Mi 25. Dezember 2013
Weihnachten anders: Nicht in einer volkstümlichen Sprache mit Stall, Krippe und mit Hirten, sondern in einer eher philosophisch-dichterischen Sprache. Was aber gesagt wird, was zur Sprache gebracht wird, hat den selben Inhalt. Im Johannesevangelium gibt es keine Kindheitserzählung Jesu, wie bei Matthäus oder Lukas. Es beginnt mit einem Prolog, einem Vorwort, in der Form eines Gedichtes. Mit einigen Bildwörtern wird Wesentliches gesagt, über Gott, über Jesus. Dieses Wesentliche wird dann durch das ganze Evangelium von Johannes weiter illustriert.
Johannes knüpft an die Schöpfungsgeschichte an: Gott sprach und es geschah. Im Anfang war das Wort und das Wort war Gott. Wie am Anfang hat Gott wieder neu gesprochen. Er hat es zwar in alttestamentlichen Zeiten auch getan, durch die Propheten. Aber jetzt tut er es auf eine besondere Weise. Gott spricht zu uns in und durch den Menschen, Jesus von Nazareth. Gottes Wort ist „Fleisch“ geworden. Jesus hat es „in Fleisch und Blut“, ist davon durchdrungen, verkörpert das, was Gott uns sagen will.
Gott ist kein sprachloser Gott, in einem Elfenbeinturm zurückgezogen. Er teilt sich mit, er spricht zu uns, er will mit uns Menschen Kontakt, Gemeinschaft haben. Gott hat eine neue Initiative ergriffen. Er hat sich ausgesprochen, sich sprachlich mitgeteilt. Er hat Jesus zu seinem Sprachrohr gemacht. Er hat geäußert, was er will, was er sich wünscht, was er für uns fühlt, wer er für uns sein will. Am Reden und Tun von Jesus, an seiner ganzen Lebensweise können wir Wesentliches von Gott und seiner Beziehung zu uns ablesen. Gott selber, der Unbegreifliche, der ganz Andere, der Ferne, er kommt zu uns, hautnah, bekommt ein menschliches Gesicht.
In und durch Jesus erkennen wir, dass Gott sich für uns, unscheinbare Wesen, interessiert. Wir Menschen sind ihm nicht gleichgültig. In und durch Jesus spricht Gott eine Sprache, die wir verstehen können. Er passt sich uns Menschen an.
Ich brauche also Jesus, um zu Gott finden zu können. Sonst bleibt Gott unendlich weit weg, eine unbekannte, vielleicht Angst einflößende, unpersönliche Macht, von der ich nicht weiß, ob sie mir wohlgesinnt ist oder der ich total unbedeutend und egal bin. Durch Jesus, das Wort Gottes, weiß ich, dass ich zu Gott eine persönliche Beziehung haben kann und darf, dass ich zu ihm „lieber Vater“ sagen kann.
Gott ist auf eine neuartige Weise zu uns gekommen. Es ist Weihnachten geworden. Weil Jesus das Wort Gottes an uns ist, ist er für uns wie ein Licht, das in unsere menschliche Finsternis hinein scheint. Viele Menschen erkennen Jesus nicht als Licht für ihr Leben. Sie wollen ihn nicht erkennen, denn sie sind geblendet durch die vielen Angebote, die es in dieser Welt gibt. Gott kam in die Welt, die er erschaffen hat, also in seine Welt, aber diese Welt erkannte ihn nicht. Das ist die Tragik einer angebotenen, verschmähten Liebe: Wir brauchen Jesus nicht, wir brauchen Gott nicht. Es geht auch ohne ihn!
Und tatsächlich: Um verstehen zu können, was Gott uns sagen will, müssen wir immer wieder in der Hl. Schrift lesen und sie meditieren. Nur so können wir mit Jesus vertraut werden, verstehen lernen, was er uns über Gott und über unser menschliches Leben zu sagen hat.
Als bewusst lebende Christen gedenken wir deswegen jedes Jahr, jedes Kirchenjahr, wieder neu Geburt, Leben und Wirken, Sterben und Auferstehung von Jesus, um so Jahr für Jahr Gott näher zu kommen, um Gottes Wort und Gottes Erwartungen an uns besser zu verstehen, sie uns anzueignen, damit wir so das wahre, echte Leben entdecken und erfahren können.
Und so werden wir immer mehr seine Kinder, andere Menschen, immer wieder neu aus Gott geboren, mit ihm verbunden. Sein Volk, das mit ihm unterwegs ist, glaubend und vertrauend. Das feiern wir zu Weihnachten.