DREIFALTIGKEITSSONNTAG

31. Mai 2015

Evangtelium anch Matthäus (28,16-20)

Gedanken zum Fest

Gott, wer bist du? „Die Frage lässt uns nicht los, und wir suchen deinen Platz in unserem Leben“, sagen wir im heutigen Hochgebet. In deinem Namen wurden und werden Kriege geführt. Für dich gaben und geben Menschen ihr Leben. Man hat dir auch schon viele Namen gegeben, auch in der Bibel: Du bist der Hirt und Retter deines Volkes, du bist der Schöpfer, der Vater, der Fels... Menschen haben gesagt: Du bist der Allmächtige, der Allwissende, der Allgütige, der Allgegenwärtige... Du bist so unendlich groß und trotzdem ganz nah. Du bist unvorstellbar und doch auch menschlich. Du bist weit weg und doch da. Wer bist du, Gott, für uns, für mich?

All diese Fragen haben etwas gemeinsam: Aus ihnen spricht eine tiefe Sehnsucht. Haben auch Sie diese Sehnsucht nach Gott?

Menschen haben immer wieder versucht, ihre Erfahrungen mit Gott mit Hilfe von Bildern zu beschreiben. Über Gott kann man nur metaphorisch reden. Er sprengt all unsere Vorstellungen. Große Theologen in der Vergangenheit, ja ganz große und wichtige Konzilien haben versucht es zusammenzufassen:

Gott ist der Ursprung aller Dinge und allen Lebens. Er ist der Schöpfer, der Vater, dessen Größe und Erhabenheit wir aus seiner Schöpfung, aus der Natur herauslesen können. Diese Vorstellung vom Schöpfer hat sich in unserer Zeit aber weiterentwickelt, durch die sensationellen Entdeckungen der Wissenschaft, durch die neuen Erkenntnisse vom sich immer noch weiter ausdehnenden Weltall.

Wie groß, wie für uns Menschen zerschmetternd groß ist dieser Schöpfer! Wenn Gott alles geschaffen hat und in seinen Händen hält, dann muss einen schieres Entsetzen ergreifen vor der Größe dieses Gottes, vor diesem Abgrund an Geheimnis. Ist er deswegen nicht ein Wesen in unendlicher Ferne? Auch die biblische Religion weiß um den unendlichen Abstand zwischen Gott und Mensch: "So hoch wie der Himmel über der Erde sind meine Wege über euren Wegen. . .", sagt Gott beim Propheten Jesaja.

Dieser Gott sucht aber die Nähe zu uns. Durch seinen Sohn, Jesus von Nazareth, kommt er auf uns zu, so dass er für uns ein menschliches Gesicht bekommt, erkennbarer, verständlicher wird. Ja sein Vater-Sein hat so einen neuen Inhalt bekommen, mit mehr Wärme und Liebe erfüllt, so dass wir zu ihm eine ganz persönliche, liebende Beziehung haben können. Jesus hat uns das durch seine Lebensweise deutlich gemacht.

Durch Jesus ist auch deutlich geworden, dass wir Gott nicht weit weg suchen müssen, sondern dass er mit seiner Lebenskraft, mit seinem Geist, in der Tiefe unseres Ichs wirksam ist. Suche Gott in dir selbst!

Gott als Schöpfer-Vater, als das ferne unbegreifliche Geheimnis: Gott über uns. Gott ist uns menschlich nahe in Jesus: Gott mit uns. Gott, der als Lebenskraft in uns wirkt: Gott in uns. Das ist der Gott, an den wir als Christen glauben.

Gott, wer bist du? Dein Wesen können wir nicht erfassen, aber wir wissen, wie du zu uns stehst, was wir von dir erwarten können und dürfen, was du von uns erwartest. Dieses Wissen und dieses Bewusstsein ist für uns befreiend. Wir haben für unser Leben einen letzten, tragenden Sinn und Inhalt. Wir sind erlöst von dieser beängstigenden Lebensunsicherheit und Lebensangst. Wir sind nicht verloren in diesem endlosen, kalten Weltall. Wir sind gehalten, wir können uns geborgen fühlen. Gott, wir danken dir, dass du für uns da bist: der Ich-bin-da.

Auf dem Namen dieses Gottes sind wir getauft, d.h. wir gehören zu ihm, und wir möchten in einer Beziehung zu ihm leben. Deswegen versuchen wir - wie Jesus sagt - „alles zu befolgen, was er uns aufgetragen hat“. Ein Leben in seinem Sinn zu führen. Dann ist er immer über, mit und in uns, jeden Tag.

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