PFINGSTEN 2020
Evangelium nach Johannes (20,19-23)
Pfingsten ist nach Ostern eines der zentralsten Feste des Christentums. Zu Pfingsten feiern und gedenken wir, dass Gott, schon kurz nach Jesu Tod und Auferweckung, Menschen begeistert, in Bewegung gebracht hat, befreit aus Angst, Einsamkeit, Lethargie und Aussichtslosigkeit. In der ersten Lesung aus der Apostelgeschichte beschreibt Lukas dieses Geschehen mit Hilfe von Bildern und Symbolen: Sturmwind, Feuer sind kraftvolle Naturelemente, die alles verändern können. Im Evangelium ist Johannes viel zurückhaltender, aber mit nicht weniger Tiefgang: Jesus „haucht“ seine Freunde an, bläst ihnen Lebensatem, Lebenskraft ein - so wie Gott in der Schöpfungsgeschichte Adam den Lebensatem eingehaucht hat. Es geht hier um die wirkmächtige Gegenwart Gottes. Es geht hier um die schöpferische und vitalisierende Macht Gottes. Deshalb heißt es, dass der Geist Gottes über den Urfluten schwebte und damit die Erschaffung der Welt ins Rollen brachte.
Zu Pfingsten feiern und gedenken wir, dass Gott etwas Neues ins Rollen gebracht hat. Gott handelt nicht in dieser Welt, indem er in den natürlichen Verlauf der Dinge eingreift, Naturgesetze außer Kraft setzt. Gott handelt und wirkt durch und in Menschen, die von ihm begeistert werden, die in Verbundenheit mit ihm leben und ihr Mensch-Sein so gestalten, wie Jesus es beschrieben und vorgelebt hat. Wo wir das versuchen, ist sein Geist, sein Lebensatem wirksam. Gott ist dann mitten unter uns anwesend und spricht durch uns auch andere an.
So ist die Kirche entstanden. Die Kirche ist eine Bewegung von Menschen, die sich persönlich von Jesus und von Gott angesprochen, berührt und gedrängt fühlen, eine innere Kraft und Begeisterung spüren, die sie antreibt auch andere Menschen einzuladen, ihr Glück bei Jesus und bei Gott zu suchen. Wo das geschieht, dort ist nicht nur Kirche, dort geschieht Kirche. Gottes Wirkungskraft in uns „beflügelt“, schenkt uns Lust am Leben, gibt uns Mut Bewährtes zu bewahren und Neues zu wagen. Sie bringt uns in Bewegung.
Sicher, wir sind oft nicht diese begeisterten und begeisternden Menschen, die wir sein sollten. Oft haben wir das Bedürfnis uns hinter verschlossenen Türen zurückzuziehen, weil uns draußen – in unserer Gesellschaft – ein kalter Wind entgegenweht, weil wir kritisiert und angegriffen werden, weil wir enttäuscht voneinander sind oder uns verletzt fühlen durch Worte und Verhaltensweisen von Mitarbeitern. Deswegen müssen wir uns immer wieder neu von Jesus, von Gott, ansprechen, berühren, neu beleben lassen.
Weil Gott immer durch Menschen wirkt, brauchen wir Kirche, um uns voneinander begeistern und im Glauben bestärken zu lassen; um durch gemeinsames Beten, Singen, Meditieren, Feiern und Handeln ... unsere Beziehung zu Jesus und zu Gott intensiver und feierlicher zu erfahren - mehr und oft intensiver als wir es allein, im stillen Kämmerchen könnten. Wir brauchen eine von Jesus und von Gott begeisterte Gemeinschaft,
Das ist die Botschaft von Pfingsten: Lassen wir uns von Jesus und von Gott ansprechen und begeistern. Nur begeisterte Menschen können selbst andere begeistern. „Atme in uns Heiliger Geist“, beten und singen wir, „Licht und Feuer brennt in uns“, „Der mich atmen, glauben, lieben lässt, bist du, lebendiger Gott“, „Geist der Freude, der Einheit, fall auf uns herab“. Pfingsten soll sich wiederholen, bei uns, in uns. Darum bitten wir Gott an diesem Tag.