OSTERSONNTAG

 

Evangelium nach Johannes (20,1-9)

 

„Christus ist auferstanden, er ist nicht hier.“ Was ist da passiert? Zunächst einmal herrscht bei den Freunden von Jesus nur Unklarheit: Frauen stehen ratlos vor dem leeren Grab, und als sie zu den Aposteln rennen und berichten „Er ist auferstanden“, halten diese das für unglaubwürdiges Geschwätz. Auch Petrus weiß nicht, was er denken soll, als er das leere Grab mit den Leinenbinden sieht. Ratlosigkeit, Erschrecken, Unverständnis, Unglaube und Verwunderung. Hier hat sich etwas Einmaliges getan, etwas Niedagewesenes und deswegen Unverständliches.

 

Diese Menschen damals haben einige Zeit gebraucht, um das alles zu verarbeiten, zu interpretieren, zu verstehen. Das leere Grab hat sie nicht zum Glauben geführt. Dazu waren andere Erfahrungen notwendig, Begegnungen mit dem lebendigen Jesus, sogenannte „Erscheinungen“, die zunächst für sie auch nicht unproblematisch waren und sie erschreckt haben.

 

Um das ganze Geschehen irgendwie verständlich zu machen, haben sie dann nachher ein Bild verwendet: Gott hat Jesus „auferweckt“, so wie man jemanden vom Schlaf aufweckt. Jesus ist - durch Gottes Eingreifen - auferstanden. Der Tod ist überwunden, ist nicht mehr das absolute Ende. Es geht weiter, aber anders. Jesus ist nicht ins irdische Leben zurückgekehrt, aber er existiert in einer verwandelten, neuartigen Weise, aber trotzdem als derjenige, der er war. Mit vielen Ostererzählungen haben die Freunde von Jesus dann versucht, diese unglaublich neuartige Erfahrung irgendwie zu umschreiben.

 

Es grenzt an ein Wunder, dass der Glaube dieser ersten Christen sich durchsetzen und verbreiten konnte. Der Glaube an einen Mann aus Nazareth, der diese grausame, physisch und psychisch vernichtende Todesfolter am Kreuz durchlitten hat, vernichtet wurde. Darüber hinaus: Durch diese Todesart wurde öffentlich bestätigt, dass er (wie schon im Alten Testament stand ) - ein am Pfahl Gehängter - ein von Gott Verfluchter war. Gerade von so einem Mann wird jetzt gesagt, dass Gott ihm neues Leben geschenkt hat und ihn dadurch „rehabilitiert“ hat, ihn in allem, was er vertreten, nun auch bestätigt hat: „Er ist der von mir Gesandte! Er ist derjenige, in dem ich, Gott, zu euch gekommen und mich euch mitgeteilt habe!“

 

Durch diese Ostererfahrungen der damaligen Freunde von Jesus ist eine neuartige Hoffnung in der Menschheitsgeschichte entstanden: Nicht der Tod, sondern Gott hat das letzte Wort und er steht auf unserer Seite, er will unser Leben. Was er in Jesus gezeigt hat, hat er auch mit uns vor. Wir werden leben, wenn wir ihm, Gott, vertrauen. Gott ist die alles entscheidende Wirklichkeit unseres Lebens. Mit ihm steht oder fällt alles. Mit ihm geht es um Sinn oder Unsinn unseres Lebens.

 

Weil ich glaube, dass Gott Jesus auferweckt hat, weil ich glaube, dass er das Leben will, auch für uns, auch für mich, deswegen glaube ich an das Leben, nicht an den Tod. Ich glaube, ich werde nicht vergehen, ich werde immer leben, trotz Tod. Und deswegen kann ich nachvollziehen was ein unbekannter Dichter schrieb:

„Steh auf
Wenn dich jemand erniedrigt hat, wenn dich jemand geschlagen hat, wenn du dich verraten f
ühlst - Auch das ist Auferstehung.
Steh auf
Wenn du meinst, es geht nicht mehr weiter, wenn du niedergeschlagen bist, wenn du aufs Kreuz gelegt worden bist - Auch das ist Auferstehung.
Steh auf
Wenn dich die Probleme rundherum niederdr
ücken, wenn du dich am Boden zerstört fühlst - Auch das ist Auferstehung.
ER ist auferstanden, nachdem sie ihn verlassen, verraten, verkauft haben, gefoltert, gekreuzigt und get
ötet. Gott hat ihn auferweckt.“

 

Wäre es möglich, ohne den Glauben an die Auferstehung sinnvoll zu leben? Um es sinngemäß mit Paulus zu sagen: „Wenn Jesus nicht auferweckt wurde, ist alles leer.“

 

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