FEST KREUZERHÖHUNG

14. September 2013

Evangelium nach Johannes (3,13-17)

Gedanken zum Fest

Fest Kreuzerhöhung: das Kreuz wird erhöht, in den Mittelpunkt gestellt. Es ist das zentrale Symbol unseres christlichen Glaubens. Das war aber nicht immer so. In den ersten Jahrhunderten wagten die Christen aus Rücksicht auf die Juden nicht, das Kreuz in den Mittelpunkt zu rücken; denn für den Juden war das Kreuz ein Fluchzeichen. Wie im Buch Deuteronomium steht: „Verflucht ist jeder, der am Holze hängt“ (Dtn 21,23). Deswegen konnte und durfte ein Messias nicht elendig am Kreuz verenden! Daher ist das Kreuz für den frommen Juden ein großes Ärgernis und vor die Nicht-Juden eine Torheit (Wie Paulus es sagt). Das Kreuz war die grausamste Todesstrafe, wobei es darum ging den Verurteilten physisch und psychisch total zu zerstören, so dass nichts Menschliches mehr von ihm übrig blieb. So wollte man dann auch alles vernichten, was er in seinem Leben vertreten hatte. Was blieb also vom Reich Gottes, von dem Jesus behauptet hatte, es sei mit ihm angebrochen? Alles Illusion, Schall und Rauch? Es war für die ersten Christen ein großes Problem: Wie können wir an diesen Jesus noch glauben? Da war ein Eingreifen Gottes notwendig, die Auferweckung Jesu aus dem Tod, wodurch Gott diesen Jesus rehabilitierte und als seinen „geliebten Sohn“ bestätigte und damit auch alles, was Jesus über Gott gesagt hatte. Nur: Wie konnten die ersten Christen andere Menschen für einen Glauben an einen Jesus gewinnen, der physisch, psychisch, moralisch und religiös so zerstört wurde?

Auch der Koran, Mohammed z.B. leugnen den Kreuzestod Jesu, denn ein Prophet darf und kann auf diese Weise nicht enden!

Erst im vierten Jahrhundert rückt das Kreuz in den Mittelpunkt der Verehrung der Christen. Vorher verwendeten sie für Jesus Bilder und Symbole wie der „gute Hirte“, oder das Fischzeichen. „Fisch“ heißt auf griechisch „Ichthus“ und diese Buchstaben wurden in den Zeiten der Christenverfolgung die Geheimsprache für „Jesus von Nazareth, Sohn Gottes, Retter“. Das Symbol des Kreuzes wurde nicht verwendet.

Ab dem vierten Jahrhundert ändert sich das. Das Christentum wurde römische Staatsreligion. Die Kreuzigung als Todesstrafe wurde abgeschafft. Das Kreuz wurde mit kostbaren Edelsteinen verziert, um seinen sieghaften Charakter zum Ausdruck zu bringen. Es wurde nicht mehr als Zeichen von Grausamkeit, Tod und Scheitern verstanden, sondern als Ort, wo Gott zeigt, dass er das letzte Wort hat und auch den aussichtslosesten Tod besiegt. Die Auferstehung wirft also ein anderes Licht auf das Kreuz.

Im späten Mittelalter wird das Kreuz zum Zeichen des leidenden Heilandes: eine gelegentlich überspannte Leidensmystik, eine Verherrlichung des Leidens Jesu, kam auf und man vergaß den österlichen Hintergrund. Ohne Ostern, ohne die Auferstehung, kann man die Bedeutung des Kreuzes nicht verstehen.

Das zeigt sich auch in der Gegenwart: Man will das Kreuz aus den Schulen und öffentlichen Gebäuden entfernen. Man argumentiert, dass junge Menschen den Anblick des Kreuzes als eines Folterinstrumentes nicht ertragen können.

Wir dürfen also Kreuz und Auferstehung nicht voneinander trennen. Durch die Auferstehung ist im gekreuzigten Jesus deutlich geworden, dass sogar im tiefsten Elend, ja sogar in Gottverlassenheit, Hoffnung und Zukunft möglich sind. „Tod, wo ist dein Sieg?“

Das Kreuz erinnert uns an die zentrale Aussage unseres Glaubens, dass Gott ein Gott der Liebe und des Lebens ist. Wer Gott treu bleibt, wer an Gott festhält, auch in den aussichtslosesten und schmerzhaftesten Situationen, wird von ihm gehalten.

Wie viele Menschen haben seitdem in ihrem eigenen Leid Kraft aus dem Blick auf das Kreuz geschöpft! Ich kann mein Leid, meines Schmerzen, meine Aussichtslosigkeit durchstehen, weil ich in all meinem Leid nicht allein bin. Ich bin bei Gott aufgehoben, auch wenn ich sterben muss. Auch im Kreuz, in der letzten Verlorenheit ist heil möglich, gehe ich schlussendlich nicht zugrunde. Das Kreuz wird Zeichen der Hoffnung und des Vertrauens. Es ist Symbol unseres christlichen Glaubens. Daran will uns das Fest Kreuzerhöhung erinnern. Ein Fest der Hoffnung.

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