OSTERNACHT
„Was wäre Ostern ohne Kinder?“ Sie kennen diesen Werbespot - gesagt von Menschen, für die Ostern keinen Inhalt hat, ohne Bedeutung ist. Sie wollen Ostern feiern, aber wissen nicht, was es da zu feiern gibt. Deswegen will man ersatzmäßig Kindern Freude machen, mit Ostereiern und Osterhasen aus Schokolade. Ist das nicht eine Verlogenheit und Selbstbetrug, ein Spiel mit falschen Gefühlen, damit eine künstliche Feiertagsstimmung entstehen kann? Müssen wir die Frage nicht umdrehen, nicht fragen: „Was wäre Ostern ohne Kinder?“, sondern: „Was wären Kinder ohne Ostern?“
Ostern: Das größte und wichtigste Fest der Christenheit. Es gibt die Antwort auf die uralte, in jeder Generation und in jedem Menschenleben immer wiederkehrende Frage: Ist mit unserem Tod alles aus?
Wozu bin ich eigentlich da, wenn meine Lebenszeit auf einige Jahrzehnte beschränkt ist? Wozu all die Sorgen, das Vorsorgen, dieser Kampf ums Leben und Überleben, wenn dann sowieso alles aus ist? Wozu lebe ich dann? Ein römischer Philosoph aus dem 4. Jh hat einmal gesagt: Wir können den Tod als Endpunkt betrachten, dem nur das Nichts folgt. Wir müssen uns vor ihm nicht fürchten, denn „wenn wir da sind, ist der Tod nicht da, aber wenn der Tod da ist, sind wir nicht mehr.“ Ist das alles?
Oder glauben wir, dass der Tod nicht das Ende ist, weil wir wiedergeboren werden, wie es östliche Religionen sagen?
Wir Christen feiern zu Ostern, dass Gott im Jahr 30 n. Chr. ein Zeichen gesetzt hat. Gott zeigt an Jesus von Nazareth, dass er die Macht hat, die Toten zum Leben zu erwecken, indem er Jesus eine neue Existenz gibt. Jesus kehrt nicht zurück in sein irdisches Leben, er wird nicht reanimiert, sondern er lebt in einer neuen, total verwandelten Daseinsweise.
Der Glaube an die Auferweckung Jesu durch Gott ist geht davon aus, dass Gott eine den Tod überwindende Macht hat. Wer also die Auferweckung Jesu für unmöglich hält, stellt in Frage, dass Gott stärker als der Tod und Herr über den Tod ist.
Aus dem Leben des französischen Philosophen Voltaire (+ 1778), der ein scharfzüngiger Spötter des Christentums war, kennen wir folgende Anekdote: Eine Dame fragt ihn, wie es möglich sei, dass es überhaupt Menschen gäbe, die an eine Auferstehung glauben. Voltaire gab die überraschende Antwort: „Madame, die Auferstehung ist die einfachste Sache von der Welt. Der, der den Menschen einmal geschaffen hat, kann ihn auch zum zweiten Male schaffen".
Der Apostel Paulus schreibt in seinem 1. Korintherbrief: „Wenn es keine Auferstehung gibt, dann kann auch Christus nicht auferstanden sein. Ist aber Christus nicht auferstanden, dann hat unsere Glaubensverkündigung keinen Sinn und euer Glaube wäre völlig wertlos.“
Bei seinem furchtbaren Tod am Kreuz hat ja alles danach ausgeschaut, dass Jesus vollkommen gescheitert war. Alles, was er über Gott und über das kommende Reich Gottes gesagt hatte, wurde durch diesen Tod unglaubwürdig. Es war alles nur ein schöner Traum, eine Illusion gewesen. Für die Freunde von Jesus war alles aus. Es war alles vorbei. Sie konnten nur noch in ihr vorheriges Leben in Galiläa zurückkehren und Jesus vergessen.
Was hat diese Menschen dann so verändert, sie so radikal umdenken lassen, dass sie wieder an Jesus geglaubt und dadurch ihr Leben für ihn aufs Spiel gesetzt haben? Sie haben eine nie da gewesene Erfahrung gemacht: Sie sind Jesus begegnet. Er lebt! Das konnten sie sich nur so erklären, dass Gott ihn auferweckt hat. Hätten sie diese Erfahrung nicht gemacht, hätten sie nie mehr über Jesus geredet. Die Sache wäre vorbei gewesen und wir hätten nie etwas über Jesus erfahren.
Diese Erfahrung der Freunde von Jesus hat solche große Konsequenzen, dass Paulus in seinem Korintherbrief sagt: „Gott hat Jesus auferweckt; er wird durch seine Macht auch uns auferwecken.“ Eine neue Hoffnung kam in die Welt: Wenn Gott so zu uns steht, wenn er unser Leben will, dann verliert der Tod nicht nur viel von seinem Schrecken, sondern unser Leben hier und jetzt gewinnt eine neue Qualität, es bekommt Sinn und einen größeren Wert, denn es hat Zukunft - trotz Tod. Es wird für jeden und jede von uns einmal eine endgültige Erfüllung kommen durch, mit, bei Gott. Unser Dasein hat jetzt Sinn, weil es auf eine letzte Erfüllung hin geordnet ist.
Das ist die frohmachende Osterbotschaft. Das ist der Grund unserer Osterfreude. Das feiern wir zu Ostern. Darauf bauen wir. Wir können uns auf Gott verlassen. Ohne dieses Grundvertrauen wäre schlussendlich alles wertlos. Wir haben allen Grund einander zu wünschen: Ein frohes, gesegnetes Ostern.