CHRISTTAG 2018
Evangelium nach Johannes (1,1-18)
Weihnachten ist in unserer Vorstellung automatisch mit einer Krippe und einem Kind verknüpft. Das kommt daher, dass wir zu Weihnachten immer die Erzählung vom Evangelisten Lukas hören, der eine legendär-märchenhafte Erzählung mit alttestamentlichen Motiven geschrieben hat, um so auf den göttlichen Ursprung von Jesus von Nazareth hinzuweisen.
Der Evangelist Johannes hat es anders gemacht. Mit dem gleichen Ziel hat er sich statt für eine Erzählung für ein Gedicht, eine Hymne, entschieden. So will er - in komprimierter Form - die wichtigsten Aussagen über Jesus zum Ausdruck bringen, die er dann in seinem Evangelium verdeutlichen und vertiefen wird. Es geht ihm um wesentliche, tiefe Glaubensaussagen über Jesus.
Was ist das Eigenartige von Jesus? Was macht seine große Bedeutung aus? Warum ist er so wichtig für uns? Johannes meint: Jesus kann man das „Wort“ nennen, dass Gott gesprochen hat. In Jesus hat Gott sich geäußert, sich mitgeteilt. In Jesus ist das Wort von Gott „Fleisch“, Mensch geworden, „Fleisch und Blut“. Es ist in „Fleisch und Blut“ übergegangen.
Hier liegt ein großer Unterschied zu dem islamischen Glauben, wo Gottes Wort nicht „Fleisch“, sondern „Buch“ geworden ist. Der Islam glaubt, Gott hat - durch den Engel Gabriel - wortwörtlich diktiert, was Mohammed aufschreiben soll. Das Wichtigste ist also das Buch, das man buchstäblich annehmen soll, ohne zu hinterfragen. Man soll nicht an Mohammed glauben, sondern an den Koran. Nur der Koran sagt das Richtige über Gott.
Für Christen ist Gottes Wort nicht Buch, sondern Mensch. Nicht die Bibel, ist das Wichtigste, sondern die Person von Jesus. Jesus ist so von Gottes Wort durchdrungen, dass er diese Selbstmitteilung Gottes verkörpert und in seinen Worten und Taten weitergibt. In Jesus hat Gott also gesagt, was wir über ihn wissen sollen, wie wir leben sollen und wie echtes Menschsein in seinen Augen ausschaut. In Jesus hat Gott zu uns gesprochen. Er hat uns angesprochen.
Deswegen ist Jesus für uns das klärende Wort über Gott. Deswegen ist er wie ein Licht, das in der Finsternis unserer Welt, in unsere Verlorenheit und Orientierungslosigkeit hineinscheint. Ohne ihn tappen wir im Dunkeln. „Kein Mensch hat jemals Gott gesehen. Jesus hat uns gesagt und gezeigt, wer Gott ist.“
Aber das ist nun die ganze Tragik: Die Menschen wollen nicht auf ihn hören, nehmen Jesus nicht ernst. Sie verweigern Jesus den Zugang zu ihrem Leben und dadurch auch Gott. „Er kam in die Welt, aber die Welt nahm ihn nicht auf.“ Johannes spricht hier über eine ganz konkrete Erfahrung, die auch wir jeden Tag spüren und machen können.
„Alle aber, die ihn aufnahmen und an ihn glaubten, machte er fähig, Kinder Gottes zu werden.“ Wer Jesus als Wort, als Selbstmitteilung Gottes annimmt, gehört zum Volk, zur Familie Gottes, zu seinen Kindern. Er gehört zu Gott, er genießt Gottes liebende Zuneigung.
Das heißt nun eigentlich Weihnachten feiern: Jesus wieder ganz bewusst in mein Leben aufnehmen, ihm sagen, dass ich auf ihn hören will, auf seine Botschaft von Gott. Jesus hat uns gesagt und gezeigt, wer Gott ist. In ihm bekommt Gott für uns ein menschliches Gesicht, ist er wie ein Vater, zu dem ich eine persönliche, menschliche Beziehung haben kann und darf. Das ist die Weihnachtsbotschaft von Johannes.