OSTERNACHT

 Was feiern wir in dieser Osternacht. Warum ist das so wichtig? In seinem ersten Korintherbrief schrieb Paulus schon: „Und wenn Christus nicht auferweckt worden ist, dann hat weder unsere Verkündigung einen Sinn noch euer Glaube“ (15,14).

Für die Freunde von Jesus bedeutete dieser Kreuzestod die tiefste Krise. Alle ihre Erwartungen, Hoffnungen waren zerstört. Wozu waren sie mit ihm gegangen? Alles, was Jesus vertreten hat, seine Vorstellungen von Gott, das Reich Gottes, das kommen sollte... alles Illusion? Sie hatten Angst, sind geflüchtet.

Und da ist etwas passiert, was diese Menschen total, radikal verändert hat. Etwas Unvorstellbare geschah: Sie fingen an wieder an diesen Jesus, diesen Gekreuzigten, zu glauben. Und das, weil sie die Erfahrung machten: Er lebt! Die Evangelien versuchen diese unvorstellbare Erfahrung mit Hilfe von sehr unterschiedlichen, ja sich sogar teilweise widersprechenden Erzählungen zu beschreiben. Aber wie diese Erfahrungen für diese Menschen auch gewesen sein mögen: Tatsache ist, dass diese Menschen wieder über Jesus zu reden begannen, wieder auf ihn ihre Hoffnung setzten, in der weiteren Folge dafür ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten und auch hingaben. Die Tatsache, die Realität: Jesus lebt, konnten sie nur so erklären: Gott hat ihn aus dem Tod auferweckt, hat ihm eine neue Existenz geschenkt. So zeigt Gott, dass er auf der Seite von Jesus steht. Gott bestätigt, dass Jesus recht hatte und die ihn gekreuzigt haben, unrecht.

Paulus wird dann später auch sagen: Gott kann Tote erwecken und tut es auch. Er hält den Menschen die Treue über den Tod hinaus. Er wird auch uns vom Tod auferwecken: „So wie Gott Christus vom Tod auferweckt hat, so wird er durch seine Kraft auch uns vom Tod auferwecken“ (1 Kor 6,14). 

Ist das nicht eine befreiende, erlösende, frohe Osterbotschaft? Sie befreit uns von Angst und Tod. Sie macht Mut, gibt uns Vertrauen und Zuversicht, lässt uns das jetzige Leben mit anderen Augen betrachten, macht es sinnvoller, schöner, reicher - trotz allem. Ich kann mich meinem jetzigen Leben voll zuwenden, denn es endet nicht einfach mit dem Tod. Ich glaube an das Leben jetzt und hier, weil es „Ewigkeitswert“ hat, nicht einfach zerstört wird, sondern weitergeht auf eine endgültige Erfüllung hin. Das Leben, mein Leben, geht weiter in einem neuen Dasein, das ich mir zwar nicht vorstellen kann, aber es wird beglückend sein, weil Gott es möglich macht. Auf ihn vertraue ich, mit ihm rechne ich.

Der französische Philosoph, Voltaire (18. Jh), ein scharfzüngiger Spötter des Christentums, wurde von einer Dame gefragt, wie es möglich sei, dass es überhaupt Menschen gäbe, die an die Auferstehung glauben. Und Voltaire gab folgende überraschende Antwort: "Madame, die Auferstehung ist die einfachste Sache von der Welt. Der, der den Menschen einmal geschaffen hat, kann ihn auch zum zweiten Male schaffen."

 

Ostern, das Fest des Lebens! Wir werden leben, „ewig“ leben, weil Gott es so will. Unser Glaube an diesen Gott macht unser Leben hoffnungsvoll, schön, unendlich wertvoll. Steh also auf, wenn dich jemand erniedrigt hat, wenn dich jemand geschlagen hat. Steh auf wenn du meinst, es geht nicht mehr weiter, wenn du niedergeschlagen bist, wenn du aufs Kreuz gelegt worden bist, wenn dich die Probleme rundherum niederdrücken, wenn du dich am Boden zerstört fühlst. Auch das ist Auferstehung. Jesus ist auferstanden, nachdem sie ihn verlassen, verraten, verkauft, gekreuzigt und getötet haben. Gott hat ihn auferweckt. Ein Leben mit und bei Gott ist ein Leben ohne Ende. Feiern wir also, feiern wir Ostern, das Fest des Lebens.

 

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