PFINGSTSONNTAG 2014

Gedanken zum Pfingstfest

Wir kennen alle die biblische Erzählung von der Erschaffung des Menschen: Gott formt den Menschen aus Erde vom Ackerboden und Gott „...hauchte ihm den Lebensatem ein.“ Durch den Lebensatem Gottes wird der Mensch zu einem lebendigen Wesen.

Das Gleiche macht Jesus: Er hauchte der kleinen Gruppe seiner Getreuen neues Leben ein. Das war notwenig, denn sie waren verängstigt, mutlos. Sie hatten sich hinter verschlossenen Türen zurückgezogen. Jesus gibt ihnen neue Lebenskraft. Sie werden neue, lebendige, von Jesus begeisterte Menschen.

Der Evangelist Johannes erzählt das in einigen Sätzen, und bei ihm geschieht das schon am Ostersonntag. Der Evangelist Lukas will das Gleiche sagen. Er tut das aber – wie so oft - durch eine farbenreiche Erzählung, in der das Ganze 50 Tage später stattfindet, zu Pfingsten. Aber Lukas beschreibt auch, welche Wirkung es hat, wenn Menschen von Jesus und von Gott begeistert werden, welche Ausstrahlung dann von ihnen ausgeht, wie ansteckend sie dann wirken, wie sie dann selbst andere für Jesus und für Gott begeistern können.

So ist die Kirche entstanden. Kirche ist nicht an erster Stelle eine Organisation mit vielen Aktivitäten und Serviceangeboten. Das ist sie auch, aber das allein, wäre zu wenig. Kirche ist eine Bewegung von Menschen, die sich persönlich von Jesus und von Gott angesprochen, berührt fühlen und dadurch eine innere Kraft und Begeisterung spüren, die sie antreibt auch andere Menschen einzuladen, ihr Glück bei Jesus und bei Gott zu suchen. Wo das geschieht, dort ist nicht nur Kirche, dort geschieht Kirche.

Wir brauchen Kirche, um uns voneinander begeistern und im Glauben bestärken zu lassen; um durch gemeinsames Beten, Singen, Meditieren... unsere Beziehung zu Jesus und zu Gott intensiver und feierlicher zu erfahren (mehr als wir es allein, im stillen Kämmerchen können); wir brauchen eine von Jesus und von Gott begeisterte Gemeinschaft, um auf unsere Aufgaben als Christen aufmerksam zu werden, denn als fromme Einzelgänger würden wir sie nicht sehen, oder aus den Augen verlieren.

Sicher, wir sind oft nicht diese begeisterten und begeisternden Menschen, die wir sein sollten. Oft haben wir das Bedürfnis uns hinter verschlossenen Türen zurückzuziehen, weil uns draußen – in unserer Gesellschaft – ein kalter Wind entgegenweht, weil wir kritisiert und angegriffen werden, weil wir enttäuscht voneinander sind oder uns verletzt fühlen durch Worte und Verhaltensweisen von Mitarbeitern. Wir brauchen diesen Lebensatem Gottes um friedens- und versöhnungsfähig sein zu können. Wir müssen uns immer wieder neu von Jesus, von Gott, neu beleben lassen. Wie sollten wir sonst andere begeistern können?

Heutzutage wird oft die Frage gestellt: „Wo ist Gott? Wo finde ich ihn? Wo handelt Gott in unserem Leben, wo wird sein Wirken spürbar?“ Das sind wichtige Fragen, denn wenn ich Gott in meinem Leben nicht erfahren kann, ist er weit weg und spielt eigentlich keine Rolle mehr.

Gott handelt nicht in dieser Welt, indem er in den natürlichen Verlauf der Dinge eingreift, natürliche Gesetze außer Kraft setzt. Gott handelt und wirkt durch und an Menschen, die von ihm begeistert sind, die in Verbundenheit mit ihm leben und ihr Mensch-Sein so gestalten, wie Jesus es beschrieben und vorgelebt hat. Wo wir das versuchen, ist sein Geist, sein Lebensatem wirksam. Gott ist dann mitten unter uns anwesend und spricht durch uns auch andere an.

Das ist die Botschaft von Pfingsten: Lassen wir uns von Jesus und von Gott ansprechen und begeistern. Nur begeisterte Menschen können selbst andere begeistern. Atme in uns Heiliger Geist!

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