Weihnachtszeit: Tannengrün, Lichtergirlanden, Punschgeruch, Weihnachtskeks, Weihnachtsgeschichten, Krippendarstellungen, Weihnachtslieder... Es ist, als ob unsere Gesellschaft sich für kurze Zeit verändert. Es hängt eine andere Atmosphäre in der Luft, man redet von Frieden, man spürt eine Art Romantik, oder ist es eher Wehmut, Sehnsucht? Was ist das für eine Sehnsucht, die Menschen - auch Nicht-Gottgläubige - zu Weihnachten zu überfallen scheint? Will man aus einem Leben und aus einer Welt flüchten, wo es oft sehr hart und kalt zugeht? Sehnen die Menschen sich nach Wärme, nach Geborgenheit, nach Befreiung, Erlösung aus einer Welt, aus einer Lebensweise, die - wie sie jetzt erfahren wird - nicht befriedigt, nicht froh und glücklich macht? Warum sind Menschen auch heute so „anfällig“ für Weihnachten - auch wenn sie nicht mehr wissen, was sie eigentlich feiern?
Warum feiern wir Weihnachten? Warum treffen wir uns hier in der Nacht in dieser Kirche? Weil wir den Geburtstag eines Menschen feiern wollen, der zwar vor 2000 Jahren gelebt hat, der aber immer noch einen faszinierenden Einfluss auf uns ausübt, so dass wir uns sogar nach ihm nennen: Wir sind Christen, Menschen, die zu Jesus von Nazareth gehören wollen, den wir den Christus, den von Gott Gesandten und Beauftragten, nennen.
Was wird oft zu einem Geburtstagskind gesagt? „Schön, dass es dich gibt!“ Das ist ein würdigendes Kompliment an das Dasein des Geburtstagskindes. Zu Weihnachten rufen wir Jesus aus Nazareth einfach zu : „Schön, dass du da bist! Ohne dich wären wir, wäre die Welt ärmer! Deswegen bist du für uns eine Art Retter. Ohne dich würden wir nicht zu Gott finden. Ja, in dir erkennen wir Gott selbst. In dir ist der ferne Gott uns nahe gekommen. Wenn wir dich in den Worten der Bibel sprechen hören, ist es als ob Gott selbst zu uns spricht."
Was da von der Krippe und vom Stall erzählt wird, von den Umständen der Entdeckung Jesu durch die Hirten – das sollen wir verstehen als ein leises, unspektakuläres Kommen von Gott zu uns. Im Weltgeschehen, in der Weltpolitik fällt es nicht auf. Es gibt keine großen Schlagzeilen in der Zeitung. Es fällt nur einigen unbedeutenden Hirten auf, die sowieso in der Gesellschaft bedeutungslos sind.
In Jesus kommt Gott auf uns zu, kommt uns entgegen. Gott zeigt, dass er sich für uns interessiert. Wir sind ihm wichtig. In Jesus wird seine Menschenfreundlichkeit sichtbar: »Immanuel«, der »Gott mit uns«. Jetzt wissen wir; an welchen Gott wir glauben, wie dieser zu uns steht. „Fürchtet Euch nicht! Große Freude verkündige ich Euch. Keine quälende Angst soll euch verunsichern. Ihr braucht keine Angst zu haben, nichts wert zu sein und nichts zu gelten. Ich nehme euch an, mit all euren Gebrechlichkeiten, mit all euren Sorgen und Nöten, mit euren Zwängen und Ängsten, mit eurem Versagen und mit euren menschlichen Unzulänglichkeiten. Ich, Gott, nehme euch so an, wie ihr seid, und ich sage bedingungslos Ja zu euch.“
Diese Botschaft von Gott hat Jesus uns vermittelt, ja durch sein Leben glaubhaft wahr gemacht. Deswegen ist er uns wichtig, deswegen feiern wir ihn.
„Wir feiern Weihnachten, auf dass diese Geburt auch in uns geschieht. Wenn sie nicht in mir geschieht, was hilft sie mir dann ? Gerade, dass sie in mir geschieht, darin liegt ja alles“, hat der große Mystiker Meister Eckhardt gesagt. Es ist gut, dass du da bist, mitten unter uns, ja in uns. Ohne dich, Jesus, wäre unsere Welt und unser Leben kälter und unerbittlicher.
Ich lade Sie in dieser Heiligen Nacht und an diesem Weihnachtsfest herzlich und eindringlich ein: Lassen Sie sich von diesem Jesus berühren und Ihr Leben wird verwandelt, es wird erneuert werden! Ihre Sehnsucht wird erfüllt werden!