PFINGSTEN

 

 

Menschen sind deprimiert, enttäuscht, haben ihre Hoffnung verloren, fühlen sich in ihren Erwartungen betrogen. Deswegen sind sie verunsichert und auch ängstlich, ohne Mut, ohne innere Kraft, ohne Motivation. Das war die Situation von den Freuden von Jesus nach seinem Tod. Dieser Tod und besonders diese Todesart war für sie ein Desaster. Alles, wofür sie gelebt hatten hat sich in Rauch aufgelöst.

 

Und da wird ihre finstere, kraftlose, verschlossene Welt durch eine total neuartige Erfahrung aufgebrochen. Jesus lebt! Diese Erfahrung macht aus ihnen neue Menschen. Sie sind wie verwandelt. Neue Lebenskraft strömt in sie ein, neue Hoffnung, neue Lebensperspektiven, für die es sich einzusetzen lohnt. Die Bewegung mit Jesus ist nicht totgelaufen. Sie geht weiter, entwickelt sich weiter mit neuer Kraft. Das ist die Geburtsstunde des Christentums und der Kirche. Was menschlich gesehen gescheitert war, geht weiter mit ungeheurer Kraft, verbreitet sich in der damaligen Welt, Jahrhunderte hindurch, bis in unsere Zeit, bis in unser Leben, bis in mein Leben. Wie war das möglich?

 

Die Antwort geben sowohl die heutige 1. Lesung aus der Apostelgeschichte von Lukas als auch die Lesung aus dem Johannesevangelium. Beide beschreiben - zwar auf sehr unterschiedliche Weise - das Pfingstgeschehen als Ursache dieser menschlich unerklärbaren Wandlung. Es ist die Kraft Gottes, die hier am Werk war. Es ist eine Kraft, die man nicht sieht (wie man auch den Wind nicht sieht), aber man spürt ihre Wirkung, das, was sie bewirkt. Gottes Wirken macht Kräfte in uns frei (wie Feuer und Sturm). Gott verwandelt Menschen, nimmt ihnen die Angst, macht Mut, gibt ihnen Lebenskraft, setzt sie in Bewegung. Er reißt mit, begeistert.

 

Wann waren Sie das letzte Mal von etwas begeistert? Was war es, das sie innerlich aufgewühlt und mitgerissen, sie mit Freude und Begeisterung erfüllt hat? Viele Dinge können uns im Leben begeistern, so dass wir uns für sie voll einsetzen.

 

Könnte Gott das nicht? Könnte Jesus das nicht? Von Jesus angehaucht werden, bedeutet: wie neu werden. Es überwindet unsere Ängste und unsere Verschlossenheit, befähigt uns, uns zu öffnen und Neues zu wagen. Von Jesus begeistert sein: Ich möchte zu ihm gehören, zu seiner Bewegung. Ich möchte so denken, handeln und fühlen, auf Menschen zugehen, auf Gott zugehen ... wie er! Ich bin von ihm „angehaucht“. Ich lasse mich von Jesus, von seinen Vorstellungen von Gott und vom Menschsein anstecken. Das erfüllt mich mit Freude, mit Lebensfreude, die mich vorurteilslos auf meine Mitmenschen zugehen lässt, mit Liebe, bereit zur Versöhnung und zum Frieden. All das kann Gottes Geist, Gottes Kraft in mir bewirken.

 

Wir singen da oft ein wunderschönes Lied: „Der mich atmen lässt, bist du, lebendiger Gott.“ Der mich leben, der mich glauben, hoffen und preisen lässt, der mich beten und lieben lässt, bist du lebendiger Gott! Wenn ich beim Singen dieser Worte innerlich Freude und Friede spüre, dann ist irgendwie in mir Pfingsten. Dann werde ich mit Lebenskraft, mit Gottes Geist erfüllt.

 

Deswegen können wir an diesem Pfingstfest nur beten:

Du, Heiliger Geist, du Gott:
Befl
ügle unsere Gedanken!
Brenne in unseren Herzen!
Flie
ß in unseren Beziehungen!
Sprich in unserem Innern!
Begeistere uns!

 

Gott möge in unserem persönlichen Leben neu aufbrechen, uns beleben und erneuern. Dann werden wir wieder ein Stückchen mehr christlicher leben! Ein frohes Pfingstfest!

 

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