PFINGSTEN

 

Wenn Gott durch Jesus gewirkt und gesprochen hat, wenn er in Jesus erfahrbar war, wie geht es dann nach dem Tod Jesu weiter? Hat Gott sich dann aus der Welt zurückgezogen? Ist er dann nicht mehr da in dieser Welt, in unserem Leben? Darum geht es am Pfingstfest. Auf diese Fragen will Pfingsten eine Antwort geben.

„Wo und wie ist er da, dieser liebende, mit uns solidarische aber uns doch oft so ohnmächtig erscheinende, nicht-eingreifende Gott? „Er ist da“, sagt Pfingsten. „Er ist da als Heiliger Geist.“ Weil wir aus christlicher Sicht Geist-Wesen, spirituelle Wesen sind, besitzt ein jeder von uns prinzipiell die Möglichkeit, Gott und seine göttliche Kraft im eigenen Leben zu (er)spüren.

Die Rede vom Heiligen Geist entstammt dem ur-jüdischen Gottesbild. Das Wort Geist wird in der Hebräischen Bibel sehr häufig verwendet und steht für die wirkmächtige Gegenwart Gottes. Sie wir mit Hilfe unterschiedlicher Bilder und Metaphern (Wind, Taube, Feuerzunge) symbolisiert.

Dass die Welt überhaupt existiert, verdankt sie aus biblischer Sicht der schöpferischen und vitalisierenden Macht Gottes. Deshalb heißt es, dass der Geist Gottes über den Urfluten schwebte und damit die Erschaffung der Welt ins Rollen brachte.

Wenn Menschen von ihren Erfahrungen des Wirken Gottes in ihrem Leben erzählen, dann greifen sie zumeist auf Bilder zurück, die verdeutlichen, wie dynamisch, machtvoll, lebens- und kraftspendend, aber auch wie aufbrausend sie Gottes Wirken erlebten.

Wenn Menschen Gottes Anwesenheit spüren, dann fühlen sie sich von seiner göttlichen Kraft berührt, die ihnen ‘Leben einbläst’ und sie wortwörtlich in Bewegung bringt. Wenn Gott (zumeist vollkommen unerwartet) ‘über Menschen kommt’, dann werden sie fähig, besondere Taten zu vollbringen, Führungspositionen einzunehmen, Notsituationen zu meistern.

So wird in der Bibel Gottes Wirken durch das Symbol einer Taube dargestellt. Schon in der Antike galten Tauben als Botentiere von Liebes-Göttinnen, wie der Babylonischen Ischtar und der griechisch-römischen Aphrodite/Venus. Die Taube symbolisiert Liebe, Reinheit und Schönheit, weshalb sie im gesamten Vorderen Orient als Liebesvogel galt. Auch beim christlichen Gottesbild steht das Symbol der Taube für ein Liebesverhältnis, z.B. zwischen Gott und Jesus, bei seiner Taufe. Der Verfasser des Markusevangeliums lässt deswegen ausdrücklich eine Taube vom Himmel auf Jesus herabkommen.

In der Apostelgeschichte wird Gott in einem gewaltigen Brausen/Sturm erfahrbar. Er bringt das Haus zum Beben, in dem sich die Freunde Jesu nach seiner Auferweckung mitsamt seiner Mutter und seinen Brüdern in Jerusalem aufhalten. Aber im Alten Testament begegnet der Prophet Elija nicht im Sturm, sondern im einem leisen Säuseln.

Auch im Symbol des Feuers bzw. der Feuerzunge, wird Gottes Anwesenheit dargestellt. Plötzlich lassen sich Zungen wie von Feuer auf jeden von ihnen nieder. Dieses Bild symbolisiert die ungeheure Wirkmächtigkeit Gottes: Menschen, die zuvor noch um ihren Glauben an Jesus rangen und sich (noch) nicht sicher waren, sind jetzt Feuer und Flamme für die Botschaft Gottes, die Jesus gebracht hat. Von Gott inspiriert setzten sie nun mutig, kreativ und innovativ ihr gesamtes Leben dafür ein, die Frohe Botschaft Jesu vom Reich Gottes mit Be-Geist-erung anderen Menschen weiterzuerzählen. Die Feuerflammen symbolisieren also die Wirkkraft Gottes, die konstruktiv entflammen, kreativ inspirieren und über die Grenzen der eigenen Möglichkeiten hinaustreiben.

Pfingsten ist nach Ostern eines der zentralsten Feste des Christentums. Zu Pfingsten hat Gott, schon kurz nach Jesu Tod und Auferweckung, Menschen begeistert, in Bewegung gebracht.

Wenn wir Pfingsten feiern wollen wir sagen, dass wir an Gottes wirksame Macht und Kraft in uns glauben. Uns von Gott neu begeistern lassen, uns für seine kraftvolle Wirkung in uns öffnen, wieder „Feuer und Flamme“ werden für Jesus und seine Botschaft vom Reich Gottes. Gottes Wirkungskraft in uns „beflügelt“, schenkt uns Lust am Leben, gibt uns Mut Bewährtes zu bewahren und Neues zu wagen. Gottes Kraft möge uns alle ergreifen und bewegen. Es soll auch für uns alle Pfingsten werden.

 

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