Darf ich Sie etwas fragen? Was halten Sie von Jesus? Sind Sie ihn in Ihrem Leben schon begegnet? Sind Sie schon auf ihn gestoßen? Ich würde sagen: Ja, natürlich. Irgendwann hat jemand angefangen Ihnen von Jesus zu erzählen. Und irgendwann haben Sie das Gefühl gehabt, dass er Sie angesprochen hat, z.B. durch die Worte der Bibel.
Sie sind auf ihn aufmerksam geworden und vielleicht wurde er für Sie interessant, ja sie haben im Laufe der Zeit immer mehr über ihn erfahren, ihn besser kennengelernt. Er wurde ihnen vielleicht immer mehr vertraut. Ist Jesus für sie nicht immer lebendiger, anschaulicher, konkreter? Vielleicht hat seine Art zu reden, zu denken, zu leben, sein Umgang mit den Menschen Sie beeindruckt und ist dann in Ihnen die Überzeugung gewachsen: Das ist die richtige Lebensweise, auch für mich. Dann hat Jesus es Ihnen angetan. Dann hat er Sie ‚angehaucht‘, wie damals seine Freunde im Evangelium.
Das Anhauchen ist natürlich Bildsprache, so wie in der Schöpfungsgeschichte gesagt wird, dass Gott dem Menschen anhauchte, Lebensatem, seine Lebenskraft einhauchte. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.
Indem Jesus seine Freunde anhauchte, gab er ihnen Lebenskraft, Energie und Mut zu ihrem Glauben zu stehen, lebendige Christen zu werden. Sie wurden neue Menschen. Sie wurden von Jesus begeistert, sein Geist wirkte in ihnen, d.h. sie spürten: Ich möchte zu Jesus gehören, zu seiner Bewegung. Ich möchte so denken, handeln und fühlen, auf Menschen zugehen, auf Gott zugehen ... wie er! Ich bin von ihm „angehaucht“. Ich lasse mich von Jesus, von seinen Vorstellungen von Gott und vom Menschsein anstecken. Jesus hat uns angehaucht, aber nicht mit seinem eigenen Atem, sondern mit Gottes Atem, mit Gottes Lebenskraft. Etwas vom Gottes Wesen hat er uns eingeblasen. Dadurch ist Gott in uns wirksam.
Denn Jesus hat von sich gesagt: „Wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat“ und „Ich und der Vater sind eins“. D.h. also: Wer sich auf Jesus einlässt, auf sein Leben, sein Wirken, seine Gesinnung, bekommt es mit Gott zu tun. In Jesus hat der lebendige, persönliche Gott Menschen angeredet, sich ihnen zu erkennen gegeben. Alles, was wir über Gott wissen und mit Recht von Gott erwarten, ist deswegen in Jesus zu finden.
Und wann und wie wird es spürbar, dass Gott in uns am Werk ist? Was bewirkt Gott durch seine beseelende Kraft? Welche „Früchte“ bringt Gott in uns hervor, wenn wir in seinem Sinne denken, handeln und leben? Paulus nennt diese „Früchte“: Liebe, Geduld, Güte, Treue, Freude, Friede. Wenn das Wesen Gottes - wie in einem Johannesbrief gesagt wird - die Liebe ist, dann ist Gott überall dort am Werk, wo wir wirklich lieben. Gott hat in uns etwas von sich selbst hineingelegt, die Fähigkeit zu lieben. Gott ist in uns. Sein Lebensatem, seine Lebenskraft ist in mir. Gott ist tief in mir, wirkt in mir! Oder, wie Augustinus es sagte: „Gott ist mir näher, als ich mir selber bin.“
Damals begann eine Handvoll Menschen über Jesus zu reden. Gottes Wirken macht machte also Kräfte in ihnen frei. Gott verwandelte sie, nahm ihnen die Angst, gab ihnen Lebenskraft, setzte sie in Bewegung. Immer mehr Menschen schlossen sich ihnen an und es entstand eine Bewegung, die sich in der ganzen Welt verbreitet hat, Begeisterung hervorrief und das Leben von Milliarden Menschen beeinflusst und verändert hat. Der Geist, die Lebenskraft Gottes, hat in ihnen gewirkt und wirkt immer noch. Gott reißt mit, begeistert. Gott wirkt in uns.
Wo so etwas, sei es auch nur ganz kurz und bruchstückhaft geschieht, da wirkt Gott in und durch uns. Innerlich von Gottes Kraft getrieben werden, aufbrechen, Neues wagen, sich einsetzen für Gottes Reich, hier uns jetzt, für seine Wahrheit, für Gerechtigkeit und Frieden untereinander. Dann geschieht Pfingsten. Dann weht Gottes Geist, der uns beflügelt. Wir brauchen immer wieder neu ein Pfingstgeschehen in unserem persönlichen Leben und im Leben unserer Pfarrgemeinde.