34. SONNTAG im Jahreskreis
Christkönig
Evangelium nach Johannes (18,33b-37)
„Jesus Christus, König der Juden“. Das ist die Inschrift, die Pilatus am Kreuz Jesu anbringen lässt. Ein Hohn. Reiner Zynismus, einen Menschen - oder besser, das was von ihm noch übrig bleibt, nachdem er zu Tode gemartert wurde - „König“ zu nennen. Jesus hätte dieses Todesurteil von sich abwenden können. Er war nicht der politische Revolutionär, als der er von den Römern verurteilt wurde. Und er war auch nicht der revolutionäre Messias, als den sich viele Juden den Messias vorstellten.
Jesus hat zwar vor Pilatus bestätigt: „Ja, ich bin König“, aber „sein Reich ist nicht von dieser Welt.“ In seinem Reich gelten andere Wertigkeiten als in dieser Welt. Dort, wo er regiert, haben Menschen andere Vorstellungen vom Menschsein, vom Zusammenleben, von Glück und Lebenserfüllung. In seinem Reich, im Reich Gottes, gibt es andere Werte, andere Rangordnungen. Stehen in den menschlichen Gesellschaften die Starken, die Erfolgreichen oben, bei Jesus sind es gerade die Ärmsten, diejenigen, die am Rande stehen. Der Schriftsteller Heinrich Böll hat einmal gesagt: "Selbst der allerschlechtesten christlichen Gesellschaft würde ich den Vorzug geben gegenüber der besten heidnischen Welt, weil in ihr immer noch Platz ist für die Menschen, für die es in vielen Gesellschaften keinen Platz gibt: die Bettler, die Behinderten, die Blinden, die Obdachlosen..." Dort, wo Jesus anerkannt wird als König, als Leitfigur, als höchste Autorität, dort spricht man eine andere Sprache, dort geht es nicht um Macht und Ansehen, sondern um Liebe, um eine Grundeinstellung, die an erster Stelle auf das Wohl des anderen bedacht ist.
„Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“ - Dass Jesus nicht König in dieser Welt, sondern im Reich Gottes ist, heißt aber nicht, dass er in einer anderen Welt lebt, dass sein Königtum keine Auswirkungen habe hinein in diese Welt. Es hat persönliche, soziale und politische Auswirkungen. Wo Menschen Jesus als „König“ anerkennen und nach seinen Weisungen leben, wird diese Welt anders, menschlicher, schöner, lebenswerter.
"Dein Reich komme, dein Wille geschehe!" So lässt Jesus uns im Vater Unser beten. Das Reich Gottes ist dort, wo Menschen nach dem Willen Gottes suchen. Das Reich Gottes ist dort, wo das, was Gott gesagt hat, das, was Jesus gepredigt und gelebt hat, entscheidend ist für das Leben der Menschen, für mein persönliches Leben. Was Jesus gesagt hat, das soll mich, meine Lebensweise bestimmen. Wenn Gott in meinem Leben, in allen Lebensbereichen herrscht, dann bekommt alles, was mein Leben ausmacht, sei es Beruf, Familie, Freunde... seine Wichtigkeit, die es braucht.
Das Fest Christkönig feiern heißt: Mich zu Jesus bekennen, mich bereit erklären, mich von ihm leiten zu lassen, ihn bewusst und ausdrücklich zum Vorbild für mein Leben zu machen.
Ein König, ein Herrscher. Vieles kann mich im Leben beherrschen: meine Stellung und Position in der Gesellschaft, mein Beruf, mein Besitz, meine Sorgen um meine Zukunft... Wer oder was herrscht in meinem Leben? Wer hat bei mir, in mir das Sagen? Nach wem richte ich mich aus? Wessen Gedanken und Vorstellungen beeinflussen mich und meine Lebensweise? Wer ist mein Leitbild? Ist es wirklich Jesus, der Christus, nach dem wir uns Christen nennen?
Das Fest Christkönig lädt uns ein, in uns zu gehen und einen Standpunkt einzunehmen. Es ruft uns zu einem Bekenntnis, zu einer erneuten Entscheidung für Jesus. Ich möchte, dass er in meinem Leben herrscht, ihm Richtung gibt, dass er in meinem Leben „König“ ist. Sind Sie dazu bereit?