23):

Es war Abend geworden an jenem Sonntag. Die Jünger waren beisammen und hatten aus Angst vor den führenden Juden die Türen abgeschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: »Frieden sei mit euch!« Dann zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Als die Jünger den Herrn sahen, kam große Freude über sie.

Noch einmal sagte Jesus zu ihnen: »Frieden sei mit euch! Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich nun euch.« Dann hauchte er sie an und sagte: »Empfangt den Heiligen Geist! Wenn ihr jemand die Vergebung seiner Schuld zusprecht, ist die Schuld auch von Gott vergeben. Wenn ihr die Vergebung verweigert, bleibt die Schuld bestehen.«

Gedanken zu Pfingsten

Es gibt erstaunliche Dinge und Geschehnisse in unserem Leben und in unserer Welt. Nur, wir merken es oft gar nicht mehr.

Da sitzen tausende Menschen in einem Stadion und dort unten, auf dem Rasen, spielen 22 erwachsene Männer mit einem Lederball. Die Zuschauer schauen gespannt zu. Plötzlich springt mehr als die Hälfte der Anwesenden auf, streckt die Arme in die Höhe und schreit ganz laut: „Tor!“ Die Menschen sind wie verwandelt. Ein „Sturm der Begeisterung“ geht durch das Stadion... und das, weil ein Stückchen Leder – mit Luft gefüllt – zwischen drei Stangen geschossen wird, an denen ein Netz hängt. Das hat so eine Wirkung auf die Zuschauer, dass sie außer sich sind.

In einer Pfarre ist einigen etwas Neues eingefallen: Sie wollen eine neue Aktion starten – alle sind begeistert, sind „Feuer und Flamme“ für diese Aktion.

In einer Firma macht ein Mitarbeiter seinem Chef einen Vorschlag, um das Klima in der Firma zu verbessern. Der Chef ist begeistert und will alle für diesen Vorschlag gewinnen.

Eine Idee, eine Sache, eine Aktion spricht uns so stark an, dass sie uns begeistert – in uns eine Veränderung bewirkt. Es ist, als ob eine neue Kraft in uns gefahren ist, die uns zum Handeln drängt. Diese auf uns einwirkende Kraft kann so stark sein, dass sie uns verändert, dass wir wie verwandelt sind, dass neues Leben in uns entsteht, neue Energie, Lebenskraft, Lebensfreude, ein neuer Geist... Wir sind be-geist-ert!

So etwas Überwältigendes hat damals auch stattgefunden. Die Freunde von Jesus waren enttäuscht, fassungslos. Der Tod von Jesus hat ihnen allen Mut genommen. Und dann geschieht das Erstaunliche: Sie werden von einer Kraft erfasst, die sie in Bewegung setzt. Sie werden von Jesus und von Gott begeisterte Menschen. Gottes Geist ergreift sie, ist in sie hineingefahren. Sie werden von Gott „gepackt“, und dadurch innerlich verwandelt, aber auch in ihrer Lebensweise. Nicht mehr Resignation beherrscht sie, sondern Begeisterung für die Sache Jesu, die Sache Gottes. Das war der Anfang einer neuen Bewegung, des Christentums. Aus einer Handvoll Menschen entstand eine Weltbewegung. Man sagt auch: Es war die Geburtsstunde der Kirche. Das gedenken und feiern wir zu Pfingsten.

Aber wir feiern nicht nur etwas aus der Vergangenheit. Zu Pfingsten wünschen wir uns, dass es immer wieder - auch in uns - Pfingsten wird. Wir bitten Gott darum, dass er uns mit seiner Lebenskraft, mit seinem Lebens- atem, mit seinem Geist, belebt und begeistert, jedes Mal wenn wir als Christen mutlos sind, leer, lustlos, ohne Schwung, ausgebrannt. Jedes Mal, wenn wir den Kopf hängen lassen, soll er uns neue Kraft, seinen Geist, schenken, uns aus Resignation und Mutlosigkeit herausreißen.

Der Apostel Paulus hat es schön umschrieben, als er sagte, dass Gottes Geist dort wirksam ist, seine „Früchte“ abwirft, wo unter uns Güte, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Treue... herrschen. Dort ist Gott, das Reich Gottes, anwesend. Dort wirkt er. Dort geschieht immer wieder Pfingsten und werden wir immer wieder wahre Christen: begeistert und begeisternd.

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