DREIFALTIGKEIT

Wir glauben an Gott. Aber wenn wir „Gott“ sagen - was denken wir dann eigentlich? Wer ist Gott für uns? Welche Vorstellungen haben wir von ihm? Als Menschen entwickeln und verändern wir uns im Verlaufe unseres Lebens. Ist das auch so mit unserer Vorstellung, die wir uns von Gott machen? Welche Bedeutung hat Gott für unser Leben? Hat diese Bedeutung Gottes für unser Leben mit den Jahren zugenommen, oder eher abgenommen?

Wer ist Gott für uns? Mit dieser Frage wollen wir nicht etwas über das Wesen Gottes erfahren. Es ist uns schon unmöglich, das Wesen eines uns nahestehenden Menschen zu durchschauen, sogar auch nach 50 oder 60 Jahren gemeinsamen Ehelebens. Jeder Mensch ist - sogar für sich selbst - in seinem tiefen Inneren ein Geheimnis, das wir nicht mit Worten beschreiben können. Das gilt dann sicher für Gott. Sein Wesen ist zu groß und zu tief, dass wir es erfassen könnten.

Trotzdem haben Menschen immer versucht sich Vorstellungen von dem Gott zu machen, an den sie glauben. Wir können ja nicht an ein Wesen glauben, von dem wir keine Vorstellung und keine Ahnung haben. Denn glauben heißt ja Vertrauen haben und zu einem Wesen, das uns vollkommen fremd ist, können wir kein Vertrauen haben. Es kann auch keine Bedeutung für uns haben.

Deswegen haben Christen, im Laufe der Jahrhunderte versucht, die Bedeutung Gottes für sie und ihre Erfahrungen mit ihm grundsätzlich und kurz zusammenzufassen und zwar unter dem Namen: der „Dreifaltige Gott“. Gott hat sich in der Geschichte der Menschen auf dreifache Weise zu erkennen gegeben und erfahrbar gemacht.

Zunächst einmal in der und durch die Natur, die Welt, das Universum, das sich schon seit 13,8 Milliarden Jahren entwickelt und immer noch weiter entwickelt. Zuerst die leblose Natur, dann das unglaubliche Wunder des Leben, das sich dann auch noch zu einem bewussten und dann selbstbewussten Leben entwickelte, mit dem Menschen als Höhepunkt. All das soll nur durch Zufall entstanden sein? Dahinter steckt doch ein höchst intelligentes Wesen, das diese Entwicklung, diese Evolution, möglich gemacht hat und immer noch möglich macht. Dieses Wesen nennen wir Gott. Er ist der Schöpfer, der Vater aller Dinge. Gott, der faszinierende, geheimnisvolle, in seiner Größe überwältigende Schöpfer und Vater, dem wir auch unsere eigene Existenz verdanken. Er ist der Gott „über“ uns.

Aber dieser Gott hat auf eine besondere Weise in die menschliche Geschichte eingegriffen und gezeigt, dass diese Menschen ihm nicht egal sind. In dem Menschensohn Jesus von Nazareth hat Gott gesprochen und gehandelt und so gezeigt, dass er ein Gott-mit-uns ist. Er hat ein Herz für uns und hat in Jesus gezeigt, wie wir leben sollen, damit wir zum wahren und vollen Menschsein werden können, und zwar nur in Verbundenheit mit ihm. Dieses zeitliche und geschichtliche Eingreifen von Gott in und durch Jesus, hat nur ein paar Jahre gedauert. Immerhin hat er auf diesem Weg - so dass wir es als Menschen besser verstehen können - seine Bedeutung für uns und unser Leben klar gemacht.

Aber auch nach Jesus bleibt Gott aktiv. Er wirkt weiter wie eine Lebenskraft, ein Lebensatem, eine Geisteskraft in uns. Er ist nicht nur der Gott-über-und-mit, sondern auch der Gott-in-uns. Das haben wir am letzten Sonntag, am Pfingstfest gefeiert.

Als Christen glauben wir an diesen dreifaltigen, sich auf dreifache Weise erkennbar machenden, auf uns zukommenden Gott. Deswegen sind wir hier jetzt versammelt: im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes, des Hl. Geistes. Das ist unsere christliche Vorstellung von dieser tiefsten Wirklichkeit, die wir Gott nennen und dem wir unser Vertrauen schenken.

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