PFINGSTEN

24. Mai 2015

Evangelium nach Johannes (20,19-23)

Gedanken zum Fest

Es gibt da in der Apostelgeschichte eine ganz interessante Anekdote: Der Apostel Paulus kommt auf seiner dritten Missionsreise nach Ephesus (in der heutigen Türkei) und dort trifft er auf eine Gruppe von Christen, die ihm irgendwie seltsam vorkommen. Deshalb fragt er sie: »Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?« Da antworten sie ihm: »Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt.« - Das war damals.

Ist das vielleicht auch unsere Situation heute? Wir können zwar nicht behaupten, wir hätten noch gar nichts vom Heiligen Geist gehört, aber haben wir ihn schon erlebt? Als Jugendliche sind wir gefirmt worden: „Empfangt den Hl. Geist!“ Haben wir da etwas gespürt? Hat uns das geändert? Johannes der Täufer hat gesagt: „Ich taufe euch nur mit Wasser. Nach mir kommt einer, der euch mit Feuer taufen wird.“ Wir sind zwar getauft, spüren wir aber das Feuer in uns?

Es geht hier um eine Grundsatzfrage unseres christlichen Glaubens: Handelt, wirkt Gott in dieser Welt und in unserem Leben? Wo und wie ist Gott für uns eine erfahrbare Wirklichkeit? Davon erzählen die heutigen Lesungen. Darum geht es beim heutigen Pfingstfest.

Zunächst einmal ist es wichtig festzuhalten: Gott greift nicht ins Naturgeschehen ein. Er verhindert z.B. keine Naturkatastrophen, indem er Naturgesetze außer Kraft setzt. Es ist deswegen auch unsinnig zu behaupten, dass Erdbeben oder Tsunamis eine Strafe Gottes wären. Gott greift nicht direkt in das Naturgeschehen mit seinen Naturgesetzen ein.

Gott handelt trotzdem und wirkt in dieser Welt in und durch Menschen, die sich für ihn öffnen, an ihn glauben. Er trifft sie in ihrem Inneren, berührt sie, so dass sie sich von ihm gepackt fühlen. Das verwandelt ihr Denken und Fühlen, sie werden andere, verwandelte Menschen.

Und das ist mit den Aposteln geschehen. Sie sind am Sonntag - in ihrer Gemeinde - zusammengekommen, aber hinter verschlossenen Türen, weil sie Angst vor der Welt da draußen haben. Sie trauen sich nicht, in der Öffentlichkeit über Jesus zu reden. - Haben nicht auch wir Angst über unseren persönlichen Glauben an Jesus mit anderen, außerhalb der Kirchenmauern, und sogar miteinander zu reden?

Ist aber Gott nicht in dichtest möglicher Weise dort anwesend, wo Menschen in seinem Namen zusammenkommen und zu ihm sprechen? Und da hat Gott mit seiner Kraft in der Tiefe der Herzen dieser Menschen gewirkt. Er hat die Symptome der Angst und Mutlosigkeit in ihnen vertrieben und sie bekommen Mut, hinauszugehen. Sie sind jetzt begeistert, es wirkt ein neuer Geist in ihnen, sie sind „Feuer und Flamme“. Es ist die brennende Kraft der Liebe für Gott und für Jesus, die in ihnen entflammt ist. Sie sind innerlich bewegt, aufgewühlt, begeistert und ermutigt. Sie sind andere Menschen.

Die Frage ist: Sind wir von Gott, von Jesus so begeistert? Fühlen wir uns in unseren wöchentlichen Zusammenkünften noch von Gott, von Jesus, angesprochen, gepackt, berührt? Öffnen wir uns wirklich innerlich für ihn? Oder sind wir stumpf geworden, gleichgültig, gelangweilt, begeisterungsunfähig durch jahrelangen Fernseh- und anderen Konsum?

Denken wir an die Worte von Jesus: „Der Wind weht, wohin er will. Wir sehen ihn nicht, ab wir spüren seine Wirkung auf uns. So ist es auch mit Gottes Lebenskraft, die sich in uns entwickeln und uns vorantreiben kann. Und wie wirkt sich diese Kraft Gottes in uns aus? Der Apostel Paulus hat das so umschrieben: Wie Liebe, Freude, Friede, Freundlichkeit, Güte, Treue, Gewaltlosigkeit.

Gott ist in uns gegenwärtig, wirkt in uns, wenn wir einander von Herzen vergeben, wenn wir gegen unsere Mutlosigkeit und Müdigkeit ankämpfen, wenn wir einander Freude machen, wenn wir einander an unserer inneren Glaubensfreude teilhaben lassen - wenn wir einfach lieben, weil wir uns von ihm geliebt wissen. Dann geschieht das Wunder von Pfingsten, auch in uns.

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