Wir haben uns hier in der Kirche versammelt um Weihnachten zu feiern, das Geburtstagsfest von Jesus von Nazareth, der auch „der Christus“ heißt und nach dem wir uns auch - als seine Anhänger - „Christen“ nennen.
Es ist irgendwie ungewohnt den Geburtstag eines Menschen zu feiern, der vor zweitausend Jahren gelebt hat. Erstaunlich, dass er überhaupt noch gefeiert wird und nicht vergessen ist. Wie wichtig muss er sein, wie groß seine Bedeutung.
Wenn ich den Geburtstag eines Menschen feiere, an seinem Geburtstagsfest teilnehme, dann zeige ich dadurch, dass dieser Mensch mir wichtig ist, dass ich ihn schätze, achte. Ich feiere nicht den Geburtstag eines Menschen, mit dem ich mich nicht verstehe oder der mir sogar egal ist. Wenn ich Weihnachten feiere, dann sage ich: „Jesus, ich schätze dich! Du bist mir wichtig. Du hast einen Platz in meinem Leben. Du hast große Bedeutung für mich. Ich fühle mich deswegen auch innerlich mit dir verbunden. Ich bin von dir begeistert.“ Sind wir das?
Indem ich Weihnachten feiere sage ich: „Jesus, du bist für mich mehr als ein „guter, moralisch hochstehender Mensch“, mehr als ein gutes Beispiel. Es gibt ja viele gute Menschen und gute Beispiele. Aber du hast mehr zu bieten. Du bist faszinierend durch die Art und Weise, wie du zu Gott stehst und von ihm redest. Du hast Dinge gesagt, die aufhorchen lassen, wie: „Wer mich sieht, sieht Gott, den Vater“, und: „Ich und der Vater sind eins“. Das hast du nicht nur gesagt, sondern du hast das glaubhaft gemacht, durch deine ganze Lebensweise, durch Wort und Tat. Ich nehme dir das ab!“
Jesus hat eine andere Art von Menschsein gelebt, so wie Gott sich einen Menschen vorstellt. Das Geheimnis eines wirklich gelingenden Lebens ist - wie Jesus gesagt hat - in einer guten Beziehung, sowohl zu Gott als zu den Mitmenschen, zu leben. Und eine Beziehung ist gut, wenn sie eine Liebesbeziehung ist. Das klingt irgendwie hochgestochen, theatralisch, romantisch. Aber das kommt daher, dass man „Liebe“ nur als eine reine Gefühlssache betrachtet. Lieben ist mehr: Es heißt an erster Stelle auf das Wohl des anderen bedacht zu sein und es dort, wo ich kann, auch zu fördern, in Wort und Tat. Das ist es, was Jesus getan hat. Und so hat er uns den Weg zum echten Leben, zur Lebenswahrheit und zu Gott gewiesen.
Das Zusammenleben, die Welt würde anders ausschauen, wenn die Menschen diesen Weg von Jesus gehen würden. Aber persönliche Beziehungen scheitern, Familien fallen auseinander, in der Gesellschaft gibt es Korruptionen, gnadenlose Machtkämpfe und Konkurrenz, es wird gemobbt. Menschen machen sich gegenseitig Angst, weil sie einander fremd sind, eine andere Hautfarbe, Weltanschauung, Religion, Kultur haben. Menschen pflegen Gewalt, Völker und Staaten führen Krieg und Terror ... weil sie den Weg der Liebe nicht kennen, unfähig sind ihn zu gehen und sich nur von Eigeninteressen führen lassen. Die Welt würde anders ausschauen, wenn sie auf Jesus hören würde.
Wir feiern Weihnachten. Wir bekennen uns zu Jesus und seiner Lebensweise, obwohl wir genau wissen, dass uns diese Lebensweise nur bruchstückhaft gelingt. Aber es ist die richtige. Wenn wir mit dieser Einstellung das Geburtstagsfest von Jesus feiern, dann kann Weihnachten wirklich zu einem Fest der Freude, des Friedens und der Liebe werden, gerade dort, wo wir leben. Und das wünsche ich uns allen, indem ich sage: „Frohe Weihnachten!“