OSTERNACHT

4. April 2015

Thematisch

„Ach, wissen Sie, zu Ostern werden Eier gekocht und bunt gefärbt, und ansonsten sind die Feiertage langweilig, besonders dann, wenn man nicht auf Urlaub fährt. Ich denke mehr an den Osterhasen als an Jesus“, sagte ein Berufsschüler im Unterricht. Ist das nicht eine allgemein verbreitete Stimmung, auch unter Christen? In der kirchlich-religiösen Sprache wird Ostern das größte und wichtigste Fest der Christen genannt. Empfinden wir das auch so?

Wir kennen alle den Ausdruck: „Es geht hier um Leben oder Tod, um Alles oder Nichts!“ Ist das nicht die beste Formulierung um die Bedeutung des Osterfestes für uns zu umschreiben? Das Fest der Auferstehung sagt: Gott hat Jesus vom Tod auferweckt. D.h. sein Tod war nicht das Ende. Mit seinem Tod war nicht alles aus. Im Gegenteil: Gott, der Schöpfer von Himmel und Erde, hat auch seine Macht über den Tod gezeigt. Und so hat er auch gezeigt, dass er Jesus nicht einfach fallen lässt, dass alles, was Jesus über Gott gesagt hat, wirklich stimmt. Gott hat - durch diese Auferweckung - bestätigt, was Jesus über ihn gesagt hat. Er hat Jesus Recht gegeben - auch seinem Vertrauen, sogar im Tod nicht verloren zu gehen, weil Gott ihm treu bleibt. Gott will, dass seine Kinder leben. Paulus hat es so formuliert: „Wenn Gott Jesus nicht auferweckt hat, dann ist unser Glaube an Jesus völlig wertlos, nichts als Selbstbetrug. Wenn unsere Hoffnung auf Jesus nicht über den Tod hinausträgt, sind wir die bedauernswertesten Menschen auf der ganzen Welt, denn dann leben wir nur mit und von einer Illusion."

Das bedingungslose Ja Gottes zu Jesus – und damit auch zu jedem einzelnen von uns! – ist also stärker als der Tod. Indem Gott Jesus auferweckt hat, hat er gezeigt, dass wir ihm bedingungslos vertrauen können - in den schönen und in den dunklen Situationen unseres Lebens, im gewöhnlichen Alltag wie zu den besonderen Zeiten, vom ersten Augenblick des Lebens an bis in den Tod hinein. Gott ist dort mit uns, wo wir miteinander das Leben teilen und es trotz aller Widrigkeiten lieben und feiern, bis zum Schluss. Er wird dort in unser Leben eintreten, wo wir uns mitten in unserem Alltag einsetzen für die, die keiner haben will. Wer den Auferstandenen im Blick hat, der wagt es aufzustehen und einzustehen für mehr Menschlichkeit, für mehr Gerechtigkeit, für mehr Miteinander und Respekt. Deshalb brauchen wir uns vor nichts und niemandem mehr zu fürchten. Ostern befreit aus allen Lebens- und Todesängsten, denn Gott steht zu uns. Er will unser Leben.

Der Glaube an unsere Auferstehung, an eine neue Existenzweise mit Gott, ist deswegen auch keine billige Vertröstung auf „später“. Dieser Glaube motiviert nicht zur Flucht aus der Welt, sondern zur Hinwendung zur Welt und zum Leben mit all seinen Herausforderungen. Wir werden immer mehr zu Liebhaberinnen und Liebhabern des Lebens, fördern und schätzen es, wollen es achten und dankbar entfalten.... trotz aller persönlichen Unheilserfahrungen, trotz aller Katastrophen.

Ich glaube an das Leben jetzt und hier, weil es „Ewigkeitswert“ hat, nicht einfach zerstört wird, sondern weitergeht auf eine endgültige Erfüllung hin. Ich glaube an unsere Auferstehung, weil ich an Gottes Liebe zu uns glaube, dass Gott uns mag. Unser Glaube an die Auferstehung - der durch ein bedingunsloses Vertrauen auf Gott möglich wird - verändert unseren Blick auf die Mitmenschen, auf die Welt, auf den Tod, ja auf das Leben selbst. Unser Leben hat Ewigkeitswert, weil wir schlussendlich in Gottes Hände fallen, der uns das Gefühl einer letzten Geborgenheit gibt.

Beim Osterfest, bei unserem Glauben an die Auferstehung geht es um Alles oder Nichts, um Leben oder Tod. Wir setzen auf Gott und damit auf das Leben.

Wer das verstanden hat, erfährt Leben in Fülle, der ist ein österlicher Mensch, der aus der Hoffnung heraus zu leben weiß und eine endgültige Perspektive hat. Das feiern wir zu Ostern.

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