FRONLEICHNAM
„Fronleichnam“ - „Leib des Herrn“ - „Leib Christi“ wird beim Empfang der Kommunion immer gesagt - „Nehmt und esst, das ist mein Leib für euch“... das bin ich für euch - „Ich bin das Brot des Lebens, wer davon isst, wird leben“ ... „Tut dies zu meinem Gedächtnis“, damit ihr mich nicht vergesst...
Worte, die schon ein paar tausend Jahre alt sind und von Christen immer wieder gesprochen und wiederholt werden, überall auf der Welt. Es sind symbolträchtige Worte, die in die Tiefe gehen. Und vor ca 800 Jahren fand die erste Fronleichnamsprozession in der Diözese Lüttich (Belgien) statt. Warum ist das alles so wichtig? Was feiern wir da eigentlich und warum gehen wir auf die Straße?
Für uns Christen geht es hier um etwas ganz Wichtiges, um einen „Lebensnerv“ unseres Christ-seins, unseres Glaubens. Es geht um die zentrale, tiefe Bedeutung von Jesus von Nazareth, den wir den Christus und nach dem wir uns deswegen „Christen“ nennen. „Nehmt und esst, das ist mein Leib, das bin ich für euch: Brot, das Leben ermöglicht, fördert, lebensnotwendig ist.“ Das ist Jesus.
Können wir das unterschreiben, dazu „ja“ sagen, bestätigen, dass Jesus für uns lebensnotwendig wie Brot ist, dass wir ihn unbedingt brauchen um als Christen leben zu können? Können wir sagen, dass Jesus für uns diese zentrale, alles entscheidende Bedeutung hat? Das wollen wir auf jeden Fall durch die Feier von Fronleichnam sagen, zeigen, bekennen, zum Ausdruck bringen. Ist das unsere Überzeugung, oder sind das nur Floskeln?
Dieses Fronleichnamsfest ist also für jede/jeden von uns Anlass, darüber nachzudenken, wieder verstärkt in unser Bewusstsein zu rufen, welche Bedeutung Jesus für uns persönlich hat. Kenne ich Jesus genügend? Ist er mir genügend vertraut, so dass ich in einer Beziehung mit ihm lebe, und das, wofür er gelebt und gestorben ist, zu meinem eigenen Anliegen mache? Oder ist meine Bekanntschaft mit Jesus nur oberflächlich und weiß ich über ihn nur so ungefähr das, was ich früher als Kind im Religionsunterricht gelernt habe? Das heißt also: Das Wissen ist über Jesus ist zwar mehr oder weniger in meinen Verstand, aber nicht wirklich in mein Herz hineingedrungen? Was bedeutet mir Jesus?
Aber nicht nur das. Auch im heutigen Evangelium ist von Brot die Rede, mit dem Jesus den Hunger der Menschen stillt. Gemeint ist natürlich der geistige Hunger: der Hunger, das Verlangen nach einem tieferen Sinn für unser vergängliches Leben, nach Lebenserfüllung, nach wahrem Leben - auch wenn wir nicht genau sagen können, was das dann eigentlich ist. Jesus verspricht: Wenn wir uns mit ihm einlassen, auf ihn zugehen, an ihn glauben, dann werden wir erfahren, was echtes, wahres Leben ist.
Ein Satz fällt in diesem Evangelium aber stark auf. Jesus sagt zu seinen Freunden: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Ein Christ, der wirklich die Bedeutung von Jesus für sein eigenes Leben erfahren hat, spürt unwillkürlich, fühlt sich von Jesus gedrängt, beauftragt, das anderen weiterzugeben. Wie oft sprechen wir mit anderen Menschen über Jesus? Auch in der eigenen Familie? Auch in der Pfarrgemeinde, z.B. nach einer Sonntagsmesse, wo wir Jesus im Brot begegnet sind und von ihm wieder gehört haben? Bringen wir Jesus bewusst zur Sprache und geben wir dadurch einander „zu essen“?
Wir feiern Fronleichnam. Das ist mehr als Tradition, Brauchtum. Es kann uns wieder verstärkt in Erinnerung rufen, dass Jesus für uns wie Lebensbrot ist, und kann uns helfen, unsere Beziehung zu ihm zu erneuern, aufzufrischen, zu vertiefen.