OSTERNACHT

 

Ostern, das Fest der Auferstehung - das wichtigste und größte Fest in unserem christlichen Leben. Sind wir uns dessen bewusst? Trotzdem gibt es viele Christen, die nicht an eine Auferstehung glauben, weil sie damit nicht viel anfangen können. Andererseits gibt es da die berühmte Aussage des Apostels Paulus: „Wenn Jesus nicht auferstanden ist, dann ist unser ganzer Glaube leer und sinnlos“ - also: ein Märchen, eine Illusion“. Was steht hier also auf dem Spiel?

Das Geschehen mit Jesus, dieser grausame Tod, diese Kreuzigung, die einen Menschen sowohl physisch als psychisch total zerstörte, so dass nichts Menschliches mehr übrig blieb, hat die Jünger, die Freunde von Jesus, in eine tiefe Krise gestürzt. Dieser Jesus war total gescheitert. All seine schönen Worte über den liebenden Gott, über das Reich Gottes das anbricht ... wohin hat das geführt? War das alles nur schönes Gerede? Hat dieser sinnlose Tod nicht alles zunichte gemacht? Darüber hinaus: In ihrer Bibel (für uns das Alte Testament) steht wortwörtlich: „Ein am Pfahl Gehängter ist ein von Gott Verfluchter“! War Jesus also von Gott verworfen? Schöne Worte von Jesus: „Wer mich sieht, sieht den Vater .... Ich und er Vater sind eins....“ Beweist dieser Kreuzestod nicht das Gegenteil? Menschlich und auch als Gläubige Juden waren diese Menschen am Ende, in einer tiefen Krise. Ihre ganze Hoffnung auf Jesus hat sich wie Rauch aufgelöst.

Und dann haben diese Menschen eine unglaubliche Erfahrung gemacht, die einfach nicht in Worte zu fassen ist. Dieser so gestorbene Jesus hat sie erfahren lassen, dass er trotzdem lebt. Es gibt da verschiedene, sehr unterschiedliche Erzählungen, die das zum Ausdruck bringen wollen. Dieser Jesus lebt, zwar in einer anderen Existenzform, aber real, echt. Diese Erfahrung hat diese total verzweifelten Menschen total verwandelt, hat aus ihnen andere Menschen gemacht. Sie konnten das ganze Geschehen nur so erklären: Gott hat da eingegriffen, hat Jesus eine neue Existenz gegeben - als ob er einen Schlafenden aufgeweckt hat. Gott hat Jesus auferweckt, hat möglich gemacht, dass er aufersteht. So hat Gott auch deutlich gemacht, dass Jesus nicht ein von Gott Verfluchter ist. Im Gegenteil. Er, Gott, steht zu ihm, bleibt ihm treu, lässt ihn nicht fallen. Alles, was Jesus erzählt hat war wahr. Gott hat das jetzt - durch diese Auferweckung - bestätigt.

Sie haben längere Zeit gebraucht um das zu verstehen. Zuerst glaubten sie den Frauen nicht, die nach der Entdeckung des leeren Grabes von ihrer Begegnung mit Jesus redeten, wie z.B. Maria von Magdala. Auch Petrus glaubte noch nicht, als er das leere Grab besucht hatte. Erst seine persönliche Erfahrung, seine Begegnung mit Jesus, hat ihn schrittweise überzeugt.

Daraufhin haben diese Menschen sich voll und ganz für diesen Jesus eingesetzt, für seine Botschaft, für den Glauben an ihn. Das war eine Kehrtwende um 180 Grad. Es wurde ihnen auch klar, dass diese total neuartige Erfahrung auch Konsequenzen hat für unser Leben. Was Gott in Jesus gezeigt hat, wird er auch an uns vollziehen. Auch uns wird er nicht fallen lassen, weil er uns liebt. Er ist ein Gott des Lebens. Er will, dass auch wir leben. Er wird auch uns auferwecken. Wir werden leben, trotz Tod!

Wenn diese Botschaft nicht nur unseren Verstand, sondern auch unser Herz, unser tiefstes Ich erreicht, dann werden auch wir andere Menschen. Dann sehen wir unser jetziges Leben mit anderen Augen, mit Hoffnung und Zuversicht - trotz allem. Gott ist wirklich so, wie Jesus es gesagt hat. „Wer Ostern kennt, kann nie mehr verzweifeln“, hat es z.B. Dietrich Bonhoeffer zusammengefasst, kurz bevor er von den Nazis hingerichtet wurde.

Diese Überzeugung feiern wir zu Ostern. Gibt es ein Fest, das großartiger sein könnte?

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