PFINGSTEN
Sie feierten damals Pfingsten, das Fest an dem Juden feierten, dass Gott dem Mose am Sinai das Gesetz, die Thora, anvertraut hat, damit das Volk eine Lebensorientierung hat, nicht die gewonnene Freiheit wieder verliert. Gott hat mit seinem Volk einen neuen Bund geschlossen, indem er verspricht, immer für sein Volk da zu sein und wo das Volk verspricht seinem Gott immer treu zu bleiben. Pfingsten, ein tief religiöses Glaubensfest, das in der Form einer Wallfahrt gefeiert wird: Von überall her pilgern gläubige Juden, aus allen Völkern und Sprachen (wir haben die vielen fremden Namen gehört), nach Jerusalem. Bei diesem Fest wurden also viele „Zungen“, bzw. „Sprachen“ sichtbar. Das war das Pfingstfest, das damals gefeiert wurde.
In dieser turbulente und feierliche Situation geschieht nun etwas Merkwürdiges: Einige Männer, die Freunde von dem gekreuzigten und verstorbenen Jesus, sind wie verwandelt. Sie haben das Todesdrama von Jesus miterlebt, sind durcheinander, verzweifelt, ängstlich (denn ihnen könnte etwas Ähnliches passieren, wenn sie sich in der Öffentlichkeit zeigen). Und siehe da: Sie haben jetzt den Mut in aller Öffentlichkeit von diesem gekreuzigten Jesus zu reden, dass Gott ihn auferweckt hat und dass dieser Jesus deswegen alle Völker angeht (Das ist der Sinn des Redens in fremden Sprachen und der Völkerliste).
Sie wollen alle diese Menschen für Jesus begeistern. Was ist da mit diesen Freunden von Jesus passiert? Was ist in sie gefahren? Was hat sie total verwandelt? Es war der Anfang einer neuen Bewegung, des Christentums. Aus einer Handvoll Menschen entstand eine Weltbewegung. Man kann auch sagen: Es war die Geburtsstunde der Kirche. Das gedenken und feiern wir zu Pfingsten.
Lukas sagt in seiner Apostelgeschichte: Es war die Kraft, der Geist Gottes, der sie wie ein Lebensatem belebt, aus ihnen neue Menschen gemacht hat. So wie wir es in einem Lied singen: „Atme in uns, brenne in uns, heiliger Geist.“ Der Atem ist unsere Lebenskraft. Ohne Atem leben wir nicht mehr. „Gott machte aus Erde den Menschen und blies ihn seinen Atem ein“, heißt es in der Schöpfungsgeschichte. Gott ist es, der uns mit seiner Lebenskraft leben lässt.
Und wie wirkt sich diese Kraft Gottes in uns aus? Der Apostel Paulus hat das so umschrieben: Wie Liebe, Freude, Friede, Freundlichkeit, Güte, Treue. Lebenskraft, Lebensfreude, ein neuer Geist... Dann sind wir von Gott be-geist-ert! So wirkt Gott auch heute.
Es ist wichtig festzuhalten: Gott greift nicht ins Naturgeschehen ein. Er verhindert z.B. keine Naturkatastrophen, indem er Naturgesetze außer Kraft setzt. Gott greift nicht ein um unsere Wünsche zu erfüllen. Gott handelt trotzdem und wirkt in dieser Welt in und durch Menschen, die sich für ihn öffnen, an ihn glauben. Er trifft uns in unserem Inneren, berührt uns, sodass wir uns von ihm gepackt fühlen. Das verwandelt unser Denken und Fühlen. Wir werden andere, verwandelte Menschen. Dann geschieht das Wunder von Pfingsten, auch in uns.
Zu Pfingsten bitten wir Gott darum, dass er uns mit seiner Lebenskraft, mit seinem Lebensatem, mit seinem Geist, belebt und begeistert, jedes Mal wenn wir als Christen mutlos sind, leer, lustlos, ohne Schwung, ausgebrannt. Jedes Mal, wenn wir den Kopf hängen lassen, soll er uns neue Kraft, seinen Geist, schenken, uns aus Resignation und Mutlosigkeit herausreißen. Gerade in dieser Pandemie-Zeit brauchen wird das Pfingstgeschehen.