FRONLEICHNAM

Fronleichnam - ein altes Wort, eine alte Sprache. Übersetzt in unsere heutige Sprache heißt es: „Der Leib des Herrn“. - Es geht hier also um diese Worte von Jesus: „Das ist mein Leib.“ - und er hat Brot gezeigt - „Das bin ich“, ich bin für euch wie Brot, d.h. Nahrung, Lebenskraft, die notwendig ist, um als Christ leben zu können. Jesus ist für unser Christsein genauso notwendig, wie das Brot für unser physisches Leben. Lässt Jesus uns leben? Treibt uns seine Lebenskraft voran? Lassen wir uns in unserem Leben von ihm motivieren?

Man bekommt so das Gefühl, dass sehr viele Menschen heute keine Christen mehr sind oder sein wollen, weil sie sich über die Kirche ärgern und mit Kirche dann oft den Klerus meinen. Sie ärgern sich natürlich oft zu Recht, denn das „Bodenpersonal“ von Jesus benimmt sich nicht immer beispielhaft. Das war schon zur Zeit Jesu so: Der eine hat Jesus verraten, der andere hat ihn drei Mal verleugnet, ein paar andere stritten miteinander darüber, wer von ihnen der Wichtigste war. Und zum Schluss haben ihn alle im Stich gelassen, weil sie Angst um ihr eigenes Leben hatten. Sie waren halt Menschen, fehlerhaft. Trotzdem ist aus ihnen die christliche Bewegung, diese Kirche entstanden.

Entscheidend für mein Christsein ist aber nicht „die“ Kirche, sondern dass ich ein persönliches Verhältnis zu Jesus Christus finde und die kirchliche Gemeinschaft soll mir dazu helfen. Aber ist es nicht so, dass viele getaufte Christen diese persönliche Beziehung zu Jesus Christus - aus sehr unterschiedlichen Gründen - nicht finden? Ist er nicht der große Unbekannte für sie? Ja, sie wissen ein paar Dinge über ihn, oft sehr oberflächlich. Aber, dass sie sich bewusst und aus tiefer Überzeugung zu ihm bekennen, sich seine Gedanken und Vorstellungen über Gott und die Welt aneignen, seine Lebenseinstellung übernehmen, versuchen, so zu leben und so zu den Mitmenschen zu sein, wie er? Denn das ist „christlich“ leben!

Ist das nicht auch der Grund, warum es uns als Pfarrgemeinde, als Glaubensgemeinschaft, als Kirche, nicht gelingt, das Christentum so „schmackhaft“ zu machen, dass viele sich für Jesus interessieren? Ist es nicht eher so, dass die Mehrheit unserer Mitmenschen – ja sogar unsere eigenen Kinder - das Gefühl haben, dass der christliche Glaube keine Bedeutung für ihr Leben hat und deswegen „uninteressant“ ist?

Das Fest Fronleichnam zeigt uns die Richtung, erinnert uns daran. Im Mittelpunkt steht ein Jesus, der uns ein Angebot macht, ein Versprechen: Ich bin wie Brot, das euch Kraft gibt in der heutigen Zeit als überzeugter, glaubensfester Christ zu leben... Nicht umsonst sagt Jesus uns in jeder Eucharistiefeier: „Tut dies, zu meinem Gedächtnis - damit ihr mich nicht vergesst!“ Das Zweite Vatikanische Konzil hat deswegen die Eucharistiefeier „Quelle und Höhepunkt christlichen Lebens“ genannt. Wenn wir am Sonntag mit der richtigen Einstellung, bewusst gläubig, miteinander Messe feiern, dann ist das eine Art Höhepunkt in unserem Glaubensleben, eine bewusst-intensive Begegnung mit Jesus, ein Auftanken an unserer Glaubens- und Lebensquelle.

Eigentlich sollten wir in jeder Messfeier bewusst zu Jesus sagen: Jesus, du bist für mich lebenswichtig. Ohne dich käme ich mir verloren vor. Ohne dich verliert mein Leben Richtung, Ziel. Erneuern wir an diesem Fronleichnamsfest unser Versprechen an Jesus: „Ich möchte, dass du für mich wie Brot zum Leben bist.“

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