EPIPHANIE 2019

 

Evangelium nach Matthäus (2,1-12)

 

Am Heiligen Abend hörten wir die Weihnachtsgeschichte vom Evangelisten Lukas: Das Kind in der Krippe und der Besuch der Hirten. Am Christtag hörten wir die ganz eigene Weihnachtsbotschaft vom Evangelisten Johannes: In Jesus ist das Wort Gottes „Fleisch und Blut“, Mensch geworden. Gerade hörten wir die Weihnachtsgeschichte vom Evangelisten Matthäus. Drei sehr unterschiedliche, ganz eigens gestaltete Versionen der einen weihnachtlichen Glaubensbotschaft.

Wer tritt in der Erzählung von Matthäus auf? Zunächst einmal Jesus selbst. Zunächst wird seine Geburt in Bethlehem erwähnt: „Jesus wurde in Bethlehem in Judäa geboren, zur Zeit, als König Herodes das Land regierte.“ Mehr als eine nüchterne, fast beiläufige Mitteilung wird über die Geburt Jesu nicht gesagt. Die Sterndeuter bezeichnen Jesus als "König der Juden", möglicherweise ein Verweis auf die spätere Ablehnung Jesu, die im Kreuz ihren Höhepunkt findet: Auf einer Tafel am Kreuz wird Jesus auch „König der Juden“ genannt.

Dann ist die Rede von einem Stern. Auf den damaligen Münzen weist über dem Bild des Herrschers, des Kaisers, ein Stern diesen als "Boten des Himmels“ aus. Mit diesem Sternsymbol wird also ausgedrückt, dass Jesus - nicht der Kaiser - der universale Herrscher über die heidnische Welt ist.

Es liegt dann auch auf der Hand, dass Jesus nicht - wie im Lukasevangelium - von Hirten, d.h. von den Ärmsten der Bevölkerung besucht wird, sondern von „Sterndeutern“, von Magiern „aus dem Osten“. Die Ehrerweisungen durch Kniefall, Huldigung, und reiche Geschenke, die sonst nur bei den Mächtigen geschieht, gelten hier Jesus.

Im Volksmund ist von den „Heiligen Drei Königen“ die Rede. Die Dreizahl kommt aber in der Erzählung nicht vor. Weder werden ihr Name, noch ihre Zahl, noch ihre genaue Herkunft genannt. Weil von dreifachen Geschenken (Gold, Weihrauch und Myrrhe) geredet wird, hat man die Schlussfolgerung von „drei Königen“ gemacht.

Die Sterndeuter vollziehen vor dem Jesuskind den Kniefall, d.h. sie werfen sich auf den Boden und berühren mit der Stirn die Erde. Ein alter, orientalischer Brauch. Ihre tiefere Bedeutung liegt darin, dass es gerade Heiden sind, die zu Jesus kommen und ihm huldigen. Damit wird der alttestamentliche Gedanke der Völkerwallfahrt aufgenommen. Beim Propheten Jesaja heißt es: “... Aus Saba kommen sie alle, Gold und Weihrauch bringen sie und verkünden die Ruhmestaten des Herrn.(Jes 60,6). Im Psalm 72 heißt es: „Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Gaben, mit Tribut nahen die Könige von Scheba und Saba. Alle Könige werfen sich vor ihm nieder, es dienen ihm alle Völker.“ Aber er wird eine andere Arte König sein: Über die Ankündigung der Geburt in Bethlehem wird in 2. Buch Samuel gesagt: „...Du sollst der Hirt meines Volkes Israel sein, du sollst Israels Fürst werden.Der kommende Messias wird sein Volk nicht beherrschen, sondern weiden wie ein Hirt, er wird ein sanftmütiger König sein.

Damit tritt der Kontrast zwischen Herodes und Jesus auf subtile Weise zum Vorschein. Von der historischen Gestalt des Königs Herodes wissen wir, dass ihm im Jahre 40 v. Chr. vom römischen Senat der Titel eines Königs von Judäa verliehen wurde. Aber er war ein beim Volk wenig beliebter, skrupelloser Herrscher. Er wird dann auch den Kindermord anordnen.

Und noch ein paar Details fallen in dieser Weihnachtserzählung von Matthäus auf: Die Sternseher sehen „das Kind und seine Mutter.“ Hier fehlt Josef . Das ist wahrscheinlich der Grund, warum bei unzählig vielen Darstellungen nur Maria mit dem Jesuskind am Arm zu sehen ist. Erst nach dem Weggehen der Sterndeuter ist wieder von Josef die Rede: In einem Traum bekommt er vom Engel die Aufforderung, mit dem Kind zu fliehen. Übrigens: Matthäus setzt voraus, dass die Familie in Bethlehem, also in Judäa ihr reguläres Zuhause hat. Es heißt: „Als sie (die Sterndeuter) den Stern sahen, kam eine große Freude über sie. Sie gingen in das Haus und fanden das Kind mit seiner Mutter Maria.“ Hier ist die Rede von einem Haus, in dem die Familie lebt - nicht von einem „Stall“ und einer „Futterkrippe“ wie bei Lukas.

Dem Evangelisten Matthäus war es also ein Anliegen mit seiner eigens gestalteten Erzählung eine Grundaussage zu machen: Die Geburt von Jesus, Jesus selbst, ist für alle Menschen, für alle Völker von Bedeutung, für alle, die sich auf den Weg machen, Gott zu suchen. Das heutige Fest kann man dann auch betrachten als das „Fest der Gottsucher“, die wir in allen Kulturen und Gesellschaftsschichten antreffen können. Auch bei uns. Machen wir uns auf den Weg und huldigen wir Jesus.

Zum Archiv