OSTERSONNTAG
Wie weit wir auch in der Geschichte der Menschheit zurückschauen, immer treffen wir sie an: Die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod, die Hoffnung auf ein Weiterleben. Es gab in der Vergangenheit die Beigaben: Verstorbenen wurden Essen, Trinken und andere Gegenstände mit ins Grab gegeben, die sie dann im zukünftigen Leben brauchen könnten. Könige ließen sich riesengroße Grabdenkmäler, wie z.B. Pyramiden, bauen. Menschen glauben an eine Wiedergeburt, an ein Weiterleben in irgendeiner anderen Form.
Menschen konnten und können sich nicht damit abfinden, dass mit dem Tod einfach alles aufhört. Das instinktive Urverlangen nach Leben ist irgendwie unzerstörbar. Ob Seelenwanderung, ob Unsterblichkeit der Seele oder die Hoffnung auf ein Paradies, sie alle geben sich nicht einfach mit dem Tod zufrieden. Eine Hoffnung über den Tod hinaus ist in der Menschheit verbreitet.
Auch in der Bibel finden wir diese Hoffnung. Zur Zeit Jesu glaubten die Juden an eine allgemeine Auferstehung der Toten „am Ende der Zeiten“: Dann wird Gott alle wieder ins Leben rufen. Aber auch damals gab es Skeptiker, z.B. die Gruppe der Sadduzäer. Wir kennen ihre Erzählung, mit der sie diesen Glauben an die Auferstehung ins lächerliche ziehen wollten: Eine Frau, dessen Mann kinderlos stirbt und die dann bis zu sieben Mal wieder heiratet. Wessen Frau wird sie dann bei der sogenannten Auferstehung sein? Jesus nimmt dazu Stellung: Das kommende Leben ist nicht einfach eine Weiterführung des jetzigen. Dann wird nicht mehr geheiratet. Jesus stellt sich auf die Seite von denen, die an eine allgemeine Auferstehung am Ende der Zeiten glauben.
Nach dem Tod Jesu kommt etwas total Unerwartetes. Seine Freunde machen die Erfahrung, dass Jesus, obwohl eindeutig gestorben, lebt! Also nicht am Ende der Zeiten, sondern jetzt schon geschieht Auferstehung. Gott schenkt Jesus jetzt schon das neue Leben, weckt ihn auf. Eine nie da gewesene Erfahrung, verwirrend und überwältigend. Diese Erfahrung wird in den Evangelien auf sehr unterschiedliche Weisen, immer wieder neu, beschrieben. Die meisten sind zuerst skeptisch. Maria von Magdala meint, dass man den Leichnam von Jesus gestohlen hat. Auch Petrus denkt noch nicht an eine Auferstehung, als er das Grab leer findet. Ein Thomas verlangt Beweise: Er muss die Finger in die Wundmale von Jesus legen können, bevor er glaubt, dass Jesus wirklich lebt. Alle haben Zeit gebraucht um diese total neuartige Erfahrung zu verarbeiten, dass Jesus wirklich - trotz dieses grausamen Todes - lebt. Ihre einzig mögliche Erklärung war: Gott hat ihm das neue Leben gegeben, hat ihn auferweckt.
Diese Erfahrung und dieser Glaube haben aus ihnen andere, neue Menschen gemacht. Sie haben Jesus neu gesehen, haben viele Dinge, die er in seinem Leben gesagt und getan hat, jetzt erst verstanden. Das Reich Gottes, das Wirken Gottes in dieser Welt, ist kein Märchen, sondern eine Wirklichkeit. Jesus war wirklich der Mensch, in dem Gott konkret gesprochen und gehandelt hat. Gott hat Jesus, indem er ihn auferweckt hat, bestätigt und damit auch alles, was Jesus getan und über Gott gesagt hat. Gott ist ein Gott, der zu uns steht, der möchte, dass unser Menschsein und unser Leben gelingen. Er möchte uns ein endgültiges, unzerstörbares Leben schenken, er, der Ursprung allen Lebens.
Der Glaube an die Auferstehung von Jesus, dass Gott ihn auferweckt hat, wurde eine neue Kraft, die Menschen immer wieder neu belebt und Hoffnung gegeben hat, Jahrhunderte lang, bis in unsere Zeit, auch uns. Das ist auch der Grund warum wir jetzt hier zusammen sind und Ostern feiern. Ostern ist das Fundament unseres christlichen Glaubens. Ein gesegnetes und frohes Osterfest!